Heiligenhaus. Zu wenig wird für Marco Schild und Dominik Döbbeler im Heiligenhauser Rat gestritten. Was sie kritisieren – und was sich bei ihnen bald ändert.

Unterschiedliche Wege führten Marco Schild und Dominik Döbbeler in die Heiligenhauser Politik: Seit dem Frühjahr 2022, und somit anderthalb Jahre nach der Kommunalwahl 2020, gründeten die beiden Ratsmitglieder die Fraktion SKB (Sozialkonservatives Bündnis) / Die Linke. Im WAZ-Sommerinterview sprechen sie über die Anfänge, die Zeit im Rat und wie es weitergehen soll.

Herr Döbbeler, Herr Schild, blicken wir kurz zurück auf den Beginn der Wahlperiode. Was war Ihnen damals wichtig, was nun?

Marco Schild: Damals war ich für eine andere Fraktion, die AfD, im Rat. Wir haben die vielen Brände gehabt, erfreulicherweise konnte unser Antrag zur verstärkten Bekämpfung von Vandalismus durchgehen. Rechtsstaatlichkeit und präventive Sozialarbeit war mir damals wichtig, Gott sei Dank haben wir das im Griff mittlerweile. Auch das Forcieren des A44-Weiterbaus war eins meiner Schwerpunktthemen.

Dominik Döbbeler: Ich habe immer das Thema Mietmarkt vor Augen, die immer höheren Mietpreise und den Wohnmarkt. Ich setze mich für die Gründung einer städtischen Wohnbaugesellschaft ein, damit wir hier Druck vom Kessel kriegen. Außerdem müssen wir das Angebot für Jugendliche ausbauen. Der Club ist toll, erreicht aber leider nicht jeden. Wir brauchen hier vor Ort was, wo man sein Taschengeld lassen kann.

Wie lief es für Sie nach der Gründung der gemeinsamen Fraktion?

Schild: Es lief sehr gut, es passt einfach zwischen Domi und mir. So unterschiedlich wir sind, einen uns doch die gleichen Themen. Das matched einfach. Die Zusammenarbeit mit den anderen Fraktionen, nun ja, die ist nicht immer einfach. Mir fehlt es da an Individualismus bei den anderen. Beim Thema Wohnbaugesellschaft erwartet man Zuspruch der anderen eher linkeren Fraktionen, bei der Senkung der Gewerbesteuer von FDP und CDU, aber der kommt nicht. Da sieht man leider: Politik läuft auch bis auf die lokale Ebene mit angezogener Handbremse.

Döbbeler: Man muss auch mal sehen, der Rat der Stadt ist nicht repräsentativ für die Menschen der Stadt. Es sitzen vor allem Akademiker drin, kaum Ausländer oder Muslime.

Schild: Da wird sich in der Zukunft mit Sicherheit einiges ändern, denn auch diese Menschen wollen mitmischen und sich Gehör verschaffen und mitentscheiden. Die großen Parteien werden in 15 bis 20 Jahren in der Bedeutungslosigkeit verschwinden, weil die Menschen nach was anderem suchen, was sie besser vertritt. Das sieht man ja schon in Duisburg jetzt.

Döbbeler: Und man muss auch sagen: Die Politikverdrossenheit und das Gefühl, keiner sei für einen da, spielt leider einer Partei wie der AfD in die Karten – und das wollen wir ja definitiv nicht. Die Partei sagt aber auch einfach mal, was falsch läuft, und so offen sind andere Parteien da eben nicht.

Was hat der Rat in der bisherigen Wahlzeit für gute oder schlechte Entscheidungen getroffen?

Döbbeler: Wir bedauern sehr, das können wir immer nur betonen, dass die Wohnbaugesellschaft nicht geklappt hat, als Stadt muss man gegen all die Probleme auf dem Wohnungsmarkt eine eigene Immobiliengesellschaft umsetzen.

Was sind denn die Ziele Ihrer Fraktion noch für die Zeit bis zur nächsten Wahl?

Schild: Wir müssen die Stadtentwicklung optimieren, die Stadtteile müssen kulturell homogener werden. In Stadtteilen wie Isenbügel müsste es soziales Wohnen oder Unterkünfte für Geflüchtete geben, im Nonnenbruch mehr Deutsche, damit die Integration überall stattfinden kann. Da gibt es derzeit im Stadtgebiet ein Ungleichgewicht. Da reicht es nicht, wenn man ab und an ein Stadtfest feiert oder soziale Arbeit leistet.

Döbbeler: Wir würden es begrüßen, wenn Heiligenhaus eine Musterstadt für die Abgabe von Cannabis werden würde. Wir sind keine Freunde von Drogen, empfehlen da eher Sport und gute Bücher, aber wer eigenverantwortlich damit umgehen kann, der soll das machen können. Das würde den Bereich auch raus aus der Kriminalität holen.

Schild: Außerdem wollen wir den Rat verkleinern und somit eine sechsstellige Summe einsparen, das tut dem städtischen Haushalt gut. Wir zumindest machen keine Politik, um uns zu bereichern, sondern weil wir etwas für den Bürger tun wollen.

Döbbeler: Wir wünschen uns mehr Tatkraft in der Politik, die Stadt muss sich mehr um den nötigen Schienenanschluss bemühen. Man könnte sich doch auch an die in Ratingen geplante U81 anschließen, die dann bis nach Düsseldorf fährt. Da gibt es immer Fördertöpfe, wenn man da schneller agieren würde.

Für Sie beide ist es die erste Wahlzeit im Heiligenhauser Rat. Wie gefällt es Ihnen, hatten Sie sich das anders vorgestellt?

Schild: Die Ratsarbeit läuft viel harmonischer, als ich es mir vorgestellt hatte. Ich dachte, man würde mehr inhaltlich streiten, also sachlich inhaltlich. Inhaltlich können wir sicherlich mit der SPD am ehesten unsere Ideen durchbringen, wir sind aber betont sozial, aber eben auch traditionell wertkonservativ.

Döbbeler: Was uns fehlt, ist eben der Individualismus, es gibt zu viel Parteitreue.

Wie sieht es denn in der Zukunft aus, blicken Sie schon auf die nächste Kommunalwahl? Als SKB/Die Linke können Sie ja nicht antreten.

Döbbeler:Die Linken werden auf jeden Fall erneut antreten. Wir hatten beim letzten Mal auch die Liste der Linken schon geöffnet, das sollte also kein Problem sein.

Schild: Ich persönlich bin jetzt erstmal froh, dass Bürgermeister Michael Beck wieder zurück ist. Rein menschlich, aber auch politisch freue ich mich auf die Zusammenarbeit mit ihm.

Döbbeler: Man muss schon sagen, es lief einiges sehr seltsam in der letzten Zeit, ohne ihn.

Schild: Für mich endet die Zeit im Heiligenhauser Rat demnächst, aber aus privaten Gründen. Ich ziehe nach München und gebe zu dem Zeitpunkt mein Mandat schweren Herzens ab – das ist nicht einfach für mich, da ich an meiner Heimatstadt hänge, hinter diesem Mandat steht für mich ein großer emotionaler Wert.