Heiligenhaus. Heiligenhaus will dem Investor des Nahversorgungszentrums ein breiteres Sortiment erlauben. Die WAHL sieht den Einzelhandel in der City bedroht.
Auf dem ehemaligen Hitzbleck-Gelände an der Westfalenstraße entsteht derzeit das Nahversorgungszentrum. Wie es aussehen wird und welche Geschäfte dort einziehen dürfen, ist vertraglich zwischen der Stadt Heiligenhaus und dem Investor HBB geregelt. Dieser wünscht sich nun weitere Änderungen. Bürgermeister Michael Beck (CDU) und seine Verwaltung möchten darüber aber nicht offen sprechen, sondern die Änderungen nur in nichtöffentlichen, städtischen Gremiensitzungen beschließen. Dagegen wehrt sich die WAHL, auch die Grünen haben sich dieser Position angeschlossen. Dabei könnten diese Änderungen das Todesurteil für den Einzelhandel entlang der Hauptstraße bedeuten.
„Es sind bereits Pflöcke eingeschlagen worden“, sagt der WAHL-Fraktionsvorsitzende Stefan Okon und meint einen Beschluss im Haupt- und Finanzausschuss am Mittwochabend. Dort beantragten WAHL und Grüne zuvor, öffentlich über den Einzelhandel der Innenstadt zu sprechen. Bürgermeister Michael Beck (CDU) wehrte sich dagegen, weil er befürchtete, „dass in der Diskussion doch Punkte angesprochen werden, die nichtöffentlich sind“. Diese Sorge war nicht unberechtigt: Im Stadtentwicklungsausschuss (17. September) hatte die WAHL geäußert, dass sie einen Drogeriemarkt als Frequenzbringer weiter an der Hauptstraße haben möchte. Das legt den Schluss nahe, dass der Investor im Einkaufszentrum gerne einen großen Drogeriemarkt als Mieter hätte – bisher ist dies wohl vertraglich untersagt.
CDU, SPD und die FDP folgten Beck und verhinderten die Diskussion über den Einzelhandel. Eine öffentliche Debatte darüber plane er nach den Herbstferien, so Beck. Dann sind die Änderungen aber bereits beschlossen – das letzte Wort darüber hat der Stadtrat am 2. Oktober.
Einkaufszentrum kannibalisiere den Handel an der Hauptstraße
Arbeitskreis Handel kritisiert den Beschluss
Der Stadtrat tagt am Mittwoch, 2. Oktober, um 17 Uhr im großen Ratssaal. Über das Nahversorgungszentrum wird unter Ausschluss der Öffentlichkeit diskutiert.
Ein neues Einzelhandelskonzept fordert jetzt die CDU. Dieses solle mithilfe eines Workshops „Zukunftsfähige Innenstadt“ erarbeitet werden. Einen entsprechenden Antrag haben die Christdemokraten für den Wirtschaftsförderungsausschuss am 21. November gestellt.
Annelie Heinisch, die Vorsitzende des Stadtmarketing-Arbeitskreises Handel, hält die Innenstadt nicht nur für eine Wohlfühloase, sondern auch für zukunftsfähig. Dennoch halte der Arbeitskreis die Entscheidung, einen Drogeriemarkt auf dem Hitzbleck-Gelände zuzulassen, „für einen Schritt in die deutlich falsche Richtung“. Sie fordert zudem umgehend ein Entwicklungskonzept für den Handel in der Innenstadt.
Diese Abfolge missfällt Stefan Okon: „Das Nahversorgungszentrum sollte den Handel an der Hauptstraße befruchten, jetzt wird es ihn kannibalisieren.“ Denn es gebe gute Gründe, auf dem Hitzbleck-Gelände nur „ergänzende Sortimente zu erlauben, die einen Synergieeffekt mit der Hauptstraße haben“. Das sei spätestens nach der Ratssitzung vorbei: „Wenn ich im Endeffekt alle Sortimente erlaube, die es auch an der Hauptstraße gibt und am Einkaufszentrum den einzigen großen Parkraum schaffe, ist das fatal.“
Die WAHL will den Einzelhandel an der Hauptstraße bei der Diskussion beteiligen. „So wurde es auf dem Kiekert-Areal auch gemacht“, betont Okon und bezieht sich dabei auf das gescheiterte Einkaufszentrum. Denn ohne Frequenzbringer entlang der Hauptstraße gebe es wenig Anreiz für neue Händler, sich dort anzusiedeln.
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Dies sei von der politischen Mehrheit offenbar gar nicht mehr im Fokus, so Okon. Wie sonst seien Aussagen einer anderen Fraktion zu erklären, dass man künftig „mit einer Hauptstraße ohne Einzelhandel“ auskommen müsse. Das will die WAHL aber nicht hinnehmen. „Die Architektur des Einkaufszentrums und die Anbindung des Panoramaradwegs sind auch schon nicht wie ursprünglich besprochen“, kritisiert Okon – beim Sortiment müsse nun Schluss sein. Wenn der Investor sich nicht an die Vereinbarungen halten wolle, solle er eben abspringen. „Einen Supermarkt und einen Discounter kriegen wir schon in die Innenstadt.“ Und damit sei die Lebensmittelversorgung in Stadtzentrum gesichert.
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Die WAHL geht nicht davon aus, dass CDU, SPD und FDP noch einlenken. Daher ruft das Wählerbündnis den Heiligenhauser Einzelhandel auf, sich an der Diskussion öffentlich zu beteiligen – vor der Ratssitzung am 2. Oktober. Danach sei es womöglich zu spät.