Hattingen. Edgar Böttcher aus Hattingen ist überzeugt, dass die Fluglärm-Belastungen der Hattinger zugenommen haben. Was ein Sprecher der Flugsicherung sagt.
Fluglärm ist lästig, Fluglärm macht krank. Fluglärm stört. Aber nicht jeden in gleichem Maße. Edgar Böttcher ist überzeugt, dass die Belastungen der Hattinger Bürger in den vergangenen Monaten zugenommen haben, dass Flieger früher als sonst über die Stadt düsen und später als erlaubt landen.
„Es gibt doch Beschränkungen“
„Ich höre manche Flugzeuge bereits vor 6 Uhr morgens und auch deutlich nach 22 Uhr über Hattingen fliegen. Das ist doch die Zeit, in der Ruhe herrschen sollte. Es gibt doch Beschränkungen“, sagt er genervt.
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Michael Fuhrmann, Pressesprecher der Flugsicherung, kennt die Beschwerden und nennt Fakten. „Denn jede Flugbewegung wird aufgezeichnet“, sagt er.
„Immer ein heftiger Lärmpegel“
Edgar Böttcher hat auch „das Gefühl, dass die Flieger teilweise genau über Hattingen ihre Warteschleifen fliegen. „Ich habe in verschiedenen Kindergärten gearbeitet und da ist immer ein heftiger Lärmpegel“, sagt er. Man müsse aber mit Kindern, wenn man draußen sei, teilweise das Reden einstellen, wenn mal wieder ein Flieger sehr tief über der Stadt seine Runden dreht und Warteschleifen fliegt, schildert er.
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„Wir können jeder Beschwerde nachgehen, müssen dann aber genau wissen, an welchem Tag um welche Uhrzeit ein Flugzeug für Belästigungen gesorgt hat“, erwidert dazu Fuhrmann.
Grundsätzlich hat sich an der Verkehrsführung nichts geändert
Grundsätzlich habe sich an der Verkehrsführung nichts geändert. Bei Westwind-Wetterlagen, das seien 80 Prozent der Tage eines Jahres, würden die Anflüge spätestens im Bereich Baldeneysee auf die verlängerte Anfluggrundlinie des Düsseldorfer Flughafens geführt. „Dort empfängt der Pilot dann die Information des Instrumentenladesystems. Dieses System zeigt die Landebahnmitte sowie den richtigen Gleitwinkel. Dadurch kann der Pilot auch nahezu bei Nullsicht eine sichere Landung durchführen.“
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Für Flughafen sind Betriebszeiten genauestens festgelegt
Der Flugbetrieb am Flughafen Düsseldorf erfolgt auf Grundlage der Betriebsgenehmigung vom 9. November 2005. Demnach können in Düsseldorf 131.000 Starts und Landungen in den sechs verkehrsreichsten Monaten eines Jahres durchgeführt werden – üblicherweise von Mai bis Oktober. Auch die täglichen Betriebszeiten sind genauestens festgelegt. Ausführliche Informationen hierzu stellt der Flughafen auf seiner Internet-Homepage zur Verfügung.
Den genehmigten Flugverkehr sicher abwickeln
Die Deutsche Flugsicherung (DFS) betont dabei, dass sie nur das umsetzt, was in der Betriebsgenehmigung des Flughafens festgelegt wurde. „Vereinfacht gesagt, ist es dann unsere Aufgabe, diesen genehmigten Flugverkehr sicher abzuwickeln“, erklärt Michael Fuhrmann, Pressesprecher der DFS. Denn die Flugsicherung habe weder auf die Betriebsgenehmigung, noch auf die Flugbetriebszeiten irgendeinen Einfluss. Das sei alleine die Angelegenheit des Flughafens.
Toleranzen in den Tagesrandstunden notwendig
So laute es von Flughafenseite aus, dass für Airlines, Passagiere und einen leistungsfähigen Luftverkehr in NRW Toleranzen in den Tagesrandstunden notwendig seien, „da sie Verlässlichkeit geben, auch bei nicht beeinflussbaren externen Faktoren nach 23 Uhr landen zu können“. Das gelte auch für Fluggesellschaften, die in Düsseldorf einen anerkannten Wartungsschwerpunkt unterhalten. Sie können Flugzeuge zwischen 5 und 6 Uhr nach Düsseldorf bringen. Das sei allerdings die absolute Ausnahme, extrem selten.
Pünktlichkeits- und Nachtflugreport wird monatlich veröffentlicht
Monatlich werde ein Pünktlichkeits- und Nachtflugreport veröffentlicht. Aus dem gehe hervor, welche Flugbewegungen es gegeben hat. „Diese Flugspur-Aufzeichnungen kann jeder jederzeit auf der Homepage der Flugsicherung DFS.de abrufen. Im Sinne der Transparenz und der Versachlichung von Fluglärmanfragen bieten wir diesen Service an.“
Davor befinde sich der sogenannte Eindrehbereich. Per Kurs und Höhenvorgaben würden die Piloten vom Fluglotsen ähnlich einem Reißverschlussverfahren unter Beachtung der erforderlichen Sicherheitsabstände auf die Mittellinie der Landebahn geführt. „Hattingen liegt im direkten Eindrehbereich, kurz bevor die Anflüge über dem Baldeneysee auf die fiktive Verlängerung der Landebahnlinie geführt werden“, erklärt der Pressesprecher der Flugsicherung. Die Überflughöhen lägen hier im Bereich zwischen 1400 und 1800 Meter. An diesem Verfahren habe sich aber genauso wenig verändert wie an den Überflughöhen.
Anzahl der Fluglärmbeschwerden und -anfragen nimmt wieder zu
„Was wir allerdings spüren, ist, dass die Anzahl der Fluglärmbeschwerden und -anfragen wieder zunimmt. Und das ist nicht nur auf Hattingen bezogen“, erklärt Michael Fuhrmann. Er vermutet, dass das darin begründet ist, dass nach zwei Jahren des massiven Verkehrsrückgangs während der Corona-Pandemie derzeit wieder eine Erholung des Luftverkehrs eintritt. „Allerdings liegen wir bei der Anzahl der Flugbewegungen immer noch unterhalb des Niveaus von 2019, nämlich bei 75 bis 80 Prozent.“
Wie die konkreten Aufzeichnungen belegen, haben zum Beispiel an einem der letzten Montage zwischen 10 und 14 Uhr 67 Flugzeuge den Düsseldorfer Flughafen angeflogen. „Einige davon haben Hattingen überflogen.“