Heiligenhaus. Große Firmen haben Georg Salden für Schriftzüge beauftragt, viele Arten hat der Heiligenhauser entwickelt. Folkwangschule hebt sein Wirken hervor.

Im Alter von elf Jahren hat Georg Salden mit dem Schreiben von Kunstschrift begonnen, 80 Jahre später ist Schriftgestaltung immer noch seine große Leidenschaft. In der Dorfkirche Isenbügel ist ab Samstag, 25. September, die Ausstellung „Schreiben ist Gold“ zu sehen, die sich seinem Lebenswerk widmet.

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Hingeführt zu seiner Passion wurde Salden durch eine beim Herumstöbern entdeckte Studienmappe seines Onkels Helmut Salden, der nach seiner Emigration in den Niederlanden ein bekannter Buchgestalter wurde: „Neben seinen Arbeiten waren auch Tusche, Pinsel und Feder in der Mappe, da konnte ich sofort loslegen“, so Salden. Das Publikum blieb nicht aus, „schreib doch mal was Schönes auf eine Geburtstagskarte!“ sei ein oft geäußerter Wunsch gewesen.

Spitzname: Gutenberg der Gegenwart

Kalligrafien von Georg Salden werden in der Dorfkirche Isenbügel präsentiert.
Kalligrafien von Georg Salden werden in der Dorfkirche Isenbügel präsentiert. © FUNKE Foto Services | Uwe Möller

Zu einem gewissen Vorteil wurde Georg Saldens Interesse auch während der Naziherrschaft – während Gleichaltrige marschieren mussten, saß er in der Schreibstube. Und auch im Luftschutzkeller habe er oft geschrieben, erinnert sich der 91-Jährige: „Im Schein einer Funzel, das hat auch abgelenkt.“

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Der „Gutenberg der Gegenwart“, wie er von einem Kollegen genannt wurde, studierte in den 1950er Jahren an der Folkwangschule Gebrauchsgrafik, „da stand an einem Tag pro Woche nur Schreiben auf dem Stundenplan.“ In den 60er Jahren lehrte er dort in Schrift und Schriftschreiben: „Außerdem habe ich Unterricht für Jugendliche gegeben, die eine Sauklaue hatten. Das hat auch wirklich bei vielen zu einer lesbareren, ausdrucksstarken Schrift geführt.“

Arbeiten für Mannesmann, Philips oder Adidas

Ab 1972 konnte er sich ausschließlich der Gestaltung von Schriften widmen, die unter anderem für Konzerne wie Mannesmann, Philips oder Adidas eingesetzt wurden. Salden, der insgesamt rund 40 Schriftfamilien und über 600 Schriftgarnituren geschaffen hat, schwärmt bis heute vom Schreiben: „Schreiben ist angenehm für den Geist. Es macht innerlich ruhig und hinterher steht man beglückt auf.“

Die Ausstellung in der Dorfkirche widmet sich dem Ziel, den Blick auf die Handschrift zu lenken, neben etlichen Beispielen aus Saldens Wirken ist auch der von ihm entworfenen Erstschrift RAN, mit der Kinder schreiben lernen können, Raum gegeben.

Viele Schriftgestalter haben von Georg Salden gelernt.
Viele Schriftgestalter haben von Georg Salden gelernt. © FUNKE Foto Services | Uwe Möller

Folkwang hebt Saldens Wirken hervor

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Georg Salden ist anzumerken, wie sehr ihm diese Schrift am Herzen liegt, wie wichtig nach wie vor die Schreibschrift beim Schreibenlernen ist. „66 Prozent der Buchstaben werden in meiner Erstschrift verbunden, sie kann aber sogar von Mini-Computern gelesen werden, die eigentlich nur auf Druckschrift ausgelegt sind“, erzählt Salden, der alle von ihm entworfenen Schriften von Hand gezeichnet hat.

„Wenn man Ihnen zuhört, begreift man die Faszination, die vom Schreiben ausgeht“ sagte Bürgermeister Michael Beck, der die Schirmherrschaft für die „längst fällige Ausstellung“ übernommen hat. Und Natascha Dell, Dozentin an der Folkwangschule, stellte noch einmal heraus, welche Bedeutung Georg Saldens Wirken für die Fachwelt hat: „Er ist einer der letzten Altmeister. Generationen von Schriftgestaltern sind von ihm beeinflusst und angeleitet worden, ich bin froh, dass er seinen Einfluss weitergeben kann.“

Wann man die Ausstellung besichtigen kann

Ehefrau Siglinde Salden, hier bei einer Ausstellung im Jahr 2014, ist vielen Heiligenhausern als Künstlerin ebenfalls bekannt.
Ehefrau Siglinde Salden, hier bei einer Ausstellung im Jahr 2014, ist vielen Heiligenhausern als Künstlerin ebenfalls bekannt. © Funke Fotoservices | Alexandra Roth

Besucht werden kann die Ausstellung ab dem 25. September immer samstags zwischen 11 und 13 Uhr in der Dorfkirche Isenbügel, Isenbügeler Straße 25. Für Schulklassen besteht die Möglichkeit, auf www.dorfkirche-isenbuegel.de mit den Organisatoren Erika Otten und Hans Schäfers nach Vereinbarung andere Termine auszumachen.

Verheiratet ist Georg Salden mit der bekannten Künstlerin Siglinde Salden, deren Aquarelle vielen Heiligenhausern bekannt sind. Kennengelernt haben sich die Saldens an der Folkwangschule in Essen.