Heiligenhaus. Neun Orte, neun Konzerte – das kleine Heiligenhauser Rockfestival zog viele Menschen in die Innenstadt und die Abtsküche. Konzept kam gut an.
Das war richtig Musik drin: Heiligenrock rockte tatsächlich die ganze Stadt. Das beliebte Musik-Festival des Arbeitskreises Gastronomie im Heiligenhauser Stadtmarketing begann am Kaffee Klatsch unweit des Kirchplatzes und endete am Hofcafé Abtsküche.
Unter der Remise des ehemaligen Bauernhofes stimmten die Jungs von Bigfoot im Outfit der 70-iger Jahre die Besucher musikalisch auf das Jahrzehnt ein. „Das ist eine sehr geile Stimmung hier“, lobte Frontmann Armin Fiedler, der mit Liedern von Led Zeppelin bis Jethro Tull das Publikum mit auf die Zeitreise nahm. Nachdem sich endlich frühlingshaftes Wetter eingestellt hatte, schwitzte Christoph Wolf am Grill, um den Hunger der Gäste zu befriedigen: „Ich denke, ich habe genug Bratwürstchen geordert.“
Heiligenhauser Festival war heiß begehrt
Die Nachfrage nach Tickets war riesig: Bereits im Vorverkauf gingen 1300 weg, die restlichen 200 fanden an der Abendkasse reißenden Absatz. „Wer sich nicht rechtzeitig ein Ticket sicherte, hat Pech gehabt“, bedauerte Stadtmarketingkoordinator André G. Saar, der gerne auch 2000 Karten ausgegeben hätte. „Dafür reicht der Platz in den Gaststätten nicht und den Gastronomen fehlt das Personal.“
Viele nutzten den lauen Frühlingsabend, um von der Abtsküche in die Innenstadt zu spazieren, wo es die anderen Konzerte gab. Wer nicht gut zu Fuß war, konnte den Shuttle-Service des Bürgerbusvereins nutzen, der im Vorfeld umstritten war: „Weil das neue Fahrzeug durch Landesmittel gefördert ist, darf es nur Linie fahren. Der alte Bus, der als Reserve genutzt wird, ist nicht mehr in der Förderung, da machte die Rheinbahn eine Ausnahme“, so die Erklärung von André Saar.
Unterschiedliche Konzerte an den vielen Orten
In der Innenstadt war richtig was los: Türsteher achteten am Eingang darauf, dass die zugelassene Zahl der Besucher nicht überschritten wurde. Das tat der guten Laune der Wartenden keinen Abbruch: Man freute sich, alte Bekannte wiederzusehen. Keine Schlangen, aber auch keine Getränke oder Speisen, gab es in der Suitbertuskirche. Kantor Christoph Zirener zog alle 25 Register und spielte alle 1500 Pfeifen der Orgel an, auf der er Hits der Rockmusik in einem ungewohnten Klang präsentierte. Als die letzten Töne von John Miles „Music“ im neugotischen Gewölbe des Doms verklungen, war Christoph Recker ganz ergriffen: „Das ist was ganz anderes als das Übliche.“
Die Lokationen waren alle unterschiedlich aufgestellt: Während der Treff am Rathaus den gesamten Innenhof beanspruchte, damit die Rentnerband „Opa kommt“ so richtig losfetzen konnte, schlug in unmittelbarer Nähe bei Special Wines das Duo Teneja und Rick die leiseren Töne an. In der Tanzschule Heigl wurde tatsächlich formvollendet getanzt, ansonsten sorgte „Comos Coverrock“ für stundenlange Partymusik. In der Kniffte stand „TRAM“ quasi im Schaufenster, während sich im Thum 1897 die Musiker in der hintersten Ecke aufgebaut hatten. An der Aulen Schmet lockten die Jungs von „P613“ die Fans auf die Terrasse.
Velberter Besucher staunen über Heiligenhauser Event
Unter den Besucher an allen Spielstätten waren auffallend viele Velberter, die ein bisschen neidisch auf die kleinere Nachbarstadt schauten: „Heiligenhaus kriegt so was hin“, so die Anerkennung eines bekannten Velberter Karnevalisten. Ralph Groß, zweiter Vorsitzender von Neviges Aktiv, war ebenfalls ganz angetan und bedauerte, dass man so ein Kneipenmusik-Festival in dem Wallfahrtsort kaum hinbekommt: „Wir haben dafür kaum noch Gaststätten in der Innenstadt.“ Auch Gäste aus Übersee waren begeistert: Rafael Maximer, brasilianischer Servicemitarbeiter eines weltweit tätigen Hetterscheidter Unternehmens, besuchte am vergangenen Wochenende Amsterdam. Die holländische Metropole hat ihm nicht so gut gefallen wie Heiligenhaus: „It is a nice expierence.“