Heiligenhaus. Das Pfarrfest richtete sich mit vielen Spielen besonders an die Kinder. Die einstigen zwei Gemeinden sind allerdings noch nicht vollends geeint.

Fröhliche Musik ist schon von Weitem zu hören, ebenso heiteres Kinderlachen. Die Stimmung auf dem Pfarrfest der katholischen Gemeinde rund um die Kirche St. Ludgerus ist am Sonntagmittag ganz hervorragend. Kleiner und intimer ist es als die Feste, die zuletzt um die Pfarrkirche in der Innenstadt gefeiert wurden. Doch auch das kommt bei den zahlreichen Besucher, darunter viele Familien, gut an. Enger zusammenwachsen sollen die einstigen beiden Gemeinden durch diese Feier. Doch beim Pfarrfest, das erstmals Pastor Miklós Nuszer organisiert hat, wird auch deutlich, dass selbst 16 Jahre nach der Fusion noch nicht alle Mitglieder sich als eine Pfarrgemeinde verstehen.

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„In manch alten Köpfen ist es immer noch die Gemeinde da oben und die da unten“, räumt Miklós Nuszer ein, „aber wir erleben jetzt einen Generationswechsel“. Die Gläubigen würden sich ihre Kirche nicht mehr nach dem Standort aussuchen, sondern nach den Uhrzeiten der Gottesdienste. Dennoch spreche der Kindergarten und die Kleinkindergottesdienste natürlich besonders junge Familien an, die dann St. Ludgerus an der Rheinlandstraße besuchten.

Lange Vorfreude bei den Kindergartenkindern

Dass seit der „erzwungenen Fusion“ bereits sehr viele Fortschritte gemacht worden seien, sieht auch das langjährige Gemeindemitglied Helga Zielke (78): „Der Großteil ist tatsächlich zusammengewachsen, aber der Kirchenvorstand ist nicht pari. Die meisten kommen aus St. Suitbertus.“ Jüngere Katholiken sehen dies jedoch nicht so eng und betrachten sich als Teil einer großen Gemeinde mit mehreren Standorten.

Das Pfarrfest findet abwechselnd in St. Suitbertus, wie hier 2018 parallel zum Oldtimertreffen, und in St. Ludgerus als Familienfest statt.
Das Pfarrfest findet abwechselnd in St. Suitbertus, wie hier 2018 parallel zum Oldtimertreffen, und in St. Ludgerus als Familienfest statt. © Ulrich Bangert

Doch Politik spielt beim Pfarrfest kaum eine Rolle. „Wir sind eine Gemeinde und feiern heute zusammen“, sagt die neue Vorsitzende des Pfarrgemeinderats, Silke Reker. Sie freue sich, dass beim Gottesdienst die Kirche richtig voll gewesen sei und dass anschließend gut 200 Heiligenhauser zum Feiern geblieben seien. Diese erfreuen sich an Live-Covermusik und die Kinder an zahlreichen Spielen: darunter Entenangeln, Karaoke oder Basteln. „Hier ist alles super“, sagt Marina Dornbach und lächelt. Mit ihrer vierjährigen Tochter sei sie extra aus Ratingen gekommen – und die Kleine trägt stolz ihre selbstgebastelte Kette, während sie im Sandkasten spielt.

Hoch hinaus beim Kistenklettern

Zufrieden ist auch Anna Bensch. „Unsere beiden Kinder gehen hier in den Kindergarten und haben sich die ganze Woche auf das Fest gefreut.“ Zumal sie jetzt fast alle ihre Freunde zum Spielen treffen und sich beim Dosenwerfen messen oder an der Torwand. „Das Highlight sind für sie aber die Pommes“, sagt Bensch und lacht. Diese gibt es von der Gemeinde nämlich für Kinder kostenlos, ebenso wie Getränke.

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Wer sich traut, besucht allerdings den Stand der Pfadfinder und versucht, einen möglichst hohen Kistenturm zu bauen und ihn zu erklimmen – natürlich gesichert, wie gewohnt, über einen Schultergurt und einen Kran. Kreativ ist es dagegen beim den Messdienern; sie verzieren kunstvoll kleine Blumentöpfchen und pflanzen darin Kresse. „Das gefällt mir sehr gut“, sagt die 14-jährige Alexandra Hochrath, „das nehme ich mit nach Hause und schenke es meiner Mama.“ Beide Stände sind sehr beliebt und durchgängig besucht.

Die katholische Kirche verändert sich

Die Pfarrgemeinde hat fast 8000 Mitglieder

Die katholische Pfarrgemeinde hat fast 8000 Mitglieder in Heiligenhaus und drei Standorte: die Pfarrkirche St. Suitbertus an der Hauptstraße, die Kirche St. Ludgerus an der Rheinlandstraße und die Kapelle St. Jakobus in der Abtsküche.

Zahlreiche Gruppen und Vereine, die mit der Gemeinde verbunden sind, haben bei der Planung und Organisation des diesjährigen Pfarrfests geholfen. Pastor Miklós Nuszer schätzt die Helfer auf eine rund 70-köpfige Gruppe.

Während die Kleinen spielen, nutzen viele Erwachsene die Gelegenheit für den einen oder anderen Plausch. „Nur wenn die Kinder zufrieden sind, können sich die Eltern zusammensetzen“, weiß Anja Tackenberg. Deshalb finde sie es schön, „dass eine Menge für junge Leute und Kinder getan wird“. Gerade letztere freuen sich über die vielen Angebote, lachen häufig und vergnügt.

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„Kirche verändert sich und muss anders auf die Menschen zugehen“, sagt die Pfarrgemeinderatsvorsitzende Silke Reker angesichts sinkender Mitgliederzahlen, „aber mit unserem Pfarrfest haben wir heute viel richtig gemacht.“