Heiligenhaus. Coronabedingt musste der Bürgerbus seinen Linienbetrieb im März einstellen. Ab dem 1. September rollt er wieder durch Heiligenhaus.
Andreas Piorek dürfte den allermeisten Heiligenhausern in seiner Funktion als langjähriger Bezirkspolizist bekannt sein. Aber manchmal, in seiner Freizeit, da tauscht er seine Uniform gegen eine dunkelblaue Weste aus undsetzt sich ans Steuer des Bürgerbusses, fährt mit dem weißen Achtsitzer-Sprinter durch den Nonnenbruch und die Wassermangel – vorwiegend ältere Bürger fährt er in die Innenstadt und zurück.
Vorfreude auf den Start
Lange musste der 60-Jährige coronabedingt darauf verzichten, aber jetzt geht es endlich wieder los: Am Dienstag, 1. September, startet die erste Tour nach fünfeinhalb Monaten. Und das auch nur, weil der Bürgerbusverein ein spezielles Hygienekonzept erarbeitet hat. Eine der wichtigsten Maßnahmen darin: Die Plexiglasscheibe, die den Fahrer abschirmt. Andres Piorek hat auf dem Fahrersitz Platz genommen, lacht durch die Scheibe, er und seine Kollegen und Kolleginnen brauchen dadurch beim Fahren keinen Mundschutz aufsetzen. „Den braucht der Fahrer nur, wenn er sich im Bus bewegt, etwa wenn er den Rollator eines Fahrgastes in den Wagen packt“, erklärt André Saar, erster Vorsitzender des Vereins.
Mund-und Nasenschutzpflicht
Die Fahrgäste dagegen sind verpflichtet, den Mund- und Nasenschutz ununterbrochen zu tragen, zudem stehen derzeit nur sieben statt acht Plätze zur Verfügung. „Der mittlere Sitz in der hintersten Reihe wurde gesperrt, damit es in dem Bereich nicht zu eng wird“, weiß Andreas Piorek.
Eine ältere Dame bleibt stehen, erkennt sofort den Bürgerbus, der an diesem Morgen nur auf dem Basildonplatz steht, um der Öffentlichkeit vorab die Schutzmaßnahmen zu präsentieren. „Fährt er wieder?“ fragt sie neugierig, „ich nutze ihn regelmäßig, vor allem mittwochs zum Markt.“
Nette Stimmung im Bus
Hans-Peter Schneider lacht, der 67-Jährige, ebenfalls Bürgerbusfahrer, weiß: Viele haben den Bürgerbus vermisst. „Wir sind oft angesprochen worden“, erzählt er, „und mir hat es auch gefehlt zu fahren. Man kennt viele persönlich, man unterhält sich, es ist immer eine nette Stimmung.“
26 Fahrer beim Bürgerbusverein
Normalerweise fährt der Bürgerbus wochentags zweimal jeweils vier Stunden und samstags vormittags. Dadurch, dass einige der insgesamt 26 ehrenamtlichen Fahrer derzeit nicht zur Verfügung stehen – weil sie zur Hochrisikogruppe gehören – müssen vorerst die Fahrten an Mittwoch- und Freitagnachmittagen ausfallen. „Das sind die Fahrtzeiten, an denen der Bürgerbusservice eh immer am wenigsten genutzt wurde“, sagt André Saar und weist in diesem Zusammenhang darauf hin: „Wir suchen aber immer nach weiteren ehrenamtlichen Fahrern, denn bei uns hören auch immer mal welche, meistens altersbedingt auf.“
Helfer immer gern gesehen
Andere Gründe gibt es kaum: Die Fahrer lieben und schätzen ihre ehrenamtliche Tätigkeit. Aber auch andere Helfer werden immer gerne gesehen, so wie Hans-Werner Schildmann. Aufgrund einer Augenerkrankung durfte der 80-Jährige, der seit 2012 Vereinsmitglied ist, nie den Bus lenken, hat sich aber immer leidenschaftlich um den technischen Zustand des Mercedes Sprinters gekümmert. „Wir brauchten zum Beispiel jetzt einen neuen Motor, da habe ich mich hingesetzt, einen günstigen gesucht und bin auch fündig geworden“, erzählt der ehemalige Diplom Ingenieur. „Der Motor ist nun eingebaut, es kann losgehen“.
Verspätungen nicht ausgeschlossen
Wer also ab dem 1. September wieder den Bürgerbus nutzen möchte, sollte auf keinen Fall den Mund- und Nasenschutz vergessen und sich beim Einstieg vorne die Hände desinfizieren – ein festinstallierter Spender steht im Bus zur Verfügung. Das Fahrgeld (1,50 Euro) sollte nach Möglichkeit passend entrichtet werden, auf Abstand beim Ein- und Ausstieg zu den anderen Fahrgästen sollte geachtet werden. Bedingt dadurch, dass die Fahrer angehalten sind, stündlich Griffflächen und Stangen zu desinfizieren, bittet der Verein um Verständnis, dass der Bus vielleicht das ein oder andere Mal ein paar Minuten mal zu spät kommt. „Wir können allerdings eins ganz klar sagen“, verspricht, „ zu früh wird der Bus niemals abfahren, da muss niemand Sorge haben.“