Heiligenhaus. Jedes Jahr wettet der Heiligenhauser Bürgermeister mit dem Bürgerverein, ob an Neujahr Schnee liegt. Das Ergebnis war wenig überraschend.
„Frühling lässt sein blaues Band wieder flattern durch die Lüfte“, zitiert eine Bürgerin das berühmte Gedicht von Mörike und bringt damit die Wetterlage an diesem besonders milden 1. Januar 2022 auf den Punkt.
Bei milden 13 Grad Celsius ist es keine Frage, dass der überraschend weiße Weihnachtsmorgen von vor einer Woche längst in den Hintergrund geraten ist. Obligatorisch und ohne ernsthaften Wettbewerbsgedanken finden sich trotz der klimatischen Verhältnisse um 11 Uhr morgens Vertreter der Stadt sowie des Hetterscheider Bürgervereins an der Sparkasse und Arztpraxis auf der Velberter Straße zur alljährlichen Schneewette ein.
Bürgermeister betont Wert von Traditionen
Bürgermeister Beck, der seit 2017 im Amt ist, unterstützt seit Neujahr 2018 begeistert diese Aktion als Wettpartner. In einer kleinen Ansprache betont er den Wert von Traditionen innerhalb der Stadt: „Gerade in der schnelllebigen Zeit heute sind solche Traditionen sehr wichtig. Auch für den Bürgerverein ist die Schneewette ja auch eine schöne Gelegenheit, am Neujahrstag zusammenzukommen,“ so Beck. Dadurch werde die Gemeinschaft gepflegt, was pandemiebedingt sehr schwierig sei.
Genau wie letztes Jahr ist auch diese kleine aber traditionsreiche Veranstaltung durch Corona geprägt: Die schaulustigen Mitglieder des Bürgervereins Hetterscheid versammelten sich an der frischen Luft und hielten den nötigen Abstand. Auch auf den Ausschank von Sekt bei Musik im Anschluss, müsse leider verzichtet werden, so Reinhold Unger: „Wir wollen ja nicht dazu beitragen, dass sich dann doch mal jemand ansteckt.“
Heinz Nardmann erfand die Schneewette
Die ursprüngliche Idee der Schneewette geht auf den vor Kurzem gestorbenen Vorsitzenden und Schiedskommissar Heinz Nardmann zurück, der vor 46 Jahren mit der Tradition begonnen hat. Diese sei, genau wie das Appeltartenfest, aus einer Idee heraus entstanden, eine Kirmes zu ersetzen und sich zum Jahresbeginn in spielerischer Atmosphäre zu versammeln.
„Wir machen weiter. Vielleicht ein bisschen in abgewandelter, modernerer Form: Das muss dieses Jahr noch ein bisschen entwickelt werden“, kündigt Unger Neuerungen bei der Schneewette an. Dabei solle das Konzept der Wette, welches auch schon zur Debatte stand, beibehalten werden, aber die Ausführung „auf etwas modernere Füße gestellt“ werden, so der Vorsitzende des Bürgervereins.
Klimawandel soll in neues Konzept einfließen
In dem Zuge solle auch die Klimaentwicklung miteinbezogen werden, da sich der Wandel auch auf die langjährige Wette auswirke: „Wie sind die Temperaturen? Regnet es?“ könnten neue Anstöße für die nächsten Jahre sein, so Unger.
Der Ablauf der Wette ist seit Beginn an immer gleich: Bereits Mitte Dezember wurden die Stimmzettel des Bürgermeisters Michael Beck und des Vorsitzenden des Bürgervereins dem neuen Schiedskommissar Heribert Bittner – coronabedingt – per Post zugeschickt und seit dem in einem Safe aufbewahrt.
Punktestand ist nicht so wichtig
„Die Position ist nicht festgelegt, es kann ja auch sein, dass beide das richtige Kreuzchen gesetzt haben“, erläutert Unger. Wer sich bei der Auflösung als Sieger herausstellt, bekomme einen Punkt. Bei Gleichstand, wie es in diesem Jahr der Fall ist, erhalten beide Parteien einen Punkt, was den Stand auf 25:24 für den Bürgerverein bringt.
Der Punktestand sei jedoch uninteressant, meint Unger. Vielmehr gehe es um die Gemeinschaft und darum, in bekannter Runde auf ein neues Jahr anzustoßen. Zu diesem Zweck verteilt der Bürgerverein traditionell an alle Anwesenden ein Fläschen Schneekorn und ein Glas Sekt.
Kleine Neujahrsansprache
Vor der eigentlichen Auflösung, also dem Ausmessen der Schneehöhe mit Zollstock auf einer kleinen Rasenfläche, die nicht wie sonst erst am Neujahrsempfang sondern vor Ort stattfindet, sprechen Unger und Bürgermeister Beck sowie der neue Schiedsrichter Bittner über das vergangene Jahr, gedenken des verstorbenen Nardmann und wünschen allen Anwesenden Glück, Gesundheit und Frieden.
Schnee in unseren Breiten
Der Deutsche Wetterdienst hat ermittelt, dass die Chance auf weiße Weihnachten in unseren Breiten im Mittel nur noch bei 13 Prozent liegt. Heißt: Etwa alle zehn Jahre können wir mit Schnee an den Feiertagen rechnen.Die letzte weiße Weihnacht in Deutschland liegt schon etwas zurück: Im Jahr 2010 gab es einen extrem kalten Winter. Der Dezember 2010 war der kälteste seit 1969.