Heiligenhaus. Neben der Hütten-Apotheke und der Praxis Dr. Beyer hat am Mittwoch der Pflegedienst Kniebeler ein Schnelltestzentrum in Heiligenhaus eröffnet.
Die Inzidenz im Kreis Mettmann steigt wieder, der Impfprozess kommt jedoch nur schleppend voran: Umso wichtiger, betont Bürgermeister Michael Beck, sei nun, die Corona-Schnelltestzentren vor Ort auszubauen. Einmal in der Woche kann sich jeder Bürger nun testen lassen, und das kostenlos: „Ich bin sehr froh, dass wir an beiden Plätzen in der Innenstadt, mit der Hütten-Apotheke am Kirchplatz und Kniebeler am Rathausplatz, an zwei zentralen Stellen diese Möglichkeit anbieten können“, bedankt er sich, als der Pflegedienst am Mittwoch den Betrieb im kleinen weißen Häuschen am Rathausplatz startet.
Neben der Hütten-Apotheke und der Praxis Dr. Beyer ist der Pflegedienst der dritte Anbieter, der diese Schnelltestung ermöglicht. Innerhalb einer Woche wurde dafür das kleine weiße Häuschen, das am Rande des Rathausplatzes steht, zu einem Schnelltestzentrum umgestaltet: Immer zwei Personen können gleichzeitig getestet werden, fünf Warteplätze gibt es, die Mindestabstände sind markiert. Wer getestet werden will, kann in der vorgegebenen Zeit (siehe Infokasten) einfach vorbei kommen, und das ohne Voranmeldung, berichtet Geschäftsführerin Gabie Kniebeler: „Wir möchten es einfach so unkompliziert wie möglich anbieten, damit sich viele Menschen testen lassen können – gerade jetzt zu Ostern.“
Testen vor dem Verwandtschaftsbesuch
Selbst da werde man das Schnelltestzentrum öffnen, denn gerade jetzt stünden Verwandtschaftsbesuche an. „Die Testung verläuft sehr schnell“, so Kniebeler. Am Anfang wird Fieber gemessen, man muss kurz Formulare ausfüllen, dann geht es zum Test selber. „Wir nutzen nur den Nasenabstrich, das ist für einen kurzen Moment etwas unangenehm, aber machbar“, so Kniebeler. Sie selber und ihr gesamtes Pflegepersonal müssen sogar alle zwei Tage einen Nasen-Rachen-Test machen – das sei eine ganz andere Herausforderung, berichtet sie. Mit gutem Beispiel voran will der erste Mann der Stadt voran gehen, und so zeigt Bürgermeister Beck, dass ein solcher Test einem „zwar kurz die Tränen in die Augen schießen lässt“ – dafür ist die Gewissheit zehn Minuten umso schöner, wenn der Test negativ ausfällt. Regelmäßig lasse auch Beck sich testen.
Doch was würde passieren, wenn ein Test positiv ausfällt? „Ein Schnelltest bietet keine 100 prozentige Sicherheit, wir würden die betreffenden Personen dann sofort an den Hausarzt verweisen, da dann ein PCR-Test durchgeführt werden muss“, so Kniebeler. Man solle sich bis zu einem endgültigen Ergebnis dennoch sofort in Quarantäne begeben. Denn sie weiß aus eigener Erfahrung, wie schnell eine Infektionswelle sonst ausgelöst werden kann – und kennt auch die schlimmen, möglichen Folgen: „Wir haben im letzten Jahr Furchtbares erleben müssen.“
Pflegedienst fühlt sich allein gelassen
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Auch einige ihrer Patienten seien leider mit oder an Corona verstorben, und das, obwohl man auf dem höchsten Sicherheitsniveau arbeite. „Anders als in Altersheimen gibt es bei unseren Patienten ja kein Besuchsverbot, da die Patienten noch zuhause leben und auch möglicherweise weitere, notwendige Hilfe erhalten“, so Kniebeler. So habe es Fälle gegeben, bei denen die Infektion von außen kam, der Patient dann einen Mitarbeiter angesteckt hatte. „Zum Glück testen wir eben sehr oft und konnten so Infektionsketten schnell aufdecken und unterbrechen“, so Kniebeler.
Alle zwei Tage werden die Mitarbeiter getestet, wöchentlich können sich die rund 250 Patienten ebenfalls testen lassen – und im Bedarfsfall auch schon mal deren Angehörige: „Wir führen somit rund 1000 Schnelltests monatlich durch“, so Kniebeler. Eine Unterstützung erhalten sie nicht – und auch ihre Patienten seien größtenteils, anders als die Menschen in Altersheimen, noch nicht geimpft worden. „Wir fühlen uns allein gelassen“, macht sie ihrem Unmut Luft: „Es war für mich das anstrengendste Jahr überhaupt.“ Sie und ihre Mitarbeiter leisten seit über einem Jahr übernatürliches, „wir gehen alle an unsere Grenzen und darüber hinaus“ – und das unterm Strich nur für die Patienten selber. „Sie sind uns total dankbar, wir bauen ja auch eine Beziehung zu ihnen auf.“ Alles andere, wie symbolisches Glockenklingen oder Applaus vom Balkon als Dankeschön für Pflegekräfte sei ja nett gemeint, „aber eine wirkliche Unterstützung vom Staat, die gibt es einfach nicht“, ist Kniebeler ernüchtert.
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Sie hofft nun, dass sich möglichst viele testen – und dann bald auch impfen lassen: „Ich bin unheimlich stolz auf meine Mitarbeiter, wir sind vom Pflegedienst zu 100 Prozent geimpft. Und ich kann jedem nur raten, sich impfen zu lassen.“ Dass sie nun quasi von jetzt auf gleich diese Schnelltestmöglichkeit auf die Beine gestellt haben, das sei ihr eine Herzensangelegenheit gewesen und von allen Mitarbeitern getragen worden. „Ich bin Heiligenhauserin, eigentlich sogar Nonnenbrucherin, mit Leib und Seele, und ich möchte einfach etwas tun, um in dieser Pandemie zu helfen.“
Weitere Informationen rund um die Schnelltestung
Jeder Bürger kann sich einmal wöchentlich kostenlos testen lassen. Die Stadt betont: Ein Schnelltestzentrum sollte nicht aufgesucht werden, wenn bereits Symptome vorhanden sind! In dem Fall muss auf jeden Fall der Hausarzt kontaktiert werden.
Für das Testzentrum von Kniebeler am Rathausplatz ist keine Anmeldung nötig. Statt finden die Tests montags, mittwochs und freitags von 10 bis 14 Uhr, dienstags und donnerstags von 13 bis 17 Uhr und samstags von 9 bis 13 Uhr – sowie über Ostern auch an den Feiertagen.
In der Praxis von Dr. Beyer (Velberter Str. 142, 02056/68710) sowie in der Hütten-Apotheke (Hauptstr. 207, www.lohmanns-apotheken.de oder 02056/961616) ist ein Termin nötig.
Ab Montag wird es noch ein Schnelltestzentrum auf dem Parkplatz am Heljensbad geben. Dieses werde kommerziell betrieben, berichtet Bürgermeister Michael Beck, ein Termin sei ebenfalls nötig. Weitere Infos folgen.