Heiligenhaus. Als Umgehungsstraße sollte die Westfalenstraße die Hauptstraße entlasten. Das hat sie geschafft, freut sich der zuständige Fachbereichsleiter.

Nicht nur der Panoramaradweg feierte jüngst sein zehnjähriges Jubiläum – doch auch ein anderer Jubilar bedeutet einen weiterer Meilenstein der Heiligenhauser Infrastruktur: Die Westfalenstraße, im Leumund auch Umgehungs- oder Entflechtungsstraße genannt. Anlässlich des zehnjährigen Bestehens der Straße haben wir die Maßnahme aus heutiger Sicht beleuchtet: Wurde die Westfalenstraße wie erwartet angenommen? Welche städtebaulichen Maßnahmen konnten durch die verkehrstechnische Entflechtung der Innenstadt überhaupt erst realisiert werden? Und, ganz simpel gefragt: Ist die Westfalenstraße aus heutiger Sicht ein Erfolg?

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Von Katrin Schmidt und Carla Rüngeler
12.000 bis 15.000 Autos fahren täglich über die Westfalenstraße in Heiligenhaus.
12.000 bis 15.000 Autos fahren täglich über die Westfalenstraße in Heiligenhaus. © FUNKE Foto Services | Uwe Möller

Einer, der sich mit dem Thema auskennt, ist Michael Krahl als Leiter des Fachbereichs Straßenbau und Liegenschaften bei der Stadt Heiligenhaus, der Fragen beantwortet und aus heutiger Sicht einordnet. Erst einmal der Blick auf die nackten Zahlen: Das Ziel der Maßnahme Entflechtungsstraße war es damals, das Verkehrsaufkommen auf der Hauptstraße zu halbieren. Anfang der 2000er-Jahre fuhren täglich 20.000 Fahrzeuge durch die Stadtmitte – deutlich zu viel.

Verkehrsstress in der damaligen Innenstadt

Michael Krahl ist Fachbereichsleiter Straßenbau der Stadt Heiligenhaus.
Michael Krahl ist Fachbereichsleiter Straßenbau der Stadt Heiligenhaus. © FUNKE Foto Services | Alexandra Roth

Michael Krahl erinnert sich an den damaligen Verkehrsstress in der Innenstadt: „Da sind 20.000 Autos mit Tempo 50 durch die Innenstadt gefahren, haben sich an sieben Ampeln gestaut und mussten aufgrund des Einbahnstraßenkonzepts häufig Umwege fahren.“ Seit dem verkehrsberuhigten Ausbau der Hauptstraße gibt es nur noch einen Fahrstreifen, dafür allerdings breitere Gehwege und einen Schutzstreifen für Radfahrer aus der Gegenrichtung. Über diesen Fahrstreifen rollen täglich nur noch circa 3.500 Fahrzeuge – eine Verkehrsbelastung, die die Innenstadt definitiv aushält, ohne zu verstopfen und die für eine gute Querbarkeit durch Fußgänger sorge.

Krahl sieht die Westfalenstraße als Dosenöffner in Sachen Verkehrsplanung und Stadtentwicklung: „Durch die Westfalenstraße wurde überhaupt erst einmal die Grundvoraussetzung für eine entspannte Verkehrssituation in der Innenstadt und die dadurch möglichen Maßnahmen geschaffen. Die Innenstadt ist heute für Fußgänger und Radfahrer bequem und ungefährlich zu nutzen betreten, man kann sich sogar mit einem Eis oder einem Kaffee an die Straße setzen, ohne durch brüllend lauten Motorlärm aus der Ruhe gebracht zu werden.“

2012 war die Westfalenstraße schon in Betrieb, aber der Basildonplatz wurde noch gebaut.
2012 war die Westfalenstraße schon in Betrieb, aber der Basildonplatz wurde noch gebaut. © Funke Fotoservices | Heinz-Werner Rieck

Verweilen an der Hauptstraße war damals kaum denkbar

Die Heiligenhauser hätten die Westfalenstraße mit ihrer abschnittsweisen Freigabe der Bauabschnitte ab 2004 hervorragend angenommen, erzählt Michael Krahl: „Heute fahren täglich 12-15.000 Fahrzeuge über die Westfalenstraße und nutzen die Möglichkeit der Entflechtung.“ Das zeige einfach, dass die Heiligenhauser Bürger sich schnell und vollständig an die neue Verkehrsführung gewöhnt haben - und an derart entspannte Zustände, wie sie vor zwei Jahrzehnten noch undenkbar gewesen wären.

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„Politik und Verwaltung haben es in den gemeinsamen Workshops zur Umgestaltung der Hauptstraße mit den Bürgern geschafft, die sieben Ampeln auf dem Weg durch die ganze Stadt auf zwei zu reduzieren und die Innenstadt massiv zu entlasten. Darauf sind wir stolz, weil die Innenstadt als Treff und Verweilort dem Bürger gut tut“, erläutert Krahl. Dabei gebe es neben der Innenstadt-Komponente noch andere Vorteile: Durch den eingeführten Zweirichtungsverkehr auf der Westfalenstraße können viele Umwegfahrten des alten Einbahnstraßensystems vermieden und somit Fahrzeit, Benzin und CO2 eingespart werden – eine rundum gelungene Maßnahme, könnte man also als Fazit ziehen.

Das sagen einige Heiligenhauser

Wie kommt die Westfalenstraße bei den Bürgerinnen und Bürgern an? Wir haben mal eine kleine Umfrage gemacht.

Melanie Schmidt
Melanie Schmidt © Simon Klaus

Melanie Schmidt: „Ich muss ehrlich sagen, dass die Westfalenstraße keinen riesigen Einfluss auf mein tägliches Leben hat. Ich wohne am Südring und bin dementsprechend mehr auf dieser Seite von Heiligenhaus unterwegs. Was jedoch auffällt, ist die entspannte Verkehrssituation in der Innenstadt. Weniger Autos, weniger Lärm, mehr Platz für Fußgänger - das ist eine gute Entwicklung. Meiner Meinung nach wurde die Innenstadt durch die Umgehungsstraße auf jeden Fall aufgewertet.“

Thomas Rössler: „Ich nutze die Westfalenstraße nur gelegentlich, da ich durch meine Arbeit, die nicht in heiligenhaus liegt, vermehrt im Randgebiet wie zum Beispiel in der Selbeck einkaufe. Jedoch lebe ich seit 1965 in Heiligenhaus und kenne dementsprechend die damaligen Verkehrsprobleme auf der Hauptstraße sehr gut - da ist die Umgehungsstraße ein wahrer Segen, es ist viel entspannter durch die Innenstadt zu fahren.“

Thomas Rössler.
Thomas Rössler. © Simon Klaus
Karin Horn.
Karin Horn. © Simon Klaus

Karin Horn: „Ich erinnere mich mit Grauen zurück an die Verkehrssituation in der Innenstadt, bevor die Umgehungsstraße da war. Heute ist es dort deutlich entspannter und besser, auch zu Fuß ist die Innenstadt sehr locker zu begehen. Jedoch fehlen mir persönlich die Läden und Cafés, die mich auch wirklich zum verweilen in der Innenstadt einladen. Mit dem momentanen Zustand der Innenstadt ist sie zwar entspannt, allerdings nur wenig frequentiert.“

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