Heiligenhaus. Die Jugendfeuerwehr ist die Nachwuchsschmiede der Freiwilligen Wehr. Nun wurden fünf Jahrzehnte gefeiert – und sogar eine Ehrennadel verliehen.

Zu einer richtigen Geburtstagsfeier gehört eine Torte. Die darf ein bisschen größer sein, wenn es sich um einen runden Geburtstag handelt, so wie jetzt bei der Jugendfeuerwehr Heiligenhaus: Die wurde fünfzig Jahre alt und feierte am Sonntag auf der Wache.

Bevor die süße Köstlichkeit angeschnitten wurde, gab es einen Blick in die Geschichte: Willy Brandt war Bundeskanzler, in München fanden die Olympischen Spiele statt und Bayern München war Deutscher Meister. Über einem Beamer wurden in der Fahrzeughalle historische Fotos von einem halben Jahrhundert Jugendfeuerwehr gezeigt, dazu ein Interview mit Günther Brunnöhler: „Die Idee stammt von Karl Wilms, dem damaligen Wehrleiter“, erinnert sich der inzwischen verstorbene, erste Heiligenhauser Jugendfeuerwehrwart. „Zuerst brachten die Väter ihre Söhne in die Wehr. Von der Stadt bekamen wir 6000 Mark für die erste Ausstattung.“

Rückblick auf die Entstehung der Heiligenhauser Jugendfeuerwehr

Um den Etat aufzustocken, sammelte die Jugendfeuerwehr Altpapier. Durch den Verkauf des Rohstoffes konnte ein erstes Zeltlager an der Windrather Kapelle in Neviges durchgeführt werden. Daniela Vollmar, die aktuelle Jugendfeuerwehrwartin, erinnerte daran, dass „Günni“ ausrangierte Kinosessel für den Fortbildungsraum beschaffte und so ganz nebenbei den Grundstock für das Feuerwehrmuseum legte.

Sichtlich gerührt zeigt sich Jörg Paletti Brunnöhler (r.) bei der Überreichung der Ehrennadel der Stadt Heiligenhaus durch Bürgermeister Michael Beck.
Sichtlich gerührt zeigt sich Jörg Paletti Brunnöhler (r.) bei der Überreichung der Ehrennadel der Stadt Heiligenhaus durch Bürgermeister Michael Beck. © Ulrich Bangert

Sein Sohn Jörg gehörte zu den ersten Mitgliedern der Jugendfeuerwehr, die er ab 1986 leitete und einen Austausch mit der Jugendfeuerwehr im schwedischen Sjöbo imitierte, dazu kamen weitere Aktionen mit Zwönitz und Meaux. Nach „Paletti“ standen Jan Heinisch und Jörg Schuster der Jugendfeuerwehr vor. „2020 kam mit Corona der Hammer“, stellte Daniela Vollmar fest. „Nach Online-Übungsdiensten konnte man später wieder in kleinen Gruppen zusammen kommen. Immerhin haben wir kein Mitglied verloren.“

Ehrennadel der Stadt Heiligenhaus für Jörg Paletti Brunnöhler

Nach einer Ehrung durch den Kreis-Jugendfeuerwehrverband für Ines Ruhrmann für ihr Engagement in der Jugendfeuerwehr ging Bürgermeister Michael Beck ans Mikrofon: „Jörg Brunnöhler, den jeder unter Paletti kennt, war über 20 Jahre stellvertretender Leiter der Feuerwehr Heiligenhaus und hat sich mit seiner ausgeglichenen Art in ganz besonderer Weise verdient gemacht. Dafür erhält er die Ehrennadel der Stadt Heiligenhaus.“ Als der Applaus endete, meldete sich der Geehrte zu Wort: „Ich sage es ganz klar: Als Feuerwehrmann ist man immer ein Teamplayer, ich bedanke mich bei allen.“

Kreisjugendfeuerwehrwart Moritz Kolb (links) und die Heiligenhauser Stadtjugendfeuerwehrwartin Daniela Vollmar (rechts) ehrten Ines Ruhrmann für ihre Verdienste um die Heiligenhauser Jugendfeuerwehr.
Kreisjugendfeuerwehrwart Moritz Kolb (links) und die Heiligenhauser Stadtjugendfeuerwehrwartin Daniela Vollmar (rechts) ehrten Ines Ruhrmann für ihre Verdienste um die Heiligenhauser Jugendfeuerwehr. © FUNKE Foto Services | Ulrich Bangert

Michael Beck dankte allen Betreuern für den „Spirit“, der in der Jugendfeuerwehr herrscht. „Ich wünsche mir, dass sich möglichst viele junge Menschen der Werte bewusst werden, die hier in der Jugendfeuerwehr vermittelt werden.“ Der Bürgermeister erinnerte an den Leitspruch: „Einer für alle, alle für einen.“ Dazu hatte er was mitgebracht: ein Basecap. „Die müssen noch angefertigt werden“, bedauerte der erste Bürger der Stadt und setzte sich das Ansichtsexemplar zur Belustigung aller auf.

Spannendes Geschenk der Ratinger Feuerwehr

Der stellvertretende Kreisbrandmeister René Schubert hat den Eindruck, dass bei der Jugendfeuerwehr Heiligenhaus hervorragend Werte vermittelt werden. Als Chef der Feuerwehr Ratingen bot er der Nachbarstadt Unterstützung für die Jugendwehr an. Die gab es gleich nach dem Tortenanschnitt: Mit Blaulicht und Martinshorn fuhr auf den Hof der Feuerwache an der Dr.-Julius-Held-Straße das TLF 4000 der Ratinger Wehr: So ein Fahrzeug, das 8000 Liter Wasser mit sich führt und speziell bei Wald- und Flächenbränden eingesetzt werden kann, hat Heiligenhaus nicht und wurde vom Nachwuchs begeistert inspiziert.

Jörg Brunnöhler (von links), Georg Zimmlinghaus und Udo Mauga sind von Anfang an dabei gewesen.
Jörg Brunnöhler (von links), Georg Zimmlinghaus und Udo Mauga sind von Anfang an dabei gewesen. © FUNKE Foto Services | Ulrich Bangert

>>> Mehr als Löschen

  • Die Jugendfeuerwehr besteht aus rund 35 Jugendlichen und zehn Ausbildern. Beim Übungsdienst wird gemeinsam alles über die Feuerwehr gelernt, vom Schläuche ausrollen bis zur Fahrzeugtechnik, Erste Hilfe und kompletten Löschübungen.
  • Einmal im Jahr gibt es eine Alarmübung, wo mit Blaulicht und Martinshorn gefahren wird. Daneben finden Spiel- und Filmabende statt sowie Aktionsangebote, wie Kanufahren, Schwimmen, Besichtigungen von anderen Feuerwachen und vieles mehr. Infos unter fw-heiligenhaus.de/jugendfeuerwehr oder auch auf Instagram.