Heiligenhaus. Die gebürtige Westfälin mit syrischen Eltern Lamya Kaddor sprach in Heiligenhaus über den Islam, Heimat und islamischen Religionsunterricht.

Groß war das Interesse an der Islamwissenschaftlerin und Buchautorin Lamya Kaddor, die am Dienstagabend in den Club gekommen ist, um über den Islam, Islamfeindlichkeit und die Herausforderungen der Integration zu sprechen. Eingeladen wurde die gebürtige Westfälin mit syrischen Eltern von der SPD-Bundestagsabgeordneten Kerstin Griese. Es wurde eine interessante, teils sehr launige Diskussion, in der es etwa um Heimat, Deutschsein und auch um islamischen Religionsunterricht ging.

So sei der Islam in Deutschland erst nach den Anschlägen am 11. September 2001 wahrgenommen worden und damit mit einem Bedrohungspotenzial, so Kaddor. „Das spüre ich und das spüren auch andere Muslime.“ Dennoch habe nicht nur Islamfeindlichkeit zugenommen, sondern auch Frauenfeindlichkeit und Homophobie. Als liberale Muslima werde sie von Konservativen und Rechtsradikalen gleichermaßen bedroht.

Demokratie verteidigen und vorleben

Angriffen von Salafisten bis zu AfD-Sympathisanten ausgesetzt sehen sie und Kerstin Griese aber derzeit die deutsche Gesellschaft insgesamt. Denn deutsch sei längst nicht mehr, wer deutsche Eltern habe, findet Kaddor: „Deutsch ist, wer sich mit diesem Land identifiziert, die Sprache halbwegs spricht und in gewisser Weise loyal ist.“ Ebenso selbstverständlich gehört für sie der Islam zu Deutschland sowie islamischer Religionsunterricht an Schulen von hier ausgebildeten Lehrern. Außerdem vertritt sie, dass Menschen mehr als eine Heimat haben können.

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Trotz der ernsten Themen erlebte das Publikum im Club eine launige Diskussion, die auch einige Schmunzler und Lacher provozierte.
Trotz der ernsten Themen erlebte das Publikum im Club eine launige Diskussion, die auch einige Schmunzler und Lacher provozierte. © Uwe Möller

Doch diesen Menschen müsse man auch einen Platz in der Gesellschaft einräumen. Denn: „Integration ist eine allseitige Bewegung zueinander.“ Inzwischen habe jeder vierte Deutsche einen Migrationshintergrund und dennoch werde Vielfalt immer als Bedrohung kommuniziert. Dabei berge Vielfalt vielmehr ein großes Potenzial. Daher Lamya Kaddors Fazit: „Wir haben alle unseren Platz hier und den sollten wir alle verteidigen“, indem man die Demokratie ebenfalls verteidige und vor allem vorlebe.