Heiligenhaus. Im Sommerinterview betont der Technische Beigeordnete der Stadt Heiligenhaus, Andreas Sauerwein, wie wichtig Klimaschutz bei der Stadtplanung ist.
Schaut man sich Heiligenhaus im Laufe der Jahre an, ist das Stadtbild immer im Wandel. Diesen weiter vorantreiben will auch der Technische Beigeordnete Andreas Sauerwein. Im WAZ-Sommerinterview spricht er mit Redakteurin Katrin Schmidt darüber, welche Projekte anstehen, wo es zu Verzögerungen kommt und wieso Klimaschutz wichtiger denn je ist.
Herr Sauerwein, viele Projekte stehen an, aber auch das Tagesgeschäft hält Ihren Fachbereich auf Trab. Wie kann man da Prioritäten setzen bei dem Stapel an Arbeit?
Andreas Sauerwein: Im Bereich der Bauaufsicht gibt es ganz natürliche Prioritäten, und zwar gibt es hier immer wiederkehrende Prüfungen, die durchzuführen sind. Das ist zum Beispiel der Brandschutz an Kitas und Schulen. Das ist ja klar, dass das eine höhere Priorität hat als andere Dinge, bei denen nicht auch Gefahr für Menschen besteht. Da muss man sich entscheiden und dem Bürger klar machen, dass die Genehmigung des Carports dann erstmal keinen Vorrang hat.
Wir versuchen, schnellstmöglich allen Anträgen nachzukommen – oftmals liegt es auch nicht an uns, wenn es zu Verzögerungen kommt, aber wir benötigen eben sämtliche Unterlagen, und wenn die nicht alle eingereicht worden sind, können wir nichts tun. Zudem können wir abschätzen, auch bei größeren Projekten, wie viel Zeit in etwa für einen Vorgang benötigt wird. Hier können wir dann einplanen, mit wie vielen Leuten wir was bearbeiten können.
Die großen Themen in Ihrem Fachbereich waren die Integrierten Stadtentwicklungskonzepte, kurz Isek. Hier gab es jüngst keine guten Nachrichten: Sie hatten verkündet, dass es hier zu zeitlichen Verzögerungen kommen wird.
Wir liegen im Zeitplan jetzt etwa ein Jahr zurück. Das hat leider einen einfachen Grund, und zwar sind wir gut ein halbes Jahr ausgebremst worden, weil die Förderbescheide nicht abgewickelt worden sind. Im September letzten Jahres waren die Bundestagswahlen, im Mai die Landtagswahlen – das bringt dann immer eine zeitliche Verzögerung mit sich, wenn es zu Änderungen in den Ministerien kommt.
Doch für den Bereich Innenstadt können wir jetzt beginnen, hier geht es zum Beispiel mit den Umbauarbeiten am Place de Meaux los. Der wird Ende September eingeweiht. Schön wäre es aber gewesen, wenn wir in der Innenstadt bereits richtig loslegen hätten können. Wir spüren ja auch, dass Unmut und Ungeduld wachsen, im Hintergrund wird viel gearbeitet, aber dann hätten wir auch sichtbar Veränderungen beiführen können aus dem Hof- und Fassadenprogramm. Das sind kleine Maßnahmen, wie barrierefreie Zugänge. Es liegt nicht an uns, dass es nicht losgeht.
Das zweite Isek, welches die Bereiche Nonnenbruch und Oberilp umfasst, soll ebenfalls ein Jahr zurückgestellt werden?
Wenn man Hinweise erhält, dass die Anträge derzeit nicht genehmigt werden, dann sollte man die auch ernst nehmen. Wir wollen diesen Antrag deswegen im nächsten Jahr stellen, wo es bessere Aussichten auf eine Genehmigung gibt. Das heißt aber nicht, dass wir nicht einzelne Maßnahmen, die in dem Konzept enthalten sind, nicht schon vorziehen. Hier zum Beispiel werden wir bei der Spielfläche in der Oberilp natürlich los legen, nicht alles liegt nun auf Eis. Auch nicht Überlegungen, was das Heljensbad angeht.
Ein wichtiger Themenschwerpunkt in Ihrem Fachbereich ist der Klimaschutz. Wie soll es hier weitergehen?
Wir arbeiten an dem Klimaschutzkonzept, es hat viele Workshops und Gespräche gegeben, auch mit Eigenheimbesitzern und Gewerbetreibenden. Das Thema alternative Energiequellen ist durch die Situation in der Ukraine ja nun wirklich hochaktuell. Wir hören von Sorgen aus der Industrie, die auf Gas angewiesen ist. Wir spüren aber auch deutlich, dass das Interesse gerade bei Eigenheimbesitzern enorm ist, was die Themen Photovoltaik und Wärmepumpen angeht – und man kommt auch nicht mehr dran vorbei. Wir als Stadt wollen den Prozess bestmöglich unterstützen und können uns auch vorstellen, Projekte Siedlungsweise zu bündeln. Nicht nur aufgrund der Energiekrise – die Dramatik, wie wichtig Klimaschutz ist, ist hoffentlich jedem bewusst. Das sieht man ja auch wieder an den vergangenen heißen Tagen.
Alternativ müssen die künftigen Energiequellen sein, auch im Innovationspark will man darauf setzen. Wie weit ist man denn hier in der Planung?
Wir haben hohe Ansprüche, was den Innovationspark angeht. Es sind die letzten größeren Flächen, die wir im Stadtgebiet für Gewerbetreibende haben werden. Aber auch die haben in der Krise derzeit möglicherweise andere Probleme als eine Expansion, denn Krisen wirken sich immer auch auf die Betriebe aus. Wir sind in guten Gesprächen, haben jedoch auch die Situation im Blick. Die Baupreise steigen, die Zinsen gehen hoch, das schlägt sich alles auf mögliche Projekte nieder. Auch hier machen wir mehr, als manche glauben. Und wir sind natürlich abhängig davon, wie es beim Lückenschluss der A 44 weitergeht – hier können wir immer nur weiter Druck machen und betonen, wie wichtig dieser ist.
Letzte Frage: Ein Ergebnis des Mobilitätskonzepts sieht vor, den öffentlichen Nahverkehr deutlich auszubauen. Wird es irgendwann wieder eine Straßenbahn in Heiligenhaus geben?
Wir sind an dem Thema Schienenanschluss weiter dran. Es ist uns gelungen, das Thema Schienenanschluss in das integrierte regionale Mobilitätskonzept einzubringen, und wollen dieses Projekt auch beim Bundesverkehrsminister platzieren. Irgendwas muss passieren, eine Straßenbahn halte ich persönlich für schwierig machbar, aber man wird sehen. Es liegt nicht an fehlendem Engagement bei den Kommunen, dass bei dem Thema nichts passiert, soviel steht fest.