Heiligenhaus. 100 Wohneinheiten sollen in Heiligenhaus in den nächsten Jahren jährlich hinzukommen. Wo diese Projekte entstehen könnten, zeigt eine Analyse.
Immer mehr Menschen ziehen nach Heiligenhaus – der Wohnraum wird jedoch langsam knapp: Davon können nicht nur aktuell Suchende ein Lied singen, sondern das bestätigt auch die Wohnraumanalyse, die die Stadt im Rahmen des Integrierten Stadtentwicklungskonzeptes (ISEK) in Auftrag gegeben hat. Durchgeführt wurde diese vom Bonner Unternehmen Empirica. Über sie wird der Rat am Mittwoch, 23. Juni, diskutieren – und Ziele für die kommenden Jahre formulieren.
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Wie hat sich der Bedarf an Wohnraum entwickelt und wie wird er sich in Zukunft weiterentwickeln? Diese Fragen standen im Fokus der Analyse – und stehen es auch in der Stadtentwicklung der letzten Jahre. Neue Wohngebiete wurden erschlossen, wie der Panoramagarten, Grün-Selbeck oder der Panoramapark, über viele weitere Grün- oder alte Industrieflächen wird ebenfalls seit Jahren debattiert. In diesen politischen Debatten geht es vor allem um die Richtungsweisung: Wie viele Grünflächen sollen erhalten bleiben, darf nur auf bestehen Flächen gebaut werden? Und da sind sich die Parteien so gar nicht einig.
Viel Arbeit in einigen Stadtteilen
Wo sich jedoch alle einig sind: Es muss neuer Wohnraum entstehen. Bezahlbarer, sagen die einen, doch auch gegen eine etwas höherpreisige Siedlung hätten andere wiederum auch nichts einzuwenden. In der Wohnraumanalyse wird aber auch deutlich: Es gibt derzeit auch einen hohen Leerstand in der Oberilp und dem Nonnenbruch, aber auch in der Innenstadt. Diese Wohnungen seien jedoch für Mieter nicht lukrativ; hier strebt die Stadt nun an, diese durch Modernisierungen und Sanierungen zu attraktivieren.
Die Frage ist hier jedoch, ob das alleine reicht, oder ob hier nicht auch sozialpolitisch Zeichen gesetzt werden müssen. So heißt es auch in der Vorlage: „Der Anteil an Ausländern und Transferleistungsempfängern, sowie die Kaufkraft und das Bildungsniveau in der Oberilp/im Nonnenbruch zeigen Handlungsnotwendigkeiten, die im ISEK berücksichtigt werden müssen. Diese Herausforderungen sind auch in der Innenstadt zu beachten.“
100 Wohneinheiten sollen jährlich entstehen
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Mittelfristig sieht die Verwaltung nun einen Bedarf von 100 Wohneinheiten jährlich mit einer Aufteilung von 60 Prozent an Ein- und Zweifamilienhäusern und 40 Prozent Mehrfamilienhäusern. Damit käme man in den nächsten fünf bis zehn Jahren auf die angestrebte Einwohnerzahl von 30.000: „Bei dieser Einwohnerzahl wäre die vorhandene soziale Infrastruktur wie Kitas und Schulen optimal ausgelastet und deren Bestand kann somit dauerhaft gesichert werden.“ Mehr Einnahmen aus Einkommens- und Grundsteuer könnten zu einer Stabilisierung des Haushalts beitragen (circa zwei Millionen Euro pro Jahr). „Außerdem verbessert diese Einwohnerzahl die Möglichkeiten für die Stadt Heiligenhaus, zukünftig Versorger, Dienstleister und Investoren zu gewinnen, deren Suchraum sich nicht auf Gemeinden mit einer Einwohnerzahl unter 30.000 erstreckt“, heißt es in der Vorlage weiter.
Fokus auf Geschosswohnungsbau
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Zur Deckung des Nachholbedarfs im Bereich Geschosswohnungsbau und mit Blick auf die aktuell laufenden Bauvorhaben werde dieses Verhältnis in den nächsten drei bis fünf Jahren jedoch bei 80 Prozent Geschosswohnungsbau festgelegt. Der Anteil des geförderten Wohnraums im Bereich der Mehrfamilienhäuser sollte, so steht es weiter in der Vorlage, 15 bis 20 Prozent betragen. Zielgruppen seien Familien und Ältere, insbesondere kleine Wohneinheiten sollen entstehen. Zur Absicherung, dass geförderter Wohnungsbau in Neubaugebieten errichtet werde, sollen städtebauliche Verträge mit den jeweiligen Investoren geschlossen werden. Für den Geschosswohnungsbau seien die Flächen ehemals Kini, Mozartstraße, Europaplatz und Dörrenhaus vorgesehen; ebenfalls prüfe Partnerschaften Deutschland weitere Flächen. Am Südring, auf Teilen des Dörrenhaus-Areals, des Bundeswehrgeländes an der Talburgstraße und im Innovationspark könnten Ein- und Zweifamilienhäuser entstehen, so schlägt es die Verwaltung weiter vor.
Strukturwandel ist auch ein Problem
Gegen den Trend im Kreis Mettmann und der Rhein-Ruhr-Region liegt Heiligenhaus bei der Entwicklung sozialpflichtig arbeitender Menschen: Seit der Wirtschaftskrise 2008 ist diese im Sinkflug. Deutlich bemerkbar in der Langzeitentwicklung machen sich die große Firmenschließungen im metallverarbeitenden Bereich. Während bis 2019 in der Region mindestens über zehn Prozent mehr Menschen beschäftigt waren im Vergleich zu den absoluten Zahlen von 2008. sind es in Heiligenhaus nur noch knapp 88. Der Strukturwandel in der Wirtschaft sei zwar nun fortgeschritten, Arbeitsplätze in der Industrie ab- und Beschäftigung im Dienstleistungsgewerbe aufgebaut. Dennoch sei das produzierende Gewerbe nach wie vor der größte Wirtschaftsbereich in Heiligenhaus. 2018 seien zwei von drei Beschäftigten bzw. absolut rund 5000 Personen dort tätig gewesen.
Übrigens: Es pendeln deutlich mehr Menschen aus als ein: So fuhren 2019 täglich 9357 Heiligenhauser vor allem nach Velbert, Essen, Düsseldorf oder Ratingen zur Arbeit, aus den umliegenden Städten pendelten dafür täglich 6663 Menschen ein. Auch das soll in der Stadtentwicklungsplanung berücksichtigt werden.
Rat tagt am Mittwoch
Der Rat der Stadt wird am kommenden Mittwoch, 23. Juni, ab 17 Uhr in der Kant-Aula (Herzogstr. 75) zusammenkommen. Besucher sind im öffentlichen Teil willkommen; sie müssen sich lediglich am Empfang anmelden, außerdem gelten die derzeit üblichen Hygiene- und Schutzmaßnahmen.
Die Unterlagen für die Ratssitzung sind im Internet einzusehen über das Ratsinformationssystem: Hier einfach auf das Bürgerinformationsportal klicken unter www.heiligenhaus.de/stadt-rathaus/ratsinformationssystem