Heiligenhaus. Der Diebstahl von zwei Sattelzügen vor fast vier Wochen in Heiligenhaus bedeutet für Fahrer Markus Häußler viel mehr als nur finanziellen Verlust
Seit über 35 Jahren ist Markus Häußler schon auf Deutschlands Straßen als Lkw-Fahrer unterwegs. Das Fahrzeug des Heiligenhausers ist während seiner Arbeitszeit sein Zuhause. Als der Kraftfahrer, der direkt gegenüber seines Arbeitgebers, der Spedition Petra Brückner, wohnt, am Sonntag zu „seiner Zugmaschine“ gehen will, um die Bettwäsche für die kommende Woche zu wechseln, staunt er nicht schlecht. „Der Lkw stand da einfach nicht mehr“, erinnert er sich.
Fahrer des gestohlenen Lkw aus Heiligenhaus kann es nicht fassen
Sofort ruft der Angestellte den Fuhrparkleiter an und so langsam wird klar: „Der ist wirklich weg – geklaut.“ Markus Häußler dreht selbst „noch drei Runden auf dem Hof, so was glaubt man zuerst ja nicht“. In seiner Zeit als Fahrer hat er schon vieles erlebt, aber sowas noch nie.
Seit fast drei Jahren ist er bei der Heiligenhauser Spedition angestellt, fährt den nun gestohlenen Lkw seit über einem Jahr. „Da richtet man sich schon heimisch ein“, bestätigt er. Denn Markus Häußler ist mit seinem Lkw „viel im Süden unterwegs, München, Füssen aber auch Holland.“ Also schläft er auch in seinem Fahrzeug. „Meist drei Nächte bei einer fünf-Tage-Woche“.
Viele persönliche Gegenstände des Heiligenhauser Lkw-Fahrer
Viele persönliche Gegenstände haben ihre Heimat in dem rollen Zuhause des Lkw-Fahrers gefunden. „Meine Wäsche, Arbeitssachen, Vorräte wie Konserven, wenn man mal was kocht, Wasser und Freizeitkleidung, wenn man nach der Schicht noch mal privat unterwegs ist.“ Alles Notwendige, was man auch in einer Wohnung bräuchte, hat er an Bord.
Aber auch „meinen Fernseher hatte ich dabei, Fotos von der Familie und einen Talisman.“ Alles weg, „die haben mir quasi mein Zuhause gestohlen.“ Dann fügt Markus Häußler ironisch hinzu. „Naja, meine Antenne vom Fernseher habe ich wieder, die haben sie rausgerissen und hinter den Zaun geschmissen, weil sie wohl dachten, damit könnte man sie vielleicht orten.“
Lkw weg, wie geht es für den Heiligenhauser beruflich weiter?
Nachdem sich der Lkw-Fahrer von dem Schock erholt hat, geht es um eine ganz andere, existenzielle Frage: Wie es für ihn beruflich weitergeht. Denn bei der Spedition hat jeder Angestellte seinen eigenen Lkw, aus gutem Grund: „Ich will ja nicht in der Bettwäsche von meinem Kollegen schlafen“, erklärt Markus Häußler.
Er fährt nun ein kleineres Ersatzfahrzeug und „immer nur einmal um die Kirche“, wie er die Aufträge mit den Kurzstrecken nennt. „Das ist auch mal was Schönes“, findet er, „mal jede Nacht zu Hause schlafen.“ Die Arbeit bleibt hingegen die Gleiche: „ Es sind die gleichen Auftraggeber und morgens muss ich genauso aufstehen, ob von Zuhause oder unterwegs.“
Nachtragend ist Markus Häußler nicht, immerhin geht es beim Diebstahl seiner Sachen nicht um große, finanzielle Werte. Dennoch: „Finde ich es schade, es sind natürlich auch viele Kleinigkeiten und persönliche Dinge einfach weg.“
Auf den neuen Lkw muss Heiligenhauser Spedition noch warten
Bis er sein neues rollendes Zuhause, seinen eigenen Lkw, bekommt, muss sich der Mitarbeiter noch gedulden und bis dahin weiter „um die Kirche fahren.“ Doch er ist dankbar, dass er die kurzen Strecken fahren kann und nicht an andere Speditionen „entliehen“ wird.
„Gott sei dank gibt es diese Lösung, ich arbeite hier einfach total gerne. Wenn das nicht möglich gewesen wäre, hätte ich lieber erst noch mal Urlaub genommen.“ Denn genau wie sein Lkw wie sein Zuhause ist, ist die Firma wie seine Familie.
Lkw aus Heiligenhaus sind vermutlich für immer weg
Prokurist Marcel Frentz steht derweil, fast vier Wochen nach dem Diebstahl, weiter im Austausch mit der Versicherung und der Polizei. „Die hat aber keinerlei weitere Ermittlungsansätze“, weiß der Prokurist. „Es ist unwahrscheinlich, dass die Sattelzüge wieder auftauchen. Das müsste schon ein großer Zufall sein, wenn in einer Kontrolle dann mal die eingeschweißte Fahrgestellnummer überprüft wird.“ Das, so weiß Frentz aus eigener Erfahrung, „passiert eigentlich nie“.