Heiligenhaus. Und plötzlich fiel die Klarinettistin tot vom Stuhl: Mit einem interaktiven Musik-Krimi unterhielten die Heiligenhauser IKG-Schüler das Publikum.

Die Radiowelle Schall und Rauch hat Probleme: „Bei unserer Liveübertragung ist uns eine kleine Panne passiert: Wir haben uns mit der Uhrzeit vertan und schalten und jetzt sofort in die Philharmonie Niederberg, wo das Programm bereits läuft“, kündigt die Radio-Moderatorin Hanna Eckhoff an. Die Zuhörer erfreuen sich an Henry Mancinis „Pink Panther“, den die Schüler mehrerer Klassen des Immanuel-Kant-Gymnasiums durch die Aula schleichen lassen. Die haben am Donnerstagabend in die Aula eingeladen zu „Mordsmusik oder das ausgefallene Konzert – ein interaktiver Musik-Krimi in 7 Szenen“.

Weiter im Programm: Bevor es mit beliebten Melodien der Gegenwart weiter geht, gibt es einen Ausflug in den Barock: Eine Gruppe von neun Schülern hat den berühmten Hoftanz Bourree von Johann Sebastian Bach auf ihre Instrumente arrangiert. Ausgerechnete als die jungen Musiker den bekannten Schlager „Der Mörder ist immer der Gärtner“ des Liedermachers Reinhard zum Besten geben, geschieht es: Mit einem lauten Poltern fällt eine Musikerin in den Reihen des Ensembles vom Stuhl. „Die Klarinettistin ist tot“, heißt es sofort.

Heiligenhaus: Mordermittlung während des Konzerts

Musik und Schauspiel wechselten sich an dem Abend ab.
Musik und Schauspiel wechselten sich an dem Abend ab. © FUNKE Foto Services | Ulrich Bangert

Trotzdem werden an der Blondine heftige Wiederbelebungsversuche unternommen, so dass die Perücke in Schieflage gerät. Doch Ilse bleibt tot. Die Live-Übertragung wird unterbrochen, die Polizei aus den Reihen der Musiker nimmt ihre Tätigkeit auf. Zum Zeichen der Autorität setzt das Ermittlerteam groteske Kopfbedeckungen auf. Zeugen werden vernommen, auch das Publikum wird befragt. Eine aufmerksame Beobachterin will gesehen haben, wie die Musikerin vor dem Konzert eine Flasche Orangensaft gekauft hat. „Die müsste sich noch in ihrem Rucksack befinden.“

Spekulationen machen die Runde im Orchester: „Das war bestimmt einer der Streicher.“ Die Kommissarin herrscht den Musikdirektor an: „Herr Dirigent, ist Ihnen was trotz ihrer Schwerhörigkeit aufgefallen?“ Nein, nichts. Dafür drängt sich Gerlinde Much-Pfaffendorf immer wieder ganz wichtigtuerisch auf, kann aber keine sachdienlichen Hinweise geben. Derweil spekulieren die Streicher in einer Pause beim Skatspiel über den möglichen Täter: „Vielleicht war es doch die Gärtnerin?“ fragen sie sich, während sich Barkeeper Heinz immer mal wieder ins Gespräch einmischt, bevor es sich wieder dem Gläser spülen widmet.

Sprecher sind unter Masken nicht gut zu verstehen

Die Radio-Moderatoren Hanna Eckhoff und Jona von Thiel begrüßen zusammen mit dem Saxofonisten Joshua Poroye die Zuhörer der Welle Schall und Rauch.
Die Radio-Moderatoren Hanna Eckhoff und Jona von Thiel begrüßen zusammen mit dem Saxofonisten Joshua Poroye die Zuhörer der Welle Schall und Rauch. © FUNKE Foto Services | Ulrich Bangert

Die Ermittlungen ziehen sich hin, dazu gibt es die passende Musik, vom Kriminal-Tango über die Moritat des Mackie Messer bis Filmmusik von James Bond. Nachdem die Polizei den Kontrabass auf eventuelle Spuren untersucht hatte, kann die Kommissarin die Ermittlungen abschließen: Es war nicht die Gärtnerin, sondern der Orangensaft wurde vom Barkeeper vergiftet. „Festnehmen!“ befiehlt die Polizeichefin ihren Leuten.

Trotz heftiger Gegenwehr wird der Täter verhaftet und zu seinen Motiven befragt, warum er Ilse umgebracht hat. Die Begründung bekommen nur die unmittelbar Umstehenden mit, das breite Publikum versteht nichts, so wie leider fast bei allen Spielszenen. Fast alle Sprecherrollen litten darunter, dass sie akustisch nicht rüber kommen. Die Schüler mussten in der gut besuchten Aula gegen ihre Mund-Nase-Bedeckungen ohne Mikrofon ansprechen. Gefallen hat es trotzdem: Die Ausführenden der Jahrgangsstufen EF und Q1 sowie der Klassen 5c, 7c und 9a wurden für die „Mordsmusik“ mit frenetischem Beifall überschüttet und nicht ohne Zugabe entlassen. Schulleitern Britta Berschick brachte es mit ihrem Dank auf den Punkt: „Das war ein kurzweiliger Abend, der uns allen gut getan hat.“

>>> Spenden an die Ukraine

  • Corona hat den Musikern am Immanuel-Kant-Gymnasium schwer zu schaffen gemacht. Dennoch konnte das „Mordsmusik“-Ensemble im März unter der Leitung von Paul Lindner Teile von „Mordmusik oder Das ausgefallene Konzert“ im Rahmen eines Benefizkonzertes für Flutopfer in der Düsseldorfer Tonhalle zum Besten geben.
  • Nach der Aufführung jetzt in der IKG-Aula wurden die Besucher um Spenden für die Ukraine gebeten.