Heiligenhaus. Wegen Corona waren nur 45 Besucher im Club zugelassen, um den Kabarettisten Jochen Malmsheimer zu sehen. Das tat dem Auftritt keinen Abbruch.
Wenn Jochen Malmsheimer in den Club kommt, dann bedeutet das normalerweise ein dreifach ausverkauftes Haus, zusätzliche Stehplätze und eine ausgesprochen gute Stimmung. Ausverkauft war der Club auch diesmal, die gute Stimmung definitiv vorhanden – allerdings auch reichlich Abstand zwischen den Besuchern.
„Fast mehr Toiletten als Gäste“
Grund dafür ist, dass derzeit wegen der Corona-Auflagen nur 45 Zuschauer erlaubt sind. Und so begrüßte Club-Chefin Edelgard Eichberg die Kabarett-Fans auch mit launigen Worten: „Das ist unsere erste ‘große’ Veranstaltung nach der Corona-Pause – sehr exklusiv, und wir haben diesmal fast mehr Toiletten zur Verfügung als Gäste im Publikum.“
Diejenigen, die Karten bekommen hatten, störte das aber herzlich wenig, die „Dogensuppe Herzogin - ein Austopf mit Einlage“ begeisterte das Publikum völlig. Und Jochen Malmsheimer, „auch nicht deutlich überbeschäftigt in letzter Zeit“, war genauso wortgewaltig, sprachwitzig, themenumfassend und ausdrucksstark wie gewohnt.
Eine Busreise nach Venedig als Rahmengeschichte
Eine Städtereise mit der Gattin, mit dem Bus nach Venedig, bildete die hochamüsante Rahmengeschichte, von der aus Malmsheimer Ausflüge zu allen nur denkbaren Themen unternahm. Beispielsweise die Fernsehwelt seiner Jugend (“Iltschi“ bei Karl May erinnerte mich immer an die chinesischen Pflaumen, die man unter dem Kampfnamen A 40 im China-Restaurant bestellen konnte“), die Talkshows der heutigen Zeit, das ihm sichtlich unter den Nägeln brennende Thema Bildung und natürlich auch die Politik.
Punktgenaue Beobachtung der Mitmenschen
„Die Fähigkeit zur Diskussion setzt die Bereitschaft voraus, auch den eigenen Standpunkt einer Prüfung und wenn nötig einer Korrektur zu unterziehen.“ Solche Sätze, eingebettet in eine Unterhaltung zwischen Robin Hood, dem Sheriff von Nottingham, Luther, Odysseus, Käpt’n Ahab und anderen illustren Figuren der Welt- und Literaturgeschichte, sich abwechselnd mit Sprachspielchen à la „versteht man unter Walküre nicht die Fußpflege bei Meeressäugern?“ und eine punktgenaue, manchmal genüsslich den Finger in Wunden legende Beobachtung seiner Mitmenschen (“für diese Busfahrt fühlte ich mich nicht alt und nicht beige genug“) machten den Abend zu einem sprachlichen und inhaltlichen Erlebnis.
Tiefgründig, scharfzüngig und humorvoll sorgte Jochen Malmsheimer für einen steten Klangteppich an Gelächter und Gekicher, für Lachtränen und nachdenkliche Momente. Eine gelungener Wiederauftakt für das Club-Programm – die Herbstsaison kann kommen.