Heiligenhaus. 58 Prozent der Wege innerhalb von Heiligenhaus werden derzeit mit dem Auto zurückgelegt. Wie die Stadt für mehr Rad- und ÖPN-Verkehr werben will.

Wie kann man die Heiligenhauser Bürgerinnen und Bürger dazu animieren, künftig mal das Auto stehen zu lassen? Wie muss der öffentliche Personennahverkehr (ÖPNV) oder das Radwegesysteme ausgebaut werden, damit diese attraktiver für mehr Menschen werden? Die Stadt Heiligenhaus entwickelt derzeit ein Mobilitätskonzept – und da bringt die Verwaltung sogar eine mögliche Schienenanbindung auf den Tisch.

Sehr realistisch, muss der Technische Beigeordnete Andreas Sauerwein aber direkt den Mitgliedern des Mobilitätsausschusses am vergangenen Dienstag gestehen, sei dieses Vorhaben nicht, „aber wir werden uns in einem Schreiben erneut an den Bundesverkehrsminister wenden mit der Bitte um Prüfung, ob Heiligenhaus nicht wieder an das Schienennetz angeschlossen werden kann.“ Denn die Verwaltung und die Politikerinnen und Politiker wissen: Damit der Autofahrer in Heiligenhaus auf den ÖPNV umsteigen würde, muss dieser erstmal deutlich verbessert werden. Und das nicht nur in den Randgebieten wie Isenbügel.

In Heiligenhaus entdeckt der Verkehrsplaner noch Verlagerungspotenziale

Öfter mal den ÖPNV benutzen, das soll auch in Heiligenhaus angeregt werden.
Öfter mal den ÖPNV benutzen, das soll auch in Heiligenhaus angeregt werden. © FUNKE Foto Services | Christof Köpsel

Wie das möglich ist und vor allem wie es derzeit aussieht, damit beschäftigt sich nicht nur der zuständige Fachbereich im Heiligenhauser Rathaus rund um Sauerwein sowie Abteilungsleiter Michael Krahl, sondern auch die Agentur büro.stadt.verkehr. Eine erste Grundlagenermittlung und Bestandsanalyse ist erfolgt und wurde den Ausschussmitgliedern sowie in einem extra eingerichteten Arbeitskreis bereits präsentiert, berichtet Verkehrsplaner Sebastian Schulz von der Hildener Agentur. Es folgten die öffentlichen Planungsspaziergänge, an denen auch einige Bürgerinnen und Bürger teilgenommen hatten. „Wir haben hier festgestellt, dass eigentlich viele Wege in der Innenstadt zu Fuß oder mit dem Rad zurücklegbar sind“, berichtet Schulz.

Denn derzeit werden 58 Prozent der Wege mit dem Auto zurückgelegt, berichtet Schulz – für elf Prozent werde der ÖPNV genutzt, gerade mal vier Prozent legen die Heiligenhauserinnen und Heiligenhauser mit dem Rad oder zu Fuß zurück. Entdeckt habe das Büro nun auch viele Verlagerungspotenziale, „also Punkte, die heute noch mit dem Auto zurückgelegt werden. Wir haben unterschiedliche Szenarien entwickelt, wie wir das Leben und die Aufenthaltsqualität in der Innenstadt verbessern sowie den Umwelt- und Klimaschutz stärken können.“ Doch die Stärke der Verlagerung hänge vor allem vom Investitionsvolumen ab.

Bürgerkonferenz am 30. Mai

Bei den Planungsspaziergängen mit der Verwaltung konnten Bürgerinnen und Bürger Ideen anbringen.
Bei den Planungsspaziergängen mit der Verwaltung konnten Bürgerinnen und Bürger Ideen anbringen. © FFS | Kim Kanert

8700 Wege pro Tag vom Auto umzuverlegen, das sei nun das erklärte Ziel für die nächsten Jahre – für den ein oder anderen Kommunalpolitiker noch zu wenig, „wir hätten die Messlatte noch höher gepackt“, findet Ralf Herre (CDU) und Edmund Mathey betont, auch die SPD wolle den Schienenverkehr weiterhin als Option berücksichtigen. Für den 30. Mai ist nun im Rahmen des integrierten Mobilitätskonzept eine Bürgerkonferenz geplant. In einer Infoveranstaltung in der städtischen Aula am Kant-Gymnasium soll dann auch die Öffentlichkeit Wünsche, Ideen und Kritik einbringen können, so Krahl. Infos dazu folgen.

>>> Rheinlandstraße soll nicht groß verändert werden

  • Auch beim Thema Rad verfolgt die Stadt seit Jahren das Ziel, mehr Wege auszubauen und das Angebot zu verbessern. So diskutierten die Ausschussmitglieder auch eine mögliche Umgestaltung der Rheinlandstraße, die parallel zur Hauptstraße von vielen Radfahrenden genutzt werden könnte.
  • Welche Szenarien denkbar wären, hatte die Verwaltung in der Ausschussvorlage skizziert. Doch diese stießen bei den Ausschussmitgliedern nicht auf große Gegenliebe; ein paar wenige Änderungen würden hier reichen, fand zum Beispiel Kai-Arndt Doth (Grüne).