Heiligenhaus. . Pastor Miklós Nuszer hat im September die Nachfolge von Alfons Demand übernommen. Wie er zur Ökumene und zur Modernisierung der Kirche steht.

Seit September 2018 ist Miklós Nuszer Pastor in der katholischen Gemeinde in Heiligenhaus. Im Gespräch mit WAZ-Redakteur Christopher Shepherd berichtet der 41-Jährige nun darüber, wie er in der Stadt aufgenommen worden ist und wie seine theologischen Positionen sind.

Herr Nuszer, Sie sind nun seit knapp fünf Monaten in Heiligenhaus als katholischer Pastor tätig. Wie haben Sie sich eingelebt?

Ich habe mich sehr gut hier eingelebt und komme immer mehr rein in das alltägliche Geschäft der Gemeinde. Ich lerne andere Felder und neue Menschen kennen, das ist alles spannend. Dazu muss ich sagen, dass mich die Gemeinde sehr gut aufgenommen hat. Die Leute sind mir mit Offenheit begegnet, aber auch mit Neugierde. Denn sie haben sich ja auch gefragt, wer dieser neue, dieser junge Pastor ist. Das ist auch alles nicht leicht, schließlich war mein Vorgänger, Pastor Alfons Demand, 15 Jahre in der Gemeinde und war sehr beliebt.

Sie haben hier Ihre erste Stelle als Pastor angetreten, zuvor waren Sie Kaplan. Wo bestehen für Sie nun die größten Unterschiede in Ihrer Arbeit?

Ich bin jetzt nicht mehr nur für Teilbereiche, sondern für alles zuständig. Neu sind für mich vor allem die Verwaltungsaufgaben – das war schon die größte Herausforderung, mich in dieses Thema einzuarbeiten. Mir untersteht zum Beispiel nun die Leitung des Personals oder die Gestaltung der Kirche. Ich lasse jetzt noch vieles so laufen, wie es bislang war, rede viel mit den Menschen und gewinne meine Erfahrungen. Dann werden wir sehen, ob ich etwas anders mache, nach dem Motto „Erst sehen, dann urteilen, dann handeln“.

Wie ist Ihre theologische Ausrichtung?

Ich bezeichne mich weder als liberal noch als konservativ. Ich bin nicht derjenige, der Dinge unbedingt bewahren will. Die Kirche ändert sich, die Inhalte bleiben aber. Wir haben ja in der Kirche die Schwierigkeit, dass ihr immer mehr Menschen den Rücken zeigen. Ein Grund dafür ist, dass viele von ihnen nicht richtig darin eingeführt worden sind, was ihren Glauben ausmacht. Durch eine Neu-Evangelisierung möchte ich, dass sie wieder mit Glauben in Berührung gebracht werden. Wir sollten aber, um es mit den Worten von Papst Franziskus auszudrücken, nicht erwarten, dass diese Menschen auf uns zukommen.

Wie wollen Sie diese Neu-Evangelisierung dann erreichen?

Das geht natürlich nicht alleine. Deshalb will ich die Gemeinde sensibilisieren, auf die Menschen zuzugehen, die sonst nicht mit uns in Kontakt kommen. Wir möchten sie ansprechen. Am Sonntag, 3. Februar, zum Beispiel gibt es um 11.15 Uhr in St. Suitbertus einen Neujahresempfang für die neu zugezogenen Katholiken in der Stadt. Zudem wollen wir etwa über die Kindertagesstätten oder über die Erstkommunion auf die Eltern zugehen und sie über unsere Angebote wie Gesprächs- oder Familienkreise informieren. Wichtig ist dabei auch, dass wir vermitteln, dass der Glaube sich nicht nur auf den Gottesdienst sonntags beschränkt, sondern dass wir angespornt werden, immer danach zu leben. Also beispielsweise, dass Familien offen sind für das Leben oder dass wir uns versöhnen statt zu streiten. Denn die Kirche hat die Botschaft für die Welt, die die Menschen befreit und rettet.

Wie halten Sie es mit der Ökumene?

Das ist für mich ein wichtiges Thema, ich werde mich auch im Februar erstmals mit den drei evangelischen Pfarrerinnen treffen. Allerdings muss ich betonen, dass Ökumene auch ihre Grenzen hat, die nicht hier vor Ort geklärt werden können. Zum Beispiel die gemeinsame Kommunion mit evangelischen Partnern. Auch wenn ich mir vorstellen könnte, dass dies eines Tages kommen wird, gibt es dazu Vorgaben der katholischen Kirche. Diese kann ich nicht ändern.

Wie sind Sie denn zum Beruf des Pfarrers gekommen?

Ich habe mit 14 Jahren das erste Mal diese Berufung gespürt. Ich bin in Siebenbürgen in Rumänien aufgewachsen und bin täglich mit meinen Eltern in die Kirche gegangen. Zwischenzeitlich wollte ich Lehrer für Deutsch und Französisch werden und hatte für die Aufnahmeprüfung 20 von 22 Themen gelernt. Doch genau die beiden anderen Themen sind drangekommen und ich habe nicht bestanden. Als dann später noch die Beziehung zu meiner Freundin zu Ende gegangen ist, habe ich das alles als Zeichen betrachtet, dass Gott einen anderen Weg für mich vorgesehen hat. 1996 wurde ich nach Rom eingeladen und habe Papst Johannes Paul persönlich gesehen. Seine Hand zu berühren, hat mich auch nochmal bei diesem Schritt bestärkt.

Wie sind Sie dann nach Deutschland gekommen?

Mit 22 Jahren war meine Entscheidung, Pfarrer zu werden, spruchreif. Mein Pfarrer fragte mich, ob ich mir vorstellen könnte, dorthin zu gehen, wohin die Kirche mich schickt. Und das war schon immer mein Wunsch gewesen. In Italien hatten wir dann ein Treffen mit 300 Priesterkandidaten, aus meinem Bistum waren wir zu dritt. Per Los wurde entschieden, was Gott will. Einer von uns kam nach Kolumbien, der andere nach Brasilien – und ich eben nach Deutschland. In Bonn habe ich dann studiert, dort konnte ich meine Deutschkenntnisse perfektionieren. Denn mein Vater ist deutschstämmig, ich habe in Siebenbürgen, in Satu Mare, auch einen deutschen Kindergarten besucht. Anschließend bin ich aber auf eine ungarische Schule gegangen, meine Mutter gehört der ungarischen Minderheit in Rumänien an. Nach dem Studium war ich dann unter anderem als Kaplan in Köln und in Much in der Nähe von Siegburg tätig, ehe ich im Frühjahr 2018 gefragt wurde, ob ich als Pastor nach Heiligenhaus wechseln möchte.

Letzte Frage: Wieso wird manchmal Nicolae und manchmal Miklós als Ihr Vorname angegeben?

Getauft wurde ich auf den ungarischen Namen Miklós. Doch im rumänischen Einwohnermeldamt wurde das nicht akzeptiert, dort bekam ich den Namen Nicolae. Offizielle Sachen unterschreibe ich daher mit Nicolae, ansonsten nenne ich mich Miklós.

>>>PASTOR VERANSTALTET WIEDER BIBELABENDE

  • Am Mittwoch, 30. Januar um 19 Uhr, laden Pastor Nuszer und Cordula Temme ins Pfarrzentrum St. Suitbertus (Hauptstr. 132) zum nächsten Bibelabend ein.
  • Die Gemeinde informiert über ihre Veranstaltungen in den wöchentlichen Nachrichten, dazu gibt es auch ein regelmäßig erscheinendes Heft, außerdem gibt es viele Informationen auf der Homepage kyriake.de.