Heiligenhaus / Ratingen / Mülheim. Elisabeth Müller-Witt kandidiert für die SPD in Heiligenhaus, Ratingen und Mülheim. Die Wirtschaft und das Schulsystem sieht sie im Wandel.
Elisabeth Müller-Witt kennt sie, die beiden Seiten einer Landtagsabgeordneten-Tätigkeit: einmal aus der Regierung, einmal aus der Opposition heraus. Nach fünf Jahren hat sie jedoch genug vom oppositionellen Abgeordnetendasein: Ihr Ziel ist deswegen klar der Sieg der SPD bei der Landtagswahl im Mai, sowohl in ihrem Wahlkreis Mettmann III / Mülheim II als auch mit Thomas Kutschaty als neuem Ministerpräsidenten.
Arbeit und Wirtschaft sind die Herzensthemen der Diplom-Volkswirtin: „Eine große Frage wird sein, wie die Wirtschaft dem Thema erneuerbare Energien begegnet.“ Durch den Ukrainekrieg habe sich diese Frage verschärft, „es ist eine große Herausforderung für große Industrien, sich zu transformieren und gleichzeitig die Arbeitsplätze zu erhalten, schließlich soll NRW das Industrieland Nummer eins bleiben.“
Müller-Witt: Klimawandel begegnen, Industrie und Arbeitsplätze erhalten
Die Geschichte des Landes zeige, dass sich große Industrie immer dort angesiedelt habe, wo Energie gewonnen wurde – wie im Ruhrgebiet rund um die Kohlebergwerke. „Die großen Hochöfen dürfen niemals ausgehen“, macht sie die bedrohliche Lage durch Energieknappheit klar, „dann sind sie sofort nicht mehr zu gebrauchen.“ Die große Herausforderung der nächsten Jahre werde es also sein, dem Klimawandel zu begegnen, das Industrieland und die Arbeitsplätze jedoch zu erhalten, „das kann man nicht mehr auf die lange Bank schieben.“
Ebenso nicht mehr lange warten könne das Thema Wohnungsmarkt: „Viele Menschen müssen einen Großteil ihres Einkommens für Miete ausgeben. Gerade im Umfeld von Düsseldorf ist der Markt ja kaum noch bezahlbar.“ Für einen Staat sei es schwierig, den Markt beeinflussen zu können; unter anderem erwäge die SPD eine Art Strafsteuer auf Brachflächen, „damit Investoren diese nicht zu Spekulationszwecken auf Jahre blockieren, sondern entwickeln.“ Unterstützt werden sollen Kommunen bei der Gründung von Wohnungsbaugesellschaften, ebenfalls müsse der soziale Wohnungsbau stärker berücksichtigt werden. Und die privaten Häuslebauer? „Die wollen wir ebenfalls unterstützen – aber lösen keine Probleme auf dem Wohnungsmarkt.“
ÖPNV vereinfachen, das Lokale stärken
Eine Entlastung für die Städte vom Autoverkehr sieht die Sozialdemokratin in der Stärkung des ÖPNV: „Die Verbindungen gerade der Außenbezirke in Richtung Innenstadt und von dort in die Nachbarstädte muss verbessert werden.“ Wenn das nicht sauber und einfach funktioniere, gebe es keinen Anreiz, den Individualverkehr zu reduzieren. Und auch die Bezahlung müsse einfacher werden: Vorstellbar sei hier eine App, die kilometergenau abrechnet und „das komplizierte Wabensystem“ in NRW ersetze.
Gerade in ihrem Wahlbezirk Mülheim hätten die Mintarder oft das Gefühl, vergessen zu werden, „da braucht es eine bessere Anbindung, auch was das Thema Glasfaseranschluss angeht“, so Müller-Witt. Denn die Ratingerin ist nicht nur gerne in ihrer Heimatstadt unterwegs, auch die Wahlkreisstädte Heiligenhaus und die neu hinzugekommenen Stadtteile Mülheims liegen ihr am Herzen. Auch der Einzelhandel müsse hier gestärkt werden, „ich könnte mir vorstellen, dass man eine lokale Plattform, auf der die Händler online direkt verkaufen können, mit Landesmitteln fördert.“
Azubis und Studierende sollen gleichgestellt werden
Kostenlos sein, so Müller-Witt, müsse die Bildung, „und das von der Kita bis zum Meister oder Master.“ Studierende und Auszubildende sollten dabei nicht unterschiedlich behandelt werden, „das Azubiticket ist derzeit teurer als das Studententicket, dabei verdienen die Auszubildenden bis zu ihrem Meister nicht viel Geld.“ Außerdem gelte es, Schule heute anders zu denken, Fachpersonal sollten Lehrer beim Thema Digitalisierung entlasten, „damit diese sich um ihre Hauptaufgabe, dem Unterrichten, widmen können.“ Auch müsse es mehr Schulsozialarbeit geben, „die Schule von morgen besteht aus multiprofessionellen Teams und nicht mehr nur aus Lehrern, Schüler und einem Hausmeister.“
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Für all das wolle sich Müller-Witt in einer weiteren Amtsperiode einsetzen. Was ihr am meisten Spaß am Abgeordnetendasein mache? „Dass ich wahrscheinlich so nah am Landtag dran bin wie kaum ein anderer und das Kommunale mit dem Land verbinden kann und engen Kontakt zu den Menschen habe“, begrüßt die Ratingerin die Nähe zum Düsseldorfer Landtag. Mit dem Fahrrad könnte sie dort hinfahren, denn mit dem Zweirad ist sie auch in ihrer Freizeit viel unterwegs, „aber ohne E-Motor“, betont die sportliche 68-Jährige. Vor ihrer Zeit im Landtag gehörte sie dem Ratinger Stadtrat an und kennt die kommunalen Probleme, die oftmals nicht ohne oder zumindest besser mithilfe von Bund und Land gelöst werden können.
>>> Zur Person
- Elisabeth Müller-Witt kandidiert bereits zum vierten Mal für die SPD für den Landtag, dem sie seit 2014 angehört. Müller-Witt hat Volkswirtschaft in Freiburg studiert, ist verheiratet, hat zwei Kinder sowie zwei Enkelkinder.
- In ihrer Freizeit fährt die Politikerin gerne Fahrrad oder Ski und gehört einigen Vereinen an, wie dem Ratinger Karnevalsverein Spießratzen oder den Heiligenhauser Wildschützen. Weitere Infos unter www.elisabeth-mueller-witt.de.