Heiligenhaus. Nach seiner Krebserkrankung ist der Heiligenhauser Bürgermeister Michael Beck wieder zurück im Rathaus. Was ihm nun auf dem Herzen liegt.

„Welcome Beck“ steht es auf einem Schriftzug am Freitagmorgen über dem Schreibtisch von Michael Beck: Seit Dienstag ist der Heiligenhauser Bürgermeister wieder zurück im Rathaus, zumindest stundenweise. Nach einer lebensbedrohlichen Erkrankung und demzufolge längerer Abwesenheit will er nun langsam wieder das Ruder übernehmen. Im Interview mit WAZ-Redakteurin Katrin Schmidt will er vor allem eins loswerden.

Herr Beck, viele Monate waren Sie krankheitsbedingt ausgefallen. Wie geht es Ihnen heute?

Michael Beck: Danke, man kann, Gott sei dank, sagen, dass es mir den Umständen entsprechend sogar sehr gut geht. Das sah am Anfang meiner Erkrankung leider anders aus. Ich wusste, dass es etwas Ernsteres sein muss, das hatte man mir vor meinem Urlaub im Oktober schon angedeutet. Dass es aber eine Diagnose sein wird, die lebensbedrohlich sein sollte, damit hatte ich nicht gerechnet.

Was passierte, nachdem man Ihnen die Diagnose mitgeteilt hat?

Es war zunächst ein schwerer Schock, denn anfangs und vor der Operation war die Prognose leider sehr düster. Nicht mehr viele Lebensjahre hatte man mir da prophezeit. Das hat einem natürlich zunächst den Boden unter den Füßen weggerissen, mit all der Dramatik, mit der der Arzt mir die Botschaft überbrachte, musste man vom Schlimmsten ausgehen. Es war aber vielleicht auch gut so im Nachhinein, denn von dem Moment an ging alles sehr schnell und man wusste, du musst jetzt handeln.

Macht seine Reha im Büro: Michael Beck war einige Monate wegen einer schweren Krankheit nicht im Dienst.
Macht seine Reha im Büro: Michael Beck war einige Monate wegen einer schweren Krankheit nicht im Dienst. © Katrin Schmidt

Ich bin dann zum Glück an einen überragenden Arzt an der Uniklinik Köln gelangt, dem, so muss man es sagen, habe ich wohl mein Leben zu verdanken. Die OP war sozusagen der Gamechanger, sie lief besser, als jeder erwartet hätte. Es folgten viele Behandlungen, bei der Krebsart handelt es sich um eine sehr aggressive, die schnell wiederkommt. Doch in der letzten Woche erhielt ich die gute Botschaft: Der Krebs ist derzeit nicht mehr nachweisbar. Das war natürlich wegweisend, es hätte ja auch sein können, dass die Behandlungsschleife von vorne beginnt. Ich bin sehr dankbar, dass es nicht so gekommen ist, werde nun aber sehr engmaschig untersucht.

Was haben Sie in der Zeit aus Heiligenhaus mitbekommen?

Am Anfang ehrlicherweise gar nichts mehr, denn da hatte man einen ganz anderen Fokus. Doch nach der OP und mit den ersten Behandlungen sah das wieder anders aus. Ich wollte von außen mich nicht einmischen, aber ich war im engen Austausch mit dem Ersten Beigeordneten Björn Kerkmann, und der gesamte Verwaltungsvorstand hat mich über die Monate auch einige Male bei mir zu Hause besucht. So habe ich im Groben schon mitbekommen, was von Relevanz war.

Dass Sie schwer erkrankt, sind, hat natürlich in Heiligenhaus schnell die Runde gemacht. Wie haben Sie die Anteilnahme erfahren?

Ich kann nur sagen, dass ich schwer überwältigt bin von den vielen, unfassbar emotionalen Botschaften, die mich aus sämtlichen Richtungen erreicht haben. Die Wertschätzung, die mir entgegengebracht wurde, hat mich positiv berührt und ich hatte auch das ein oder andere Mal fast feuchte Augen, weil ich feststellen durfte, dass man mich, glaub ich, auf so breiter Basis wertschätzt. Ob es der Rückhalt aus meinem Rathaus war und auch der aller Fraktionen, die diszipliniert die Arbeit fortgeführt haben oder die unglaublich vielen Zuschriften – ich möchte mich aus ganzem Herzen für das Mitgefühl aller bedanken. Das bewegt mich unglaublich, es ist kaum in Worte zu fassen. Ich bin sehr glücklich, Bürgermeister dieser tollen Stadt zu sein.

Jetzt sitzen Sie wieder hier an Ihrem Schreibtisch, wie geht es jetzt weiter?

Ich werde natürlich mit meinen Kräften haushalten müssen und bitte um Verständnis, wenn ich noch nicht zu allen Terminen kommen kann. Doch die ersten Tage liefen ganz toll, ich bin herzlich willkommen geheißen worden, es war wie der erste Schultag. Ich habe nun aber einiges auf der Agenda, einiges schaue ich mir noch mal genauer an, bei anderen Projekten, wie auch dem Innovationspark, habe ich natürlich auch schon Ideen. Aber eins nach dem anderen, nun freue ich mich auf die ersten politischen Gremiensitzungen, den HFA und Rat, dann kommt die Sommerpause, eine gute Zeit, um langsam wieder reinzukommen. Doch am meisten freue ich mich auf das Stadtfest nächste Woche: Die Eröffnung werde ich mir nicht entgehen lassen und bei der Vereinsmeille werde ich viel Zeit mitbringen – da werde ich mich bei vielen bedanken und mit einem Augenzwinkern sagen: I am back – Beck is back.