Heiligenhaus. Ein Gerücht hält sich hartnäckig: Der Heiligenhauser Bürgerbus fahre im Lockdown nicht. Doch nur an Nachmittagen gibt es Einschränkungen.
Mobilität, Eigenständigkeit und Sicherheit sind besonders für Senioren von großer Bedeutung. Durch die Pandemie wurde einiges erschwert, daher ist die Mitfahrgelegenheit im Bürgerbus für viele nach wie vor wichtig – und natürlich fährt dieser auch im Lockdown weiter, entgegen sich hartnäckig haltender Gerüchten. Wie der Verein derzeit arbeitet.
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Der Rheinbahn-Bus wird betrieben durch den Bürgerbusvereins Heiligenhaus e.V. – und seit November 2012 ist er sehr wichtig für viele Rentner geworden: „Ich kann´s mir nicht ohne vorstellen,“ berichtet ein langjähriger Fahrgast. „Altersbedingt bin ich nicht mehr so beweglich und deshalb darauf angewiesen, um aus dem Nonnenbruch in die Stadt zu kommen.“ Ein anderer Fahrgast meint, es sei für die Senioren das Beste, um in der Innenstadt einkaufen zu gehen, was ohne den Bürgerbus gar nicht möglich wäre und dass man ansonsten „entschieden weniger Mobilität“ hätte.
Manche fahren täglich mit dem Bürgerbus
Viele von ihnen fahren seit der ersten Fahrt im Bürgerbus mit und frequentieren ihn mindestens zweimal die Woche, einige täglich. Daher bilden sich bei der gemeinsamen Fahrt Bekanntschaften und man tausche sich über die eigene Gesundheit und gemeinsame Freunde aus. Häufig ist die Fahrt mit anderen Heiligenhauserinnen und Heiligenhausern während Corona die einzige Quelle sozialer Kontakte. Früher sei man auch mal zum Vergnügen in ein Café mit Freunden gefahren, was jetzt nicht mehr ginge, bedauert eine Seniorin.
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Besonders den 26 ehrenamtlichen Fahrern und Fahrerinnen werde für ihre Freundlichkeit und Zuvorkommenheit gedankt und ein großes Lob ausgesprochen. Andreas Piorek (61), seit kurzem Vereinsvorsitzender und langjähriger Fahrer, ist einer von vier berufstätigen Ehrenamtlern und fährt den Bus flexibel ein bis vier Mal im Monat: „Die meisten unter uns haben auch noch andere ehrenamtliche oder soziale Tätigkeiten“ erzählt er. „Es ist eine dankbare Aufgabe und vor allem eine sinnvolle Freizeitbeschäftigung.“
Viele trauen sich nicht mehr in die Stadt
Das Angebot des Bürgerbusses werde von Anfang an gut angenommen, jedoch sehe man seit Beginn der Pandemie, dass sich nur noch ein Drittel der Fahrgäste in die Stadt traue: „Es ist deutlich zu sehen, dass coronabedingt Fahrgäste ausfallen, besonders nachmittags,“ so Piorek. Deshalb seien die Fahrtzeiten nachmittags gekürzt worden. Trotzdem sei der Bus mit seinen hygienebedingten sieben Sitzplätzen besonders an Markttagen ausgelastet und es komme vor, dass Passagiere nicht mitgenommen werden können und auf die nächste Fahrt warten müssen: „Es ist das erste Mal seit Corona, dass es mal so voll war“, meinen einige Mitfahrende begeistert. Zusätzlich zu den regulären Corona-Maßnahmen des ÖPNV gebe es im Bürgerbus weitere Maßnahmen, wie Handdesinfektion beim Eintreten, eine Belüftungsanlage sowie regelmäßige Reinigung der Flächen und es werde wegen des Abstands ein Sitzplatz freigelassen.
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Für die Zukunft sei einiges geplant: ein Antrag auf frühzeitige Corona-Impfungen aller Fahrer sei bereits gestellt und im kommenden August werde ein neuer Bus mit größerem Innenraum und barrierefreier Niederflurtechnik den neun Jahre alten Vorgänger ablösen. Der Vereinsvorsitz wünscht sich, „dass wir weiterhin mit den vielen ehrenamtlichen Fahrern den Bedarf der Fahrgäste decken und die hohe Anzahl an Passagieren halten können.“ Im Vergleich zu Angeboten ähnlicher Art in anderen Städten sei diese nämlich sehr hoch und natürlich wünschenswert. Piorek betont, dass Heiligenhauser jeden Alters mitgenommen werden. 2019 feierte der Bürgerbusverein seinen hunderttausendsten Mitfahrenden.
Fahrzeiten und Preise des Bürgerbusses
Das sind die veränderten Fahrtzeiten an Nachmittagen: Montag-, Mittwoch-, Freitagnachmittag keine Fahrten; dienstags und donnerstags nur bis 17 Uhr. Der Fahrplan ist an Haltestellen und auf www.buergerbus-heiligenhaus.de einsehbar.
Eine Einzelfahrt kostet pro Erwachsenem 1,50 Euro, Kinder bis sechs Jahre fahren kostenlos, bis 14 Jahre einen Euro; mobilitätseingeschränkte Personen haben freie Fahrt mit Ausweis und gültiger Gebührenmarke.