Heiligenhaus. In der Krise ist alles anders - zumindest fast alles. Bei der Heiligenhauser Awo freut man sich über ein wenig Normalität.

Schon vor der Tür der Awo in der Schulstraße riecht es appetitlich nach Mittagessen - Möhrengemüse und eine Frikadelle stehen auf dem heutigen Speiseplan. Drinnen werden gerade die Portionen in entsprechende
Verpackungen gefüllt. "Wir bieten jeden Mittwoch ein Mittagessen an, normalerweise machen zwischen 35 und 40 Personen von diesem Angebot Gebrauch" erzählt Kornelia Wagner, Leiterin der AWo-Begegnungsstätte.

Vor Corona wurden die Mahlzeiten gemeinsam in den Awo-Räumen verzehrt, nun nehmen die Senioren sich ihr Essen mit nach Hause. Um fünf vor 12 Uhr steht die erste Dame an der improvisierten Ausgabestelle, nimmt ihr Essen entgegen und bezahlt im Gegenzug 5,50 Euro. "Wir bitten alle, das Geld wenn möglich passend dabeizuhaben" sagt Wagner. Fröhlich wünscht sie ein gutes neues Jahr, erkundigt sich nach der Gesundheit der älteren Dame und liest dann noch schnell den Speiseplan für die kommenden drei Wochen vor. Wirsing, Kasseler, Bolognese - "das mag ich alles", antwortet die Besucherin und lässt sich für alle drei Gerichte eintragen.

Signal: Wir sind für euch da!

Angemeldet sein müssen die Abholer nämlich, für die bessere Planung, und auch ein Mund-Nasen-Schutz bei der Abholung ist Pflicht. Zum Hauptgericht gibt es noch einen Becher Grießbrei, "sonst haben wir auch schon mal Nachtisch selbstgemacht, aber das geht derzeit leider nicht", bedauert Wagner, die sich freut, bei der Ausgabe der Mittagessen wenigstens kurz diejenigen zu sehen, die sonst regelmäßig in der Awo vorbei schauten. "Dann kann ich fragen wie es ihnen geht, ob sie Hilfe beim Einkaufen brauchen oder sonst irgendeine Unterstützung." Es sei wichtig, dass alle wissen, "dass wir für sie da sind."

Derweil geht es weiter: Betty Ehrmann ist von der Bleibergstraße in die Stadtmitte gelaufen, um sich ihr Mittagessen zu holen, "hier schmeckt es immer", sagt die Rentnerin, die sonst auch gerne vor Ort gegessen hat. "Wegen der guten Küche und den netten Mädels", wie der Senior nach ihr mit einem Augenzwinkern verkündet, kommt er sogar extra jede Woche aus Hösel und ein dritter Möhrengemüse-Fan hebt sein Essen für den Abend auf. "Jetzt bin ich satt" sagt er und auch, dass es ihm vor allem darum gehe, die Awo zu unterstützen.

Awo will Angebot zwingend aufrecht erhalten

Auch Friedrich-Ernst Martin schaut vorbei, der 2. Vorsitzende des Ortsvereins. "Es ist zwingend notwendig, dass dieses Angebot des wöchentlichen Mittagessens aufrechterhalten wird, auch zu Corona-Zeiten.
Es gibt Personenkreise, die sonst kein warmes Mittagessen hätten, weil es ihnen selbst nicht mehr möglich ist zu kochen." So sei es denn, so Kornelia Wagner, auch von Anfang an klar gewesen, das Angebot fortzusetzen, wenn es irgendwie möglich sei.

Auch die Bewohner der Seniorenwohnungen im Haus werden übrigens auf Wunsch versorgt: Mit einem Wägelchen werden die Wohnungen angefahren, "manche stellen ihren Rollator vor die Tür und da stellen wir dann das Essen drauf ab", so Wagner. Andere warten schon an den geöffneten Türen auf die Mahlzeit.
Lieblingsessen gibt es natürlich auch: "Heringsstipp, Senfeier, alle Arten von Eintöpfen", zählt die Leiterin der Begegnungsstätte auf. Und betont noch einmal, dass das Angebot für alle Heiligenhauser Bürger
gilt: "Wir freuen uns auch sehr über jüngere Besucher, bei der Awo Mitglied sein muss man auch nicht". Die Planungen für das gerade begonnene Jahr laufen übrigens, auch über den Mittagstisch hinaus: Infoveranstaltungen, Feste, Kurse - "was dann davon stattfinden kann, muss man abwarten", sagt Kornelia Wagner.

Anmeldungen sind nötig

Eine Anmeldung zum Mittagessen ist immer bis Montag möglich unter 02056-69212. Abgeholt werden kann das Essen dann mittwochs ab 12 Uhr in der Schulstraße 8. Die AWo freut sich auch und gerade in Corona-Zeiten über Spenden und neue Mitglieder - in Heiligenhaus gibt es 175 Mitglieder im Ortsverein.

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