Heiligenhaus. Was soll mit den zig Exponaten im Museum Abtsküche geschehen? Viele Heiligenhauser bewegt das Thema. Nun gibts gute Nachrichten aus dem Paradies.
Im Museum Abtsküche wird archiviert: Jedes einzelne Objekt aus Friseursalon, Sattlerei, Küche und den anderen Bereichen wird dafür in die Hand genommen, untersucht und bekommt eine Nummer. Es ist ein Projekt, das wohl länger dauern wird, ein „Jahrzehntprojekt“ nennt es der Erste Vorsitzende des Geschichtsvereins, Reinhard Schulze Neuhoff.
Da ist zum Beispiel der Schröpfschnepper, ein unauffälliges Gerät, das nun seit einiger Zeit die Nummer 2023/97.1 trägt. „Der hat uns zuerst Rätsel aufgegeben, weil wir gar nicht wussten, um was es sich dabei handelt“, erzählt Museumskustodin Monika Voß. Google brachte die Antwort: Der Schröpfschnepper ist ein Gerät zum Anritzen der Haut beim Schröpfen oder beim Aderlass, „und kommt aus einer Zeit, als der Frisör eben auch noch Bader war“, so Voß weiter.
So wie mit diesem Ausstellungsstück geht es dem Team, das nach den Sommerferien mit der aktiven Archivierung begonnen hat, bei einigen Exponaten – neben dem Messen und Wiegen, dem Fotografieren und Etikettieren sowie dem Hochladen der Daten in die Datenbank „Digikult“ geht es eben auch um die genaue Bestimmung des entsprechenden Stücks.
Wenn das Ausstellungsstück in Heiligenhaus Riemenschneider statt Pistole ist
„Da kann es passieren, dass zu einer bestimmten Herstellernummer nur Pistolen auftauchen, das entsprechende Exponat aber ein Riemenschneider ist“, schmunzeln die Aktiven. Auch das Herstellungsjahr wird nach Möglichkeit herausgefunden.
„Wir haben hier eine Unzahl von Objekten“, berichtet Detlef Gerull, 2. Vorsitzender des Geschichtsvereins, über die „wahnsinnige Aufgabe“, die vor dem Team liegt: „Wir haben uns mit Museumsarbeit beschäftigt und dabei festgestellt, dass eine Inventur vorgenommen werden sollte. Nach der Theorie kommt jetzt die Praxis.“
Aufwendige Fotostation im Heiligenhauser Museumskeller
Dazu ist im Keller eine aufwendige Fotostation aufgebaut, im Museum selbst werden jeden Mittwoch Waage, Zubehör und Laptops zum Einpflegen der Daten hingestellt. Insgesamt acht Freiwillige arbeiten im Wechsel dann an der Katalogisierung der „fünfstelligen Anzahl an Stücken“, so Schulze Neuhoff: „Weitere Helfer sind herzlich willkommen, sie müssen lediglich Interesse und Spaß an dieser Arbeit mitbringen. Selbstverständlich muss man auch nicht jede Woche kommen, geschichtliche Vorbildung ist nicht notwendig.“
Die Sattlerei ist fast komplett archiviert – nun geht es beim Schuster los
Im Friseursalon hat die Archivierung begonnen, mittlerweile ist die Sattlerei fast komplett, als Nächstes folgt dann der Bereich des Schusters – dort warten extrem viele Ausstellungsstücke, jeder Schuh wird einzeln unter die Lupe genommen. „Der Landschaftsverband Rheinland hat sich maßgeblich an den entstehenden Kosten für Technik und Ressourcen beteiligt, dafür sind wir sehr dankbar“, betont Schulze Neuhoff.
Sparkasse und Stadtwerke Heiligenhaus unterstützen das Projekt
Auch der Sparkassenverband und die Heiligenhauser Stadtwerke unterstützen die Aktion des Geschichtsvereins finanziell. Die derzeit aktuelle Nummer ist übrigens die 2023/134, einiges an Arbeit wartet also noch. „Mehr als ein Jahrzehnt werden wir mit Sicherheit beschäftigt sein“. Jedes neue Stück, das dem Museum geschenkt wird, wird übrigens mittlerweile sofort protokolliert: „Wir haben die Tage zum Beispiel ein Kaffeegeschirr für sechs Personen bekommen, das einen direkten Bezug zu Heiligenhaus hat“, erzählt Voss. „Alle Details werden da direkt vermerkt.“