Heiligenhaus. Eine Sprache lernen, die noch keiner an der Grundschule spricht, das können die Kinder in der Heiligenhauser Unterilp gemeinsam seit Jahresbeginn.

Englisch in der Grundschule, das ist ja schon lange nichts Neues mehr. Doch seit Schuljahresbeginn lernen die Erstklässler an der Grundschule Regenbogen in der Unterilp Spanisch. Das Landesprojekt zur Mehrsprachigkeit kommt bei den Kindern sehr gut an.

„Un pirata!“ sagt Pilar Muzquiz und zeigt drei Erstklässlern der Zebraklasse ein Bild mit einem niedlichen kleinen Piraten drauf. Thema der heutigen Stunde ist das „I“, die Aufgabe der Kinder besteht darin, zu erkennen an welcher Stelle im Wort dieser Buchstabe steht – vorne, in der Mitte oder am Ende. Die anderen Kinder bearbeiten unter der Anleitung von Klassenlehrerin Mirja Kaiser ein Arbeitsblatt auf Deutsch, Muzquiz nimmt das gleiche Thema mit Sham, Hamza und Soraya auf Spanisch durch. Nach ein paar Minuten sind dann die nächsten drei Kinder dran.

Heiligenhauser Grundschule wollte eine Sprache, die kein Kind spricht

Pilar Muzquiz vermittelt den Kindern die spanische Sprache auf spielerische Weise.
Pilar Muzquiz vermittelt den Kindern die spanische Sprache auf spielerische Weise. © FUNKE Foto Services | Christof Köpsel

„Als das Schulamt gefragt hat, ob wir bei diesem Landesprojekt zur Mehrsprachigkeit mitmachen wollen, haben wir schnell ja gesagt“, berichtet Schulleiterin Ellen Schieferstein, wie es zu den Spanischstunden kam. „Wir haben dann überlegt, welche Sprache sinnvoll wäre. Es sollte eine sein, die keiner unserer Schüler bereits spricht, damit alle bei Null anfangen können.“ Die Wahl fiel auf die Weltsprache Spanisch, „von Grundkenntnissen in dieser Sprache haben alle etwas“.

Dreimal pro Woche kommt nun also Pilar Muzquiz in die Unterilp, die in Zaragoza aufgewachsen ist und ihre Muttersprache an die Erstklässler vermittelt. Drei Jahre läuft das Projekt zunächst, „aber wir hoffen natürlich auf eine Verlängerung“, so Schieferstein. Die Spanischlehrerin Muzquiz ist jedenfalls schon jetzt begeistert von ihren Schülerinnen und Schülern: „Sie sind ganz lieb und können schon vieles. Die Kinder lernen spielerisch, ich arbeite zusätzlich zur Sprache viel mit Gestik.“

Keine Sorgen um Probleme für mehrsprachige Schülerinnen und Schüler

Wer ist endlich an der Reihe? So brav wie hier sitzen die Kinder natürlich nicht immer, dennoch sind sie voller Wissbegier.
Wer ist endlich an der Reihe? So brav wie hier sitzen die Kinder natürlich nicht immer, dennoch sind sie voller Wissbegier. © FUNKE Foto Services | Christof Köpsel

Das sieht man dann in der Zebraklasse: Ein „muy bien“, also „sehr gut“, wird von einem hochgereckten Daumen begleitet, die Zahlen „uno, dos, tres“ werden mit den Fingern mitgezählt. Muzquiz redet ausschließlich Spanisch, die Kinder verstehen ganz viel. Wo das „I“ bei „isla“ ist? „Uno“, sagt Soraya, ganz vorn also – „muy bien“ antwortet Muzquiz. Hussein würfelt und zählt dann ganz alleine und sehr flott die Würfelaugen, danach darf er sich eine entsprechende Anzahl Goldmünzen (oro, also Gold, ergänzt die Lehrerin) aus einem Kästchen nehmen.„Pintamos la I“ schlägt Muzquiz vor und gemeinsam malen alle vier den Buchstaben in die Luft.

„Die Eltern freuen sich natürlich auch über diese Extra-Qualifikation ihrer Kinder“, so Schieferstein. Sorgen, dass das Spanische gerade für die Kinder, die neben Deutsch zuhause noch eine andere Sprache sprechen, zu viel werde, hat sie nicht: „Im Gehirn wird die Sprachbildung gefördert, das kommt allen gesprochenen Sprachen zugute.“ Währenddessen sind in der Zebraklasse die nächsten drei Kinder an der Reihe. Gemeldet haben sich auf die Frage, wer denn nun an die Reihe kommen wolle, alle.

Wenige weitere Schulen im Kreis Mettmann nehmen teil

Im gesamten Kreis Mettmann nehmen nur zwei Schulen am Landesprojekt „Mehrsprachigkeit“ teil, außer der Regenbogenschule beteiligt sich noch eine Grundschule in Velbert. Mehr Informationen zur Grundschule Regenbogen gibt es auf www.regenbogenheiligenhaus.de.