Wohnen für Senioren wird für die Stadt zur großen Herausforderung. Der öffentliche Wohnungsbau geht zurück und zugleich altert die Bevölkerung.


Vor immer größer werdenden Aufgaben steht die Stadt, wenn es um seniorengerechtes Wohnen geht. So leben nach Angaben des Sozialamtsleiters Jörg Saborni derzeit 6500 Menschen in Heiligenhaus, die über 65 Jahre alt sind – das ist rund ein Viertel der Bevölkerung. Dieser Anteil wird aber in Folge der demografischen Entwicklung rasch deutlich nach oben gehen: Zum 1. Januar 2030, in gerade mal 17 Jahren, wird knapp ein Drittel der Heiligenhauser über 65 sein – Tendenz weiter steigend. Das stellt die Stadt vor massive Herausforderungen.

So führt Jörg Saborni aus: „Eine ganz zentrale Frage für die Zukunft wird sein, wie bezahlbarer und innenstadtnaher Wohnraum für Senioren geschaffen werden kann. Denn die Zahl der Rentner, die im Zuge des weiter fallenden Rentenniveaus Grundsicherung erhalten, wird zunehmen“, sagt der 42-Jährige. Allerdings reichen die Parameter „günstig und zentral“ beim Wohnraum nicht aus. Die Wohnungen müssen auch möglichst seniorengerecht – also barrierefrei – errichtet oder umgebaut werden.

Ungünstige Gemengelage

Doch bei dieser Gemenglage hat die Stadt relativ wenig Einflussmöglichkeiten, wie der Sozialamtsleiter klarstellt. Denn: „Der öffentlich geförderte Wohnungsbau geht in Heiligenhaus kontinuierlich zurück.“ So habe es zum 31. Dezember 2015 rund 690 öffentlich geförderte Wohnungen gegeben – ein Jahr zuvor waren es noch 750.

Insbesondere fehlten kleinere Wohneinheiten, um den Bedarf gerade bei Senioren mit geringen finanziellen Möglichkeiten abzudecken. Saborni: „Eine Einzelperson hat Anspruch auf 50 Quadratmeter, pro weitere Person kommen nochmal 15 Quadratmeter hinzu.“ Sprich: In puncto Sozialwohnung bekommt ein Senioren-Ehepaar eine Wohnung von maximal 65 Quadratmetern Größe. „In diesem Bereich ist der Wohnungsmarkt in Heiligenhaus aber fast komplett erschöpft“, schildert Saborni,

Förderung vom Kreis Mettmann

Verschärft werde die Situation noch dadurch, dass zunehmend auch Flüchtlinge nach Anerkennung ihres Asylantrags auf den Wohnungsmarkt drängten. Insofern könne die Stadt bei Wohnungsbesitzern oder Wohnungsgesellschaften nur darauf einwirken, dass sie mehr in seniorengerechten, öffentlich geförderten Wohnbau investierten. Doch: „Im Moment sind die Zinsen auf dem freien Markt so günstig, dass es sich nicht für Investoren lohnt, öffentlich geförderte Mittel in Anspruch zu nehmen“, erläutert Saborni.

Da sei frei finanzierter Wohnraum mit der Möglichkeit höherer Mieteinnahmen derzeit lukrativer. Gezahlt würden die Förderungen nicht von der Stadt Heiligenhaus, sondern vom Kreis Mettmann. Dazu gebe es Zuschüsse und zinsgünstige Darlehen etwa von der NRW.Bank und der KFW-Bank.

>>> MÖGLICHES KONZEPT FÜR EIGENE WOHNBAUGESELLSCHAFT

  • Hoffnung, dass sich etwas beim seniorengerechten Wohnen in der Stadt bessert, hat der Sozialamtsleiter Jörg Saborni nach einer Ankündigung des Heiligenhauser Bürgermeisters Dr. Jan Heinisch: Bis zur nächsten Ratssitzung soll ein mögliches Konzept vorgestellt werden, wonach die Stadt eine eigene Wohnbaugesellschaft gründen könnte – und so unter anderem wieder mehr Sozialwohnungen geschaffen werden könnten.
  • Zudem will Sozialamtsleiter Jörg Saborni auch bei privaten Vermietern und Wohnungsunternehmen darum werben, dass sie wieder mehr in den öffentlich geförderten Wohnraum investieren und auch Wohnungen seniorengerecht umbauen.
  • Denn schon bald könnten die Leitzinsen wieder steigen, so dass es sich wieder lohnen würde, öffentliche Mittel in Anspruch zu nehmen.