Heiligenhaus. Luke Mackenzie ist Bürgermeister in der englischen Partnerstadt Basildon. Er spricht über den Tod der Queen, den Brexit und das Leben in England.

Sechs Stunden und 50 Minuten dauert die Autofahrt vom Basildonplatz in Heiligenhaus bis zur namensgebenden Partnerstadt, Basildon in England. 581 Kilometer sind es, und wenn man dem Routenplaner glaubt, schafft man die Reise auch in sieben Stunden und 20 Minuten mit den öffentlichen Verkehrsmitteln. Einmal über oder durch den Kanal geht es, etwas mehr als 50 Kilometer östlich von London gelegen befindet sich die Stadt, in der Councillor Luke Mackenzie derzeit Bürgermeister ist. Erst kürzlich war der Mayor Basildon Boroughs zu Besuch in Heiligenhaus – und das zum ersten Mal.

Es ist nicht der erste Mayor, den Bürgermeister Michael Beck kennenlernt – vier oder fünf, schätzt Beck, als eine Delegation aus Basildon Ende September in Heljens war, dieses Mal zur Erneuerung der Jugendpartnerschaft beider Städte nach 50 Jahren. Die Ehrennadel der Stadt erhielt in dem Zuge Bob Sheridan, der sich schon seit vielen Jahrzehnten für die Städtepartnerschaft engagiert, und seinen neuen Bürgermeister auf die Fahrt nach Deutschland wieder begleitete. „Ich bin seit Mai im Amt“, berichtet Mackenzie im Gespräch mit der WAZ. Heiligenhaus gefalle ihm sehr gut, die Menschen seien sehr nett, „es ist schön grün und natürlich etwas kleiner als Basildon.“ 170.000 Menschen leben immerhin dort, viele pendeln von Basildon zur Arbeit nach London.

Heiligenhauser Partnerstadt Basildon trauert um Queen Elisabeth

WAZ-Redakteurin Katrin Schmidt hat sich im Heiligenhauser Golden Café mit Luke Mackenzie getroffen.
WAZ-Redakteurin Katrin Schmidt hat sich im Heiligenhauser Golden Café mit Luke Mackenzie getroffen. © FUNKE Foto Services | Sebastian Sternemann

Für die nächsten vier Jahre ist Mackenzie nun im Amt, einige Erfahrung hat der Politiker, der dem konservativen Lager angehört (Conservative and Unionist Party), aber schon gemacht. Mit 22 wurde er schon einmal gewählt, „damals hatte ich gar nicht damit gerechnet, aber ich habe wohl einen guten Wahlkampf gemacht“, berichtet der Politik- und Wirtschaftswissenschaftler lachend. Für zwei Abgeordnete hat er zudem gearbeitet, ob er sich vorstellen kann, mal dem Londoner Parlament anzugehören? „Das wäre natürlich ein großer Traum, aber das ist natürlich nicht einfach“, gibt er zu.

Doch bis dahin habe er noch einiges vor als Bürgermeister in seiner Stadt – übrigens sieht man ihn dort oft in einer traditionellen Kluft und mit traditionellen Chains, Ketten. „England ist generell ein Land, das viele Traditionen bewahrt – das hat die Welt ja nun auch bei der Beerdigung unserer Königin gesehen.“ Wie die Menschen in Basildon den Tod der Queen erlebten? „Es herrschte große Trauer, die meisten von uns haben ja nur sie als Queen erlebt. Wir haben sie alle sehr geliebt“, berichtet Mackenzie. Viele seien nach London gereist, um ihr die letzte Ehre zu erweisen, außerdem konnte man sich bei der Stadt in Trauerlisten eintragen. „Meine Aufgabe war es dann, auf einer extra einberufenen Versammlung ein Schriftstück zu lesen, in dem der neue König Charles offiziell verkündet wurde, vor gut 200 Menschen.“ Das sei ein unglaubliches Erlebnis gewesen, „und wer weiß, wie viele Jahre es dauert, bis es erneut dazu kommt.“

Bürgermeister von Basildon steht zur Monarchie und zum Brexit

Doch wie steht Mackenzie zur Monarchie, ist das alles noch zeitgemäß? „Unsere Monarchie hat eine lange Tradition, und das Royale gehört zu unserem Alltag dazu. Es bringt uns viel Tourismus, es ist unsere Kultur und es wäre eine Schande, wenn wir es verlieren würden.“ Er sei überzeugt, dass König Charles ähnlich wie seine Mutter hart arbeiten werde und vieles für das United Kingdom erreichen werde.

Luke Mackenzie in privater Kleidung: Normalerweise trägt er zu offiziellen Anlässen eine traditionelle Kette, die Chain.
Luke Mackenzie in privater Kleidung: Normalerweise trägt er zu offiziellen Anlässen eine traditionelle Kette, die Chain. © FUNKE Foto Services | Sebastian Sternemann

Zum Thema Brexit findet Mackenzie ebenfalls klare Worte: „Auf Basildon und unsere vielen Firmen hat es bislang keine Auswirkung. Auch unsere Wirtschaft hat mit Problemen zu kämpfen, aber nicht infolge des Brexits. Und auch bei der Ein- oder Ausreise habe ich bislang keinen Unterschied feststellen können.“ Mehr gelitten hätten die Menschen in Basildon in der Pandemie, „vor allem die Einsamkeit während der Lockdowns war eine schwere Zeit.“ So langsam sei auch die Normalität wieder eingekehrt in Basildon, gerade habe ein neues Schwimmbad und ein neues Kino eröffnet, in den Bars sei wieder mehr los.

Aufbau einer Städtepartnerschaft in der Ukraine

Wie wichtig es in Zeiten wie dem Krieg in der Ukraine sei, Partnerschaften wie die mit Heiligenhaus und Meaux aufrecht zu erhalten, betont auch Mackenzie: „Gerade für die Jugend bringt es nur Vorteile, der Austausch ist sehr wichtig, viele Freundschaften können hier über Grenzen hinweg entstehen.“ Basildon sei nun bemüht, eine Partnerschaft mit einer ukrainischen Stadt aufzubauen, „damit wir helfen können, die Infrastruktur dort wieder aufzubauen.“