Heiligenhaus. „Wenn Engel reisen...“ heißt das Programm, das Regisseurin Ute Kranz für die Neanderland Biennale entwickelt hat. Zu Fuß ging es durch Heljens.
Ein Theaterspaziergang mit Engeln, durch Heiligenhaus und mitten ins Paradies – diese Reise stand im Rahmen der Neanderland Biennale gleich zweimal an. „Wenn Engel reisen...“ heißt das Programm, das Regisseurin Ute Kranz entwickelt hat, unter tatkräftiger Mithilfe der Heiligenhauser, die ihr alte und neue Geschichten aus dem Städtchen erzählt haben.
Dass Engel flexibel sein müssen, zeigte sich direkt zu Beginn des Spaziergangs: Weil die Schauspielerin Charis Nass kurzfristig erkrankt war, sprang Ute Kranz ein und übernahm den freien Part. Gemeinsam mit der freien Schauspielerin Barbara Feldbrugge nahm sie die Spaziergänger – rund 70 Leute am Nachmittag, weitere 35 am frühen Abend – mit auf eine Reise.
Erinnerungen an den „Feurigen Elias“
„Wohin, wenn nicht nach Heiligenhaus, sollten Engel reisen?“, fragte Kranz, die „Reiseleitung“ zu Beginn der Tour durch Hilinci, Heljens oder Heiligenhaus, und wurde prompt durch Engel Barbara Feldbrugge in eine andere Zeit zurückversetzt, zu der noch der „feurige Elias“, die Heiligenhauser Straßenbahn, funkensprühend die Hauptstraße entlang rollte.
„Alles ist immer da“ – auch Anna Peters, die Geschäftsfrau mit dem großen Herzen, bei deren Erwähnung gleich mehrere der Spaziergänger eigene Erinnerungen überfielen. Die nächsten Engel – aus dem Tanzatelier Hepke – überraschten im Forum Hitzbleck die Gruppe, über den Panoramaradweg ging es dann zum alten Bahnhof.
Zuwanderer und ihre Geschichte
„Reisende in Richtung Paradies begeben sich bitte auf Gleis 2“, wurde die Gruppe aufgefordert. Dort warteten schon kleine Pfadfinder, „alle warten immer auf irgendetwas“, so die Engel nachdenklich. Genau wie die Zugewanderten, die aus dem Sauerland oder der Türkei nach Heljens kamen, ihre Heimat im Gepäck und Arbeit bei Kiekert oder Hitzbleck anstrebend, die Häuser in der Oberilp oder in der Wassermangel bevölkerten und ihre eigenen Engel brauchten, die sie mitnahmen zum Kolpingtreffen nach der Messe oder sonst wohin. „So machen das die Menschen in Heiligenhaus, die passen aufeinander auf“, waren sich die Engel einig.
Türkische Brezeln gab es zur Stärkung an der Moschee, dann führte der Weg an Vorgärten mit Gitarrenspiel und Gesang, an hart schuftenden Arbeitern am Nordring („es riecht nach Metall“) und an den Sängern von Frohsinn und den Singing People vorbei, die, niemanden wunderte es, „Halleluja“ anstimmten.
Engel und Dämonen
Schon längst war hier klar: Wer Engel sucht, findet auch welche. Im Alltag, in den Erinnerungen, an unerwarteten Orten und in Menschengestalt. Barbara Feldbrugge konnte sich in Engelsgestalt auf die Demonic Heads verlassen, die mit ihr ins Paradies brausten, Regisseurin Ute Kranz zeigte sich besonders dankbar für die tatkräftige Mithilfe der Schauspieler von „Drama Hilinci“, die ausdrucksstark und berührend zahlreiche kleine Szenen spielten.
Es war ein Spaziergang voller Überraschungen, voller kleiner und großer Engel und Heiligenhauser Geschichten. Am Museum angekommen warteten Erfrischungen – und die Erkenntnis, dass wohl fast jeder schon mindestens einen Engel getroffen hat.
Lesung von Tilman Strasser
Ebenfalls im Rahmen der Neanderland Biennale findet am kommenden Mittwoch, 8. September, um 19 Uhr die Lesung von Tilman Strasser im John Steinbeck-Park, Herzogstraße 58, statt.Bei Regen wird die Veranstaltung in der Aula des Immanuel-Kant-Gymnasiums angeboten.