Heiligenhaus. Gleich zwei Mal wurde das Theaterstück „The Other Side of Peace“ in der IKG-Aula in Heiligenhaus gezeigt. Und das auf eine sehr berührende Weise.
Wie findet man nach einem Krieg ins normale Leben zurück? Was ist eigentlich normal? Und was geht in Soldaten, aber auch in deren Familien vor, wenn nach den Schrecken des Krieges wieder Alltag einkehren soll? Mit diesen Fragen beschäftigte das englischsprachige Theaterstück „The Other Side of Peace - Die andere Seite des Friedens“, das am Freitag vom Theater-Ensemble aus der Heiligenhauser Partnerstadt Basildon gleich zweimal in der Aula des Kant-Gymnasiums aufgeführt wurde.Und das auf eine ganz bewegende und anrührende Weise.
Fortführung des „Forget Never“-Projektes, das 2015 in Heiligenhaus aufgeführt wurde
Zur Handlung: Der Erste Weltkrieg ist beendet, die Soldaten Karl (Louis Hill), Bill (Andrew Lindfield) und Jacques (Christopher Walthorne) sind zurück in ihren Heimatländern Frankreich, England und Deutschland. Und genau dort, wo in Geschichtsbüchern oft Schluss ist, beginnt das aktuelle Theaterstück von Dawn Knox. Es versteht sich als Fortführung des „Forget Never“-Projektes, das Momentaufnahmen aus dem Schicksal dreier Soldaten des Ersten Weltkrieges darstellte und 2015 in Heiligenhaus unter dem Namen „The Sons of Three Countries Remembered“ aufgeführt wurde.
Neben den Soldaten kommen auch deren Familien zu Wort, die Ehefrauen Anna (Francesca Ottley) und Florrie (Natalie Taylor-Scotcher) sowie die Mutter von Jacques, gespielt von Dawn Bush. Das Stück zeigt eindringlich, wie unendlich schwer es den Familien fällt zu akzeptieren, dass der so gewünschte Weg „back to normal“, also zurück ins normale Leben, kaum machbar ist. Während die Männer von inneren und äußeren Wunden geplagt werden und sich mit den Geistern der Vergangenheit herumschlagen, fehlt den Frauen Hilfe und Anerkennung durch die, die so anders sind nach jahrelanger Abwesenheit.
Emotionales Spiel zeigte die Hilflosigkeit
So eindringlich, authentisch und emotional spielen die Akteure, dass sich niemand den Seelenqualen, der Hilflosigkeit und den Konflikten entziehen kann. Ergänzt wird die Aufführung durch die von Hannes Johannsen eigens für dieses Stück komponierte Musik. Auf einer anderen Ebene ebenso berührend wie die Darsteller und textlich genau auf das Geschehen abgestimmt gibt sie den Besuchern die Möglichkeit, kurz innezuhalten und sich neu zu fokussieren. Die Chöre der Gesamtschule sowie der Tersteegen-Grundschule unterstützen mit ihrem Gesang ganz wunderbar die Vollblut-Musiker Johannsen und Sebastian Grothe. Der leere Stuhl vor der Bühne steht symbolisch für die Lücken, die durch den Krieg gerissen wurden.
Schüler waren ganz ergriffen von dem Stück
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Zwei Aufführungen standen auf dem Programm
Der Aufführung von „The Other Side of Peace - Die andere Seite des Friedens“ war am Freitag um 11 Uhr für Schüler bestimmt. Das zweite Mal wurde das Stück dann um 19 Uhr für die Allgemeinheit gespielt.
Begrüßt wurden die Schüler von Bürgermeister Michael Beck. „Leid kennt kein Alter, keine Nationalität und keine Geschlechter“, sagte er und äußerte die Hoffnung, dass alle Zuschauer sich stets für Frieden und Freiheit einsetzen mögen.
Wir haben zunächst überlegt, welche Kurse sich das Stück anschauen sollen, aber dann beschlossen, dass das ein Thema ist, das alle angeht“, berichtet Jutta Leukers, Geschichtslehrerin am IKG, „deswegen ist die gesamte Q1 gekommen.“ Und das so tiefgehende Spiel der Darsteller hat die Schüler ganz offensichtlich erreicht: „Der Konflikt zwischen den heimgekehrten Männern und ihren Frauen war toll dargestellt und sehr interessant. Für dieses Thema ist im Geschichtsunterricht nicht viel Platz“ erzählt Amin. Und Tobias ist noch einmal klargeworden, „dass im Krieg zwar jeder für sein Heimatland gekämpft hat. Aber danach haben alle versucht, wieder Frieden in ihr eigenes Leben zu bekommen, und das war nicht leicht.“
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Auch Lena und Miriam aus der Q1 der Gesamtschule sind beeindruckt: „Das war sehr professionell gespielt. Es wurde sehr klar, warum Soldaten oft solche Probleme damit hatten, von ihren Kriegserlebnissen zu erzählen. Wir wussten, dass es für die Familien schwer war, aber das ist leichter nachzuvollziehen, wenn es auf einzelne, auch fiktive Beispiele reduziert wird.“