Heiligenhaus. Ein kurzfristig eingebrachter Antrag der CDU sorgte in Heiligenhaus für hitzige Diskussion. Dabei geht es um ein schulpolitisch brisantes Thema.
Eigentlich sollte es per Ratsbeschluss im kommenden Schuljahr in Heiligenhaus nicht mehr als elf Eingangsklassen bei den Grundschulen geben. Doch nun will die CDU-Ratsfraktion zwölf Eingangsklassen haben. Dafür stellte sie einen Antrag im Ausschuss für Bildung und Sport. Und dies sorgte für hitzige Diskussionen.
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„Die Bildungsvielfalt und das breite Bildungsangebot mit den unterschiedlichen Schulprogrammen stärken“ – das möchte die CDU-Fraktion mit dem Antrag, den sie kurzfristig in den Ausschuss am Donnerstagabend einbrachte. Konkret bedeutet das, dass die Christdemokraten sich auch in Zukunft und schon mit dem kommenden Schuljahr eine dauerhafte Zweizügigkeit, also zwei Eingangsklassen, an der Clarenbach-Schule in Isenbügel sowie an der Regenbogenschule wünschen. So würde die kommunale Klassenrichtzahl von zwölf ausgeschöpft werden.
Verwaltung hatte die Zügigkeitsregelung zunächst von der Tagesordnung genommen
Die Dringlichkeit des Antrags begründete die CDU damit, dass die Anmeldungen für das Schuljahr 2020/21 bereits erfolgt seien. Deswegen müsse kurzfristig über den Antrag entschieden werden, um eine etwaige Koordinierung möglich zu machen. Die Verwaltung hatte das Thema „Schulentwicklungsplan“, zu dem auch die zukünftige Zügigkeitsfestlegung gehört, ursprünglich von der Tagesordnung genommen. Denn erst sollten weitere Details geklärt werden.
Stefan Okon von der WAHL-Fraktion sieht denn auch keine Notwendigkeit, im kommenden Schuljahr eine Zweizügigkeit in Isenbügel zu ermöglichen: „Die Anmeldezahlen weisen aus, dass wir im nächsten Jahr maximal eine Elfzügigkeit in der Stadt brauchen. Wichtig ist, dass in Isenbügel alle dort wohnenden Kinder beschult werden können, ganz nach dem Prinzip: kurze Beine, kurze Wege.“ Das sei mit einer Eingangsklasse gegeben. Durch eine weitere Klasse würde unter anderem die Grundschule Schulstraße geschwächt. Grund: Kinder würden dann eher in Isenbügel als wohnortnah in der Schulstraße angemeldet, da einige Eltern den hohen Anteil an Schülern mit Migrationshintergund an der Schulstraße scheuten, so Okon.
Gegen eine „Ghettoisierung“ der Schulkultur
Dem stimmte auch Jana Janssen (SPD) zu: Gefördert werde eine „Ghettoisierung“ anstatt sozialer Schulkultur. Prämisse der Stadt müsse es aber sein, zum Wohle aller Schüler zu handeln. Die Klassenstärke könne außerdem so nicht reguliert werden, da eine Schule erst dann weitere Kinder ablehnen dürfe, wenn diese die Mindestklassenstärke erreicht habe.
Anders sieht das Heinz-Peter Schreven (CDU): „Die Schulen bekommen durch insgesamt zwölf Züge die Möglichkeit, ihre Züge so aufzubauen, dass vernünftige und pädagogische Arbeit möglich ist.“ Die von den Eltern sehr gut angenommene Schulvielfalt sei ein Glücksfall und müsse weiter gestärkt und bewahrt werden, ergänzte Parteikollege Martin Fromm.
„Einstimmig gefasste Beschlüsse sollen wieder geändert werden“
Dass grundsätzlich in den nächsten Jahren eine Erhöhung der Zügigkeit auf zwölf sinnvoll sein könnte, wenn die Schülerzahlen steigen und durch den Neubau von Wohnraum Zuzüge erfolgen, darüber waren sich alle Parteien einig. Die WAHL gab jedoch zu bedenken, dass es angesichts der innenstadtnahen neuen Wohngebiete nicht sinnvoll sei „immer mehr Kinder an den Stadtrand zu bringen“ – entweder müsse komplett neuer Schulraum geschaffen oder bestehende Schulen müssten ausgebaut werden. Grundsätzlich, so Okon, sei er „fassungslos, dass hier einstimmig gefasste Beschlüsse wieder geändert werden sollen“.
Das ist der Ratsbeschluss
Laut des gültigen Ratsbeschlusses ist die Grundschule Hetterscheidt zweizügig, die St. Suitbertus-Grundschule und die Schule Schulstraße jeweils dreizügig. Die Regenbogenschule und die Clarenbach-Schule sind einzügig.
Im laufenden Schuljahr wurden in Isenbügel aufgrund einer Ausnahmeregelung zwei Eingangsklassen gebildet. Für das kommende Schuljahr sieht eine Ausnahmeregelung gleiches für die Regenbogenschule vor.
„Kontinuität für die Zukunft“ mahnte Gabriele Ulitzsch (FDP) an. Eine langfristige Erhöhung der Zügigkeit müsse unter Einbeziehung aller Randbedingungen geschaffen werden.
Thema geht im Haupt- und Finanzausschuss weiter
Dass die Schulwahl der Eltern von der Zusammensetzung der Schülerschaft abhänge, bestritt Martin Fromm (CDU), vielmehr seien die pädagogischen Konzepte der unterschiedlichen Schulen ausschlaggebend. „Ein Konzept zu entwickeln“, so Ratsherr Ralf Herre (CDU), „um die Grundschule Schulstraße zu ertüchtigen“, sei vielleicht ein gangbarer Weg. Doch mit dieser Aussage rief er Protest hervor. An allen Schulen, warf Stefan Okon ein, werde guter Unterricht angeboten. Respekt ringe ihm ab, wenn dies unter schwierigeren Voraussetzungen geschehe. Bei der Abstimmung wurde der Antrag mit sieben zu sechs Stimmen bei einer Enthaltung angenommen.
Nun wird sich der Haupt- und Finanzausschuss am Mittwoch, 4. Dezember (17 Uhr), weiter mit diesem Thema befassen.