Heiligenhaus. Nicole Gundert ist eine der besten deutschen und weltweiten Minigolferinnen. Ein Schlag pro Bahn ist das Ziel für die Neu-Heiligenhauserin.
Wenn es einen Sport gibt, den wahrscheinlich jeder schon mal ausgeübt hat, dann ist das sicher Minigolfen. Mit der ganzen Familie vom Kleinkind bis zu den Urgroßeltern kann man gemeinsam Spaß daran haben, den kleinen Ball in das kleine Loch am Ende jeder Bahn zu bekommen, und das mit möglichst wenigen Schlägen. Dass man Minigolfen jedoch auch auf Profiniveau spielen kann, das ist sicher den wenigsten bislang bekannt. Neu-Heiligenhauserin Nicole Gundert ist jedoch eine der Besten, nicht nur in Deutschland – sie ist mit ihrem Team schon mehrfach Deutsche Meisterin, Weltmeisterin und Champions League-Siegerin geworden.
Auf wie vielen Minigolfanlagen die 42-Jährige in ihrem Leben schon gespielt hat, kann sie dabei kaum noch abschätzen. Dass man im Urlaub mal auf die Minigolfanlage geht, das kennt ein jeder – doch das Ehepaar Gundert richtet die Freizeit nach Turnieren aus: „Es gibt eigentlich keinen Urlaub, in dem wir nicht spielen“, berichtet die Ergotherapeutin lachend – auch ihr Mann spielt Minigolf auf höchstem Niveau, die beiden haben sich über den Sport kennengelernt. Seit vielen Jahren reisen sie gemeinsam zu Bundesligaspielen oder Turnieren. Dabei kam das Paar ganz schön rum, „wir waren in vielen Ländern in Europa, von Finnland bis nach Portugal, Italien oder Tschechien“, berichtet Gundert.
Wahl-Heiligenhauserin spielt für den 1. MGC in Mainz
Angefangen hat ihre Leidenschaft durch ein Minigolfturnier in ihrem saarländischen Heimatdorf, da war Nicole Gundert gerade mal acht Jahre alt: „Ein Nachbar hatte das organisiert und wir haben alle mitgemacht“, erinnert sie sich zurück. Schnell macht ihr das Spielen nicht nur großen Spaß, sie entwickelt ebenso einen starken Ehrgeiz: „Immer, wenn jemand besser war als ich, wollte ich das wieder toppen.“ Nach der Schule ging es dann oft auf die Anlage, am Ende hatte sie es geschafft – und war nicht nur Dorfmeisterin, sie wurde auf ihr Talent angesprochen und trainierte von da an in einer Mannschaft.
Die Erfolge kamen schnell, 1993 wurde Nicole Gundert zum ersten Mal Deutsche Schülermeisterin. „Wenn man dann bei einem Turnier dabei ist, kriegt man mit, dass man sich immer weiter und für immer höhere Wettbewerbe qualifizieren kann“, berichtet die Minigolferin. Man lerne die anderen Vereine kennen und auch die Trainer der Nationalmannschaft werden irgendwann aufmerksam. Seit ihrer Jugend spielt sie für den 1. Mainzer Minigolf-Club (MGC), mit dem sie über die Jahre viele Team-Wettbewerbe gewinnen konnte. Gerade das Spielen in der Mannschaft und das Spielen in der Natur mache den Sport für Gundert aus: „Man freut sich für die anderen, man tauscht sich über die Bahnen aus, man verbringt Zeit mit Freundinnen auf dem Platz“, fasst sie zusammen, was die ehemalige Nationalspielerin noch heute begeistert an dem Sport.
Minigolfen ist ein echter Sport
Denn dass es sich sehr wohl um einen ernstzunehmenden Sport handelt, das muss Gundert, die mit ihrem Mann von Düsseldorf aus in die Hofermühle gezogen ist, in Gesprächen oft erstmal erläutern: „Wenn man mit Leuten ins Gespräch kommt und es dann irgendwann ums Hobby geht, sind die Reaktionen eigentlich immer dieselben. Dann heißt es: ‘Was, so etwas gibt es?’ Ich erkläre dann immer, wie das alles abläuft, die Leute sind dann immer sehr interessiert.“ Doch man stehe an einem Wettbewerbstag oftmals über den ganzen Tag auf der Anlage, muss sich immer wieder fokussieren, „und die Tage davor trainieren wir“, so Gundert.
Auf viele Faktoren käme es da an, auf den richtigen Ball, die Schlagtechnik, die Gegebenheiten, die eine Bahn eben so mit sich bringt: „Man trainiert eine Ideallinie heraus, mit dem passenden Ball mit möglichst wenigen Schlägen auszukommen. Tempo und Anspiel müssen stimmen.“ Oftmals führe nicht der direkte Weg zum Ziel, auch die Banden müsse man hier und da nutzen. Nur die Frage des Schlägers stellt sich bei Gundert nicht, „ich spiele mit meinem Schläger seit meiner Jugendzeit.“ Beim Ball sieht es etwas anders aus, einen ganzen Koffer voll hat sie immer dabei. „Manchmal müssen wir den Ball auch erwärmen, damit er für eine Bahn richtig gut läuft“, verrät sie.
Drei unterschiedliche Bahnen, immer wenig Schläge
Doch worauf komme es beim Minigolfen an? „Es gibt drei Versionen: Beim Minigolf spielt man auf einer zwölf Meter langen Betonbahn, beim Miniaturgolf auf sechs Meter langen Eternit-Bahnen. Dann gibt es noch das Filzgolf mit mehreren und längeren Hindernissen“, erklärt die Profi-Minigolferin. 18 Loch werden immer gespielt, beim Miniaturgolfen geht man von 18 Schlägen aus, von maximal zwei Schlägen pro Bahn beim Minigolfen.
Das scheint Gundert im Hinblick auf ihre vielen Titel scheinbar gut zu meistern. Geduldig müsse man sein, so Gundert, und sich im richtigen Moment konzentrieren und fokussieren können. Deutschland sei zudem eine führende Nation im Minigolfen, „aber auch als Profi kann man nicht davon leben. Unterkunft und Anreise werden bei Turnieren gestellt, aber man muss schon eine Leidenschaft dafür haben. Und ein wenig bekloppt sein“, berichtet Gundert lachend.
>>> Minigolfen in der Region
Auch rund um Heiligenhaus gibt es einige Minigolf-, Miniaturgolf oder auch Erlebnis-Minigolfanlagen wie das Dunkel-Minigolf in Düsseldorf und Duisburg.
In Neviges gibt es rund um die Anlage am Schloss Hardenberg sogar eine professionelle Mannschaft – deren Herren wurden in diesem Jahr wieder Deutscher Meister. Die Anlage hat montags bis freitags von 14 bis 22 Uhr geöffnet, am Wochenende von 11 bis 22 Uhr.
Eine Übersicht über alle Vereine und weitere Infos rund um den Sport gibt es unter minigolfsport.de.