Heiligenhaus/Viersen. Im April wurde in Heiligenhaus ein Feldhase entdeckt, der an der Hasenpest gestorben ist. Auch aus anderen Kreisen werden Fälle gemeldet.

Francisella tularensis oder auch F. tularensis: So lautet der lateinische Name des hochinfektiösen Erregers, den der am 21. April in der Nähe des Heiligenhauser Segelflugplatzes tot aufgefundene Hase in sich getragen hat. Kurz: Das Tier hatte die Hasenpest, es ist laut Aussage des Kreisveterinäramts Mettmann der erste Fall, der in diesem Jahr in der näheren Umgebung nachgewiesen wurde.

„Die Hasenpest als solche ist uns nicht unbekannt, wir haben immer mal wieder damit zu tun gehabt“, erklärt Nicole Lenné vom Hegering Heiligenhaus-Hösel, „wir hoffen jetzt inständig, dass sich die Krankheit nicht maßgeblich ausbreitet. Vor allem vor dem Hintergrund, dass sich die Population gerade wieder stabilisiert hatte, nachdem der Hase ja unter anderem in NRW schon auf der Roten Liste gestanden hatte.“

Auch der Kreis Viersen warnt nach ersten Fällen vor ungeschütztem Körperkontakt mit Feldhasen und anderen Nagetieren. Jäger sollten etwa beim Umgang mit erlegten Tierkörpern Handschuhe und eine Atemschutzmaske tragen. Dem Kreis Viersen sei bereits ein erster Fall eines erkrankten Menschen bekannt, hieß es. Hasenpestfälle seien in Kempen und Süchteln im Kreisgebiet labordiagnostisch bestätigt, hieß es in der Mitteilung. Der Fund weiterer verendeter Feldhasen soll dem Kreisveterinäramt gemeldet werden.

Hasenpest in NRW: hochansteckender Erreger

Der Erreger gilt als hochansteckend, die infektiöse Dosis liegt – außer bei Aufnahme über den Magen-Darm-Trakt – bei nur rund zehn Erregern. Meistens erfolgen Ansteckungen über den direkten Kontakt mit einem kontaminierten Tier. Während etwa Hunde oder Katzen nur selten erkranken und wenn, dann mit eher milden Symptomen wie Appetitlosigkeit oder Schwellungen der Lymphknoten, kann eine Infektion mit F. tulaneris für den Menschen gefährlich werden.

Am Rande des Segelflugplatzes Heiligenhaus wurde der verendete Hase am 21. April von einem Jäger entdeckt.
Am Rande des Segelflugplatzes Heiligenhaus wurde der verendete Hase am 21. April von einem Jäger entdeckt. © www.blossey.eu (Archiv) | Hans Blossey

„Die Tularämie beginnt immer mit hohem Fieber, Muskel- und Gliederschmerzen, eventuell Hautgeschwüren und Lymphknotenschwellungen, eventuell Bauchschmerzen, Durchfall, Erbrechen und kann in eine Lungenentzündung übergehen“, teilt das Kreisveterinäramt mit und rät dringend dazu, bei solchen Symptomen den Arzt aufzusuchen. Die Kreisjägerschaft Düsseldorf-Mettmann spricht sogar von einer möglichen lebensbedrohlichen Situation, immer wieder käme es zu Todesfällen durch Tularämie.

Schutz vor Hasenpest: Hunde angeleint lassen

Aus diesem Grund verweisen Behörde und Organisationen dringend darauf, Hunde an der Leine zu führen – was angesichts der derzeitigen Setzzeiten selbstverständlich sein sollte. „Wenn es dann doch mal vorkommt, dass der Hund mit einem toten Hasen oder einem anderen Nagetier ankommt, ist es absolut notwendig, ihm zu Hause das Maul bestmöglich auszuspülen, aber bitte nur mit Wasser und nicht mit Desinfektionsmittel oder anderen Chemikalien“, informiert Nicole Lenné.

Kein Wasser aus stehenden Gewässern trinken

Spaziergänger sollten die Wege nicht verlassen, wer einen verendeten Hasen entdeckt, sollte dies unbedingt dem Ordnungsamt oder der zuständigen Jagdbehörde melden. Da auch Mücken (genauso wie andere blutsaugende Parasiten) Überträger des Erregers sein können, wird darauf hingewiesen keinesfalls Wasser aus stehenden Gewässern zu trinken – F. tulaneris kann mehrere Wochen im Wasser überdauern. Außerdem muss Wildfleisch vor dem Verzehr unbedingt ausrechend erhitzt werden.

Vorsicht vor Staubwolken

Zudem gilt auch eine gewisse Vorsicht bei Getreide. „Eine Infektion kann auch durch Inhalation von erregerhaltigem Staub, etwa bei der Bearbeitung von Getreide, das mit Sekreten und Exkreten infizierter Nagetiere kontaminiert ist, erfolgen. Größere Staubwolken in der Nähe von Getreidefeldern sollten besser gemieden werden“, heißt es seitens des Veterinäramtes.

Optimistische Prognose

Angesichts dieser Fakten ist es eigentlich schon erstaunlich, dass die Hasenpest zwischen 2014 und 2020 in Deutschland nur an maximal 56 Tieren (pro Jahr) nachgewiesen wurde. „Ich bin daher optimistisch, dass das diesmal auch so sein wird und die Population stabil bleibt“, hofft Nicole Lenné, „der Vorteil an den Feldhasen ist, dass sie sich nur in einem bestimmten Radius bewegen, im Gegensatz zu anderen Tieren und sich die Verbreitung daher flächenmäßig nicht ganz so schnell ausweitet.“ (mit dpa)