Heiligenhaus. Als Bürgermeister der Unterilp zog Alfred Salmon für die Liberalen in den Rat ein. Einiges gefällt dem 74-jährigen Politikneuling jedoch nicht.
Dass Alfred Salmon bei der Kommunalwahl ein Direktmandat für die FDP holt, das hätte er selbst am wenigsten erwartet. Doch der „Bürgermeister der Unterilp“, wie er seit vielen Jahren von vielen genannt wird, hat nicht nur viele Unterstützer in seinem eigenen Stadtteil. Nach acht Monaten im Rat ist er jedoch ein wenig frustriert.
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Gestalten und für den Bürger da sein, das waren die Ziele, warum Alfred Salmon zum zweiten Mal in der Unterilp für die Liberalen als Kandidat antrat: „Ich bin kein Parteimensch und auch in der Politik komplett neu“, gibt er ehrlich zu. Für seinen „Stadtteil mit Herz“ setzt er sich jedoch seit 20 Jahren ein, „und ich möchte mich auch wirklich von Herzen bei den Unterilpern dafür bedanken, dass sie mich gewählt haben.“ Für diese werde er sich mit seinem Direktmandat natürlich vor allem einsetzen; unter anderem mache die Parkplatzsituation dem sonst idyllischen Ortsteil zu schaffen, der eben nie für so viele Autos angelegt wurde in seiner Entstehungszeit.
Politik erstmal kennenlernen
Deutlich verschlimmert habe sich der Zustand durch die Wiedereröffnung der Regenbogenschule: „Morgens herrscht hier ein regelrechtes Verkehrschaos“, berichtet er und hofft, dass auch mit seiner Hilfe bald eine Lösung gefunden wird, um die Situation zu entschärfen – und ohne alle Grünflächen zu nehmen. Doch noch weiß Salmon gar nicht so richtig, wie das alles funktioniert, in welche Ausschüsse welche Anträge einzubringen sind, wer für was zuständig ist und was er als Ratsherr eigentlich darf: „Ich stelle mir eigentlich zwei Fragen: Hat ein Verwaltungsmitarbeiter eigentlich mehr Macht als ein Ratsmitglied? Und wie läuft es in der Politik eigentlich?“
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Da ist Salmon nach den ersten Erfahrungen ein wenig desillusioniert: „Ich habe viel beobachtet, frage mich, hat es im Vorfeld vielleicht bereits Absprachen gegeben? Da wurden Fronten geschaffen. Und wenn dann etwas nicht so lief, wie vielleicht gedacht, werden sich Blicke zugeworfen, dann wird nicht mehr miteinander gesprochen oder sich gestritten.“ Das sei für ihn „wirklich Kindergarten, warum kann man nicht mit allen zusammen für die Bürger aus Heiligenhaus was erreichen.?“ Das vermisst der 74-jährige Politikneuling.
Unpersönliche Sitzungen in der Pandemie
Ob er vielleicht etwas naiv an die Sache herangegangen sei? „Von der Bundespolitik hatte ich kein gutes Bild, aber vor Ort, da kann man doch was bewegen“, so Salmon. Dann habe sich schon im Kommunalwahlkampf gezeigt, dass es auch vor Ort nicht immer fair zugehe: „Ich habe mich wirklich über eine Saubermach.-Aktion in der Unterilp durch die SPD geärgert. Ich bin immerhin ja auch der Bürgervereinsvorsitzende und diese Veranstaltung hatte bei uns Tradition!“ Doch keiner habe mit ihm im Vorfeld diese Aktion abgesprochen, „ich habe ja auch keine Stimmen geholt hier in der Unterilp, weil ich woanders saubergemacht habe.“ Edmund Matthey habe sich im Nachhinein dafür entschuldigt, aber Salmon ist immer noch sauer: „Sowas macht man einfach nicht.“
Wie man Dinge in der Politik macht, und wie es ist, Politiker zu sein, das hingegen will Salmon jetzt gerne lernen, aber will vor allem bürgernah bleiben. „Mein größtes Pech ist natürlich die Pandemie“, berichtet Salmon – denn vieles findet nur noch digital statt, „und ich habe keinen Computer.“ So sitzt er in diesen Sitzungen immer am Rechner von und mit Fraktionschef Volker Ebel, der ihn in die neue Tätigkeit gut einarbeite. „Aber der direkte Kontakt fehlt mir, dass man sich nicht in die Augen schauen kann. Das sind für mich unpersönliche Sitzungen, man ist doch gehemmt, in einer Videokonferenz was zu sagen.“ Getan hat er es aber natürlich schon, „und als jemand meinte, dass, was ich gesagt habe, das sei ja schon richtig, da war ich schon ganz schön stolz.“
Einsetzen für Pfleger und Servicekräfte
Neben der Unterilp wolle er sich für die sozialen Themen einsetzen: „Ich bin Mitglied in der Zweckverbandsversammlung. Hier kann ich aufgrund meiner beruflichen Erfahrung als Pfleger auch ansetzen, wo meiner Meinung nach das Menschliche oft zu kurz kommt.“ Hier wirkliche Verbesserungen erreichen zu können, darauf hofft Salmon – genauso wie darauf, dass es künftig mehr Einigkeit im Rat gibt und die Sitzungen endlich dann persönlich vor Ort stattfinden. Denn eins steht fest: Einen Computer, den wird Salmon sich keinesfalls mehr zulegen.
Bürgerverein und Stadtrat
Zwei Stimmbezirke gibt es in der Unterilp: Im Wahlkreis 2161 erhielt Alfred Salmon 26,91 Prozent, im Wahlkreis 2162 sogar 29,86 Prozent. „Ich bin in der Unterilp Bürgervereinsvorsitzender, aber auch Ratsmitglied und bin in beiden Funktionen gerne und jederzeit für die Bürger da“, so Salmon. Er fordert die Menschen auf, ihn einfach anzusprechen – oder sich zu melden per Mail an kontakt@bvunterilp.de oder an a.salmon@fdp-heiligenhaus.de.