Seit nunmehr zehn Jahren werden mit dem Programm „Opstapje“ Jungen und Mädchen gefördert. Helferinnen besuchen die Familien und zeigen, wie wichtig Spielen für die Entwicklung ist

Vor zehn Jahren war das Heiligehauser Jugendamt das erste im weiten Umkreis, das das Projekt „Opstapje“ (Schritt für Schritt) einführte. Das frühe Spiel- und Förderprogramm hat sich bewährt und wird doch jetzt von „Babyplus“ abgelöst.

Opstapje – das ist ein Spiel- und Lernprogramm für Kinder im Alter von 18 bis 38 Monaten, die aus Familien kamen, die es oft etwas schwerer haben. Sie sollten möglichst früh gefördert werden.

Rund 250 Familien haben in den vergangenen zehn Jahren an dem Programm teilgenommen. Sie wurden jeweils eng von einer der fünf Laienhelferinnen betreut. 18 Monate lang besuchten die Helferinnen einmal wöchentlich die Familien. Ihr wichtigstes Ziel: den Eltern zeigen, wie wichtig die Beschäftigung mit dem eigenen Kleinkind und gerade auch das gemeinsame Spielen ist. „Denn Spielen ist nicht nur Zeitvertreib, sondern bedeutet für diese kleinen Kinder vor allem auch Lernen“, sagt Ortrud Elsner, die das Projekt vor zehn Jahren in Heiligenhaus mit eingeführt hat und seitdem begleitet.

Die Helferinnen geben den Eltern viele Anregungen, wie sie sich mit geringem Aufwand – auch finanziell – mit den Kleinen beschäftigen können. „Viele junge Mütter und Väter haben nicht gelernt, mit Kindern zu spielen und wissen nicht, dass man Sprechen nicht mit dem Fernseher üben kann“, sagt Elsner.

Für die Eltern, meist die Mütter, wurden die Hausbesucherinnen schnell mehr als Spielpartner für die Kleinen. Sie wurden zu Vertrauensperson für die ganze Familie, mit der man auch die Sorgen teilte. „Man sitzt quasi mit auf der Bettkante“, berichtet eine der Hausbesucherinnen. Die Helferinnen haben absichtlich keine pädagogische Ausbildung, sind aber alles erfahrene Mütter – so befinden sie sich auf Augenhöhe mit den Betreuten und können daher leicht eine Vorbildfunktion übernehmen. Sie merken aber auch schnell, wenn in einer Familie weitere externe Unterstützung notwendig ist.

Einmal pro Woche treffen sich alle Besucherinnen mit Müttern und Kindern im Club an der Hülsbecker Straße 16. Dort wird dann gemeinsam gespielt und gesungen, die Mütter bekommen Kontakt zu anderem Müttern, man kann sich austauschen.

Es gibt aber auch gemeinsame Unternehmungen wie Bücherei- und Zahnarztbesuche und Spaziergänge im Wald. „Spielen im Wald ist für viele Kinder was ganz Neues“, erzählt Ortrud Elsner.

Mund-zu-Mund-Propaganda

Wie kommen Opstapje und die Eltern zusammen? Kinderärzte machten darauf aufmerksam, vor allem aber durch Mund-zu-Mund-Propaganda. „Eltern, die das Programm mitgemacht haben empfehlen uns weiter“, sagt Elsner.

Und die Resultate? Sie lassen sich schwer messen. Niemand kann schließlich wissen, wie es einem einzelnen Kind ohne das Programm ergangen wäre. „Aber von den Kindergärten haben wir schon lobende Worte erhalten“, so Elsner.

Von Opstapje zu Babyplus

Seit einigen Jahren haben Kinder ab dem Alter von einem Jahr das Recht auf einen Betreuungsplatz in der Kita oder bei einer Pflegemutter. Viele Eltern nehmen dieses Recht auch in Anspruch, so dass viele Kleinkinder für „Opstapje“ kaum noch erreichbar sind.

Deshalb läuft „Opstapje“ seit dem vergangenen Herbst aus und wird durch „Babyplus“ ersetzt. Dieses neue Frühförderprogramm setzt jetzt noch früher ein, praktisch schon mit Schwangerschaft und Geburt.

Das Prinzip ist ähnlich dem von „Opstapje“. Auch hier gehen die geschulten Mütter ein Jahr lang in die Familien und zeigen, wie man mit einfachsten Materialien auch schon mit ganz kleinen Babys spielen kann, wie man kuschelt und singt. Und noch mehr als bei den etwas größeren Kindern sind die erfahrenen Besucherinnen hier Ratgeberinnen, hören sich die großen und kleinen Nöte der frischgebackenen Mütter an, die oft noch unsicher im Umgang mit ihrem Baby sind.

Auch bei Babyplus gibt es regelmäßige Gruppentreffen, bei denen sich die Mütter austauschen konnten.