Heiligenhaus. Vor knapp einer Woche wurden zwei LKW bei der Spedition Brückner in Heiligenhaus gestohlen. Der Schaden ist groß. Marcel Frentz disponiert um.
In den ersten Minuten hielt Marcel Frentz den Anruf für einen Scherz: „Wie, der findet seinen Lkw nicht?“, fragte der Prokurist der Spedition Petra Brückner, als der Mitarbeiter sein Fahrzeug nicht wie gewohnt auf dem Hof der Firma fand. Es dauerte eine Zeit, bis er wirklich begriff: „Die sind geklaut.“
Am vergangenen Sonntagmorgen, 8. Oktober, gerade erst in seinem Urlaub in Holland angekommen, musste sich der 39-Jährige erst einmal sammeln. „Man glaubt ja nicht, dass so etwas einem wirklich passiert“ und dennoch: Zwei Lkw samt Auflieger sind bei der Heiligenhauser Spedition vom Hof gestohlen worden.
Profis am Werk bei LKW-Diebstahl in Heiligenhaus
Dass da Profis am Werk sind, da hat der seit zehn Jahren im Unternehmen beschäftigte Prokurist keine Zweifel, denn die Tat hat eine Webcam aufgezeichnet. „Man kann deutlich die vier Männer sehen, wie sie über den Hof schlendern und in aller Ruhe die Lkw stehlen.“
Zur ersten Sichtung, das ist nun klar, kamen sie bereits gegen 22 Uhr um sich dann in der Nacht von Samstag auf Sonntag gegen 1.30 Uhr ans Werk zu machen. „Sie haben sämtliche GPS-Tracker, Navigationssysteme ausgebaut und auch den Fernseher des Kollegen“, so Frentz. „Eben alles, was man irgendwie orten könnte“. Gegen 3 Uhr nachts sind dann in aller Ruhe ungesehen vom Hof gefahren. Zur Sicherheit noch mit einem GPS-Störer an Bord.
Ein geklautes Fahrzeug aus Heiligenhaus wurde noch gesehen
Weit sind die beiden Lkw in der Nacht vermutlich nicht gefahren, das schätzt Frentz, „man darf ja sonntagnachts nur mit Ausnahmegenehmigung fahren. Dass einen da die Polizei anhält, da stehen die Chancen fifty fifty.“ Ob Marcel Frentz seine beiden Lkw jemals wiedersehen wird, ist ungewiss. „Da waren Profis am Werk, sicher ist es da kein Problem, den Fahrzeugen eine neue Seriennummer zu geben.“
Doch die Flotte von Petra Brückner ist auffällig. Die Lkw sind rot, die Planen teilweise blau. Und tatsächlich wird eine der beiden Zugmaschinen von DAF noch am Montag nachweislich gesichtet. Doch schnell verliert sich diese Spur. Seitdem sind die beiden Lkw spurlos von der Bildfläche verschwunden.
Nun, fast eine Woche nach dem Diebstahl, versuchen die Mitarbeiter bei Petra Brückner wieder zur Normalität zurückzufinden. Denn auch wenn die Fahrzeuge versichert sind, sie fehlen derzeit in der Flotte und das bedeutet auch, dass Arbeitsprozesse geändert werden müssen. „Wir haben hier noch ein Ersatzfahrzeug stehen, dass nun zum Einsatz kommt, und bislang war noch ein Kollege im Urlaub.“ Wenn der nun zurückkommt, dann wird es kniffelig.
Velberter Speditionen bieten Heiligenhauser Unternehmen Hilfe an
Glücklicherweise „haben Velberter Speditionen ihre Hilfe angeboten und würden unseren Fahrer einige Zeit einsetzen“, so Marcel Frentz. Denn: ohne Fahrzeug keine Arbeit. „Auch unsere Händler haben direkt zugesagt, dass sie uns ein Mietfahrzeug zur Verfügung stellen können oder wir auch einen vorhandenen Lkw kaufen können.“
Doch, wenn Brückners ein Fahrzeug ordern, dann dauert es etwa ein Jahr. Denn der LKW wird nach ihren Wünschen gefertigt, von Farbe bis Ausstattung. Das dauert und die Fahrzeuge, die sofort lieferbar sind, entsprechen meist nicht den Ausstattungswünschen des Unternehmens. Doch Glück im Unglück: „Ein von uns bestellter Lkw ist in etwa einem Monat fertig“, sagt Marcel Frentz sichtlich erleichtert. „Den werden wir natürlich so schnell es geht abholen.“
Neuer LKW kostet die Heiligenhauser Spedition über 100.000 Euro
Wie es mit den beiden verschwundenen Sattelzügen weitergeht, weiß niemand. „Wenn sie innerhalb eines Monats wieder auftauchen, müssen wir sie zurücknehmen“, erklärt der Prokurist. „Daher können wir jetzt natürlich auch noch nichts Neues bestellen.“ Zumal der Kaufpreis etwa 100.000 bis 120.000 Euro pro Lkw plus etwa 30.000 Euro für einen Auflieger beträgt.
Bis die Versicherung zahlt, muss zudem erst anhand von Kaufbelegen und weiteren Rechnungen ein Gutachten über den Wert der Fahrzeuge erstellt werden, etliche Formulare muss Marcel Frentz ausfüllen, wie lang dann alles dauert? Da zuckt er nur mit den Schultern.
>>>Wer hat die gestohlenen LKW der Spedition Brückner gesehen?
2002 wurde die Firma Petra Brückner in Velbert mit nur einem LKW und einem PKW Kombi als Transport- und Kurierdienst gegründet. Nach einigen Übernahmen von anderen Unternehmen und Expansionen wurde Petra Brückner schließlich 2011 zu einer GmbH. 2012 wurde eine Zweigstelle in Stuttgart gegründet. Seit 2018 hat das Unternehmen seinen Sitz in Heiligenhaus an der Ziegelstraße. Die Fahrzeugflotte von der Heiligenhauser Spedition Petra Brückner hat zwölf LKW und 14 Sprinter.
Die beiden gestohlenen Sattelzüge sind beide von DAF und haben eine rote Zugmaschine, der eine Auflieger hat eine blaue Plane, der andere eine graue. Die Fahrzeuge sind zweieinhalb und fünf Jahre alt, die Auflieger der beiden Fahrzeuge etwa zwei Jahre. Die Kennzeichen der beiden Zugmaschinen waren, zum Zeitpunkt des Verschwindens ME-PB 282 und ME-PB 270, Wer Hinweise zum Verbleib hat, kann sich an jede Polizeidienststelle wenden. Die Spedition hat eine Belohnung von 3000 Euro ausgelobt, für Hinweise die zur Auffindung der Fahrzeuge verhelfen.