Heiligenhaus. . Insgesamt soll es nur noch zehn Klassenzüge für die Heiligenhauser Grundschulen geben. Nicht nur dagegen wehren sich deren Leiterinnen.

Selten dürfte bei einer Sitzung mehr Einmütigkeit geherrscht haben als zuletzt im Bildungs-Ausschuss. (WAZ berichtete). Jeder Beschlussvorschlag wurde einstimmig durchgewunken – auch die Entscheidung, ab dem nächsten Schuljahr die Grundschule an der Schulstraße sowie die Suitbertus-Grundschule dauerhaft dreizügig auszugestalten und zugleich bei den Eingangsklassen eine Zehnzügigkeit für alle Heiligenhauser Grundschulen insgesamt festzulegen.

Bereits nach gut 25 Minuten war die Sitzung beendet. Doch im Anschluss entlud sich vor dem Sitzungssaal der Unmut der Schulvertreterinnen, die sich über die Beschlüsse empörten.

Keine Reaktion auf die Bedenken

Dabei standen zwei Sachen besonders in der Kritik: Zum einen betrachten die Schulvertreterinnen eine Zehnzügigkeit für die Grundschulen der Stadt als nicht ausreichend – zum anderen regte sich Widerstand, dass künftig sowohl die Regenbogen- als auch die Clarenbach-Grundschule auf eine Einzügigkeit begrenzt werden. Gegen diese Punkte hätten sich die fünf Grundschulleiterinnen vor gut zwei Wochen in einem Brief an die Stadt ausgesprochen, wie Ellen Schieferstein, Sprecherin der Heiligenhauser Grundschulen, ausführt. „Auf unsere Bedenken hin hat es aber überhaupt keine Reaktion gegeben.“

Die Suitbertus-Schule soll künftig dreizügig sein.
Die Suitbertus-Schule soll künftig dreizügig sein. © Alexandra Roth

Die Rektorin der Regenbogenschule bemängelt, dass es „keinerlei Rücksprache“ mit den Schulen hinsichtlich der Entscheidungen gegeben habe. „Wir wurden nicht gefragt, ob das zum pädagogischen Konzept passt.“ Aus ihrer Sicht widerspreche sich die Stadt selbst, denn sie habe sich eigentlich für eine Elfzügigkeit bei den Grundschulen ausgesprochen und eine Richtgröße von 23 Schülern pro Klasse als vernünftig erachtet. Bei aktuell 250 Erstklässler-Anmeldungen für das kommende Schuljahr spreche also alles für eine Elfzügigkeit, im laufenden Schuljahr gebe es ebenfalls elf Klassenzüge.

Auch die künftige Einzügigkeit ihrer Schule sowie der Clarenbach-Schule in Isenbügel ruft Ellen Schieferstein auf den Plan. Denn laut der Kommunalen Klassenrichtzahl müssten Grundschulen bis zu 29 Kinder pro Eingangsklasse aufnehmen.

Schuldezernent verteidigt den Beschluss

Wenn jedoch ein Zweitklässler die Klasse wiederholen wolle, werde diese Zahl rasch gesprengt. „Und es kommen immer noch Kinder ohne deutschsprachigen Hintergrund im Laufe des Schuljahres hinzu, da sind Klassengrößen von 31 oder 32 Kindern möglich“, so die Schulleiterin. Daneben erforderten Inklusion, Begabtenförderung oder Schüler mit Förderbedarf Raum und Zeit, was bei einer Einzügigkeit kaum leistbar sei.

Schuldezernent Björn Kerkmann verteidigt dagegen die Beschlüsse. „Anhand der Kommunalen Klassenrichtzahl können wir mit der Zehnzügigkeit bis zu 290 Kinder aufnehmen. Da haben wir bei aktuell 250 Anmeldungen noch einen Puffer.“ Das Ganze sorge auch für mehr Verlässlichkeit, denn bislang habe es für die Grundschulen eine Achtzügigkeit gegeben – allerdings hatte die Stadt zum laufenden Schuljahr zusätzlich drei so genannte erweiterte Eingangklassen geschaffen.

Schülerströme mit Ogata-Plätzen steuern

Auch die Einzügigkeit etwa an der Regenbogenschule hält Kerkmann für richtig, denn: „Dort gibt es lediglich sieben Klassenräume.“ Dies reiche für eine Zweizügigkeit nicht aus. Auf der anderen Seite sei die Dreizügigkeit der Suitbertus-Schule angesichts der 16 Klassenräume am neuen Standort gut – bei der Tersteegenschule mit acht Klassenräumen sei dies nicht möglich. Zudem könne man Schülerströme zu einer Grundschule durch den Ausbau von Ogata-Plätzen steuern.

Das allerdings hält Kathrin Schuster, Lehrerin an der Clarenbach-Schule, für ungerecht: „Wir leisten gute Arbeit. Aber durch eine Einzügigkeit wird alles sehr viel schwieriger für uns. Da bleibt kein Platz mehr zum Beispiel für interkulturelle Arbeit. Auch sind unsere Räume für 29 Schüler zu klein“, sagt sie. Noch hofft sie aber, dass es möglicherweise eine erweiterte Eingangsklasse an ihrer Schule geben wird. „Wir warten da ab.“

>>> ÄNDERUNGEN AN VIER VON FÜNF GRUNDSCHULEN

  • Durch die Beschlüsse des Ausschusses für Bildung und Sport hat sich nun bei vier der fünf Grundschulen der Stadt etwas an der Zügigkeit der Eingangsklassen geändert. Dreizügig sind nun die Suitbertus-Schule (bislang zweizügig) sowie die Grundschule an der Schulstraße (bisher zweizügig, allerdings im laufenden Schuljahr mit einer erweiterten Eingangsklasse).
  • An der Tersteegen-Schule bleibt es bei der Zweizügigkeit. Nur noch dauerhaft eine Eingangsklasse ist für die Regenbogen-Grundschule sowie für die Clarenbach-Schule vorgesehen – beide Schulen hatten bislang zwei Eingangsklassen, davon allerdings jeweils eine erweiterte Eingangsklasse im laufenden Schuljahr.
  • Laut Berechnungen der Stadt wird die Zahl der Erstklässler bis zum Schuljahr 2023/24 pro Jahr zwischen 233 und 259 schwanken.