Heiligenhaus. . Die Eltern des verunglückten Koray fordern eine Ausweitung der Geschwindigkeitsbegrenzung in der Heide. Diese könnte schon bald kommen.
„Guck mal, wie der hier angerast kommt“, sagt Ramona Schulze und schüttelt mit dem Kopf. Sie steht in der Senke an der Kurt-Schumacher-Straße und beobachtet den Verkehr. Schulze möchte verstehen, warum dort, wo ihr Sohn Koray angefahren wurde, kein Tempo 30 mehr vorgeschrieben ist. Die Zone beginnt erst ungefähr 20 Meter hinter der Senke.
Es geschah am 23. Mai: Koray (10) war mit seinem City-Roller auf dem Weg vom Konrad-Adenauer-Ring zum Skatepark im oberen Bereich der Kurt-Schumacher-Straße. Beim Abbiegen wurde der Hobby-Skater auf der Straße von einem überholenden Motorradfahrer erfasst und schwer verletzt. „Fakt ist, Koray hatte nichts auf der Straße mit seinem Roller zu suchen. Aber es sind Kinder, und die kann man nicht an die Leine legen“, sagt Vater Sedad Maral.
Drei Tage auf der Intensivstation
Mittlerweile geht es Koray wieder besser. Er ist sogar mit zur Unfallstelle gekommen. Nur seinen City-Roller musste zu Hause bleiben, denn fahren darf er damit erstmal nicht. Nach einem Schädelbruch und einer Nasenbeinfraktur muss er sich schonen.
„Ich möchte nicht, dass es anderen Kindern auch so ergeht“, sagt Ramona Schulze. Gerade die Senke an der Kurt-Schumacher-Straße lade Autofahrer zum Rasen ein: „Viele lassen hier nur rollen und sind schon bei 70 km/h.“ Eigentlich sind in diesem Bereich nur 50 km/h erlaubt. Und auch das hält Schulze für zu viel. Immerhin lägen noch ein Spielplatz und ein Bolzplatz dort.
Ausweitung der Tempo-30-Zone könnte kommen
Die Eltern von Koray fordern ein ausgeweitetes Tempolimit, wenn nicht sogar eine verkehrsberuhigte Zone. „Ich glaube nicht, dass sich die Autofahrer daran halten. Das tun sie bei der 30er-Zone auch nicht. Ein Blitzer wäre keine schlechte Lösung.“
„Das ist schwierig umzusetzen“, weiß Jürgen Kaufmann von der örtlichen Straßenverkehrsbehörde. Die Stadt darf keine Starenkästen aufstellen, sie kommen vom Kreis und kosten Zehntausende Euro. „Beim Kreis sitzt das Geld auch nicht locker. Wenn wir einen neuen Blitzerkasten aufstellen wollen, muss einer der zwei anderen in Heiligenhaus abgebaut werden“, erklärt Kaufmann.
Stadt muss sich nach Vorgaben richten
Bei dem Wunsch nach einer ausgeweiteten 30er-Zone zeigt sich Jürgen Kaufmann zuversichtlicher. Denn im Sommer 2020 soll eine neue Kita an der Kurt-Schumacher-Straße eröffnet werden. „Dann ändert sich die Situation gewaltig, eventuell werden wir schon in der Bauzeit eine vorübergehende 30er-Zone einrichten.“
Vor Jahren war dieser Bereich der Kurt-Schumacher-Straße bis hinauf zum Südring bereits auf 30 Stundenkilometer beschränkt. Allerdings musste die Zone verkürzt werden. Eine 30er-Zone sei gesetzlich unter anderem an Wohngebiete gebunden. Und das sei im oberen Stück der Kurt-Schumacher-Straße nicht gegeben gewesen.
Auch an der Grubenstraße wollen Anwohner Veränderungen
Mit Sorgenfalten auf der Stirn blickt Klaus Glahn von der Spessartstraße auf die Grubenstraße. Auch hier gibt es ein Problem mit Kindern und dem Verkehr. Anders als an der Kurt-Schumacher-Straße herrscht in dem Bereich der Oberilp aber bereits Tempo 30. Das sei allerdings nicht genug, sagen Anwohner und Eltern.
„Die Kinder nutzen das Gefälle an der Spessart- und an der Grubenstraße, um dort mit ihren Bobbycars oder Rädern den Berg runter zu fahren. Dazu malen sie auch oft auf der Straße. Das ist ja auch völlig normal und schön so“, findet Klaus Glahn, der seit sieben Jahren an der Grubenstraße wohnt. In dieser Zeit konnte er beobachten, wie sich immer mehr junge Familien dort angesiedelt haben. „Den Wandel gibt es seit ungefähr zwei Jahren und ich freue mich darüber. Das belebt den Stadtteil.“
Verkehrsberuhigte Zone könnte helfen
An der Geschwindigkeitsbegrenzung habe sich seither nichts getan. Anwohner und Eltern möchten deshalb einen Stein ins Rollen bringen. „Bisher ist es zum Glück noch nicht zu einem Unfall gekommen, aber es gab schon knappe Situationen“, so Glahn.
Aus der Tempo-30-Zone eine verkehrsberuhigte Straße zu machen, ist aber nicht so einfach. „Die Voraussetzung für eine Spielstraße, wie wir es immer gern nennen, ist, dass keine Gehwege am Rand sind“, erklärt Jürgen Kaufmann. Das sieht Klaus Glahn ein. Er wirft eine andere Idee ins Rennen. „Kübel, wie sie weiter oben und unten auf der Grubenstraße stehen, wären auch hier im Bereich gut. Beim Umfahren werden die Autofahrer gezwungen, ihre Geschwindigkeit zu drosseln“, beschreibt er.
Auch eine Belebung des nahe gelegenen Spielplatzes könne er sich vorstellen. Dieser ist nach einem Beschluss des Rates 2017 abgebaut worden.