Heiligenhaus. Freud und Leid lagen bei der Europawahl nah beieinander. In den einzelnen Heiligenhauser Wahlbezirken gab es durchaus erstaunliche Ergebnisse.

Als am Sonntag um kurz nach 18.30 Uhr der erste Stimmbezirk bei der Europawahl in Heiligenhaus ausgezählt war und das Ergebnis auf einer Großleinwand im Großen Sitzungssaal des Rathauses aufflackerte, da loderte auch ein wenig Hoffnung bei der SPD. Denn das Resultat aus der Grundschule Regenbogen in der Unterilp zeigte die Sozialdemokraten mit 26,12 Prozent vor der CDU und den Grünen. Lange währte dieser Vorsprung aber nicht: Das Schlussresultat sah die Sozialdemokraten in Heiligenhaus am Ende auf Platz drei mit rund 18,8 Prozent. Nicht das einzige erstaunliche Ergebnis des Abends.

So war die SPD in Heiligenhaus der große Verlierer der Wahl – trotz der Verluste auch bei der zweiten Volkspartei, der CDU (minus 9,3 Prozentpunkte). So büßten die Sozialdemokraten knapp 14 Prozentpunkte im Vergleich zur vergangenen Europawahl 2014 ein und konnten lediglich fünf der insgesamt 22 Stimmbezirke (mit Briefwahlbezirken) für sich entscheiden. Diese waren, neben der Regenbogenschule, noch die Grundschule St. Suitbertus, die Kindertagesstätte Nonnenbruch, die Kindertagesstätte Löwenzahn sowie das Seniorenzentrum St. Ludgerus (hier gab es allerdings eine Stimmgleichheit mit der CDU von 24,32 Prozent, was je 125 Stimmen entsprach).

Grüne hoffe auf Trendwende auch in Heiligenhaus

Das schwache Ergebnis der SPD stimmte da den Ortsvereinsvorsitzenden Ingmar Janssen sehr nachdenklich. Insbesondere mit Blick auf den großen Erfolg der Grünen (20,1 Prozent) sagte er: „Man muss die rebellische Jugend mit ihren Forderungen nach mehr Klimaschutz ernst nehmen.“ Zwar hatte auch die SPD sich in den vergangenen Monaten immer wieder für ein Klimaschutzkonzept für Heiligenhaus stark gemacht. Doch das hatte auf Europa-Ebene offenkundig bei den Wählern und Wählerinnen nicht im gewünschten Maß gezündet.

Bei der Wahlparty im Rathaus waren die Reaktionen auf die Ergebnisse sehr gemischt.
Bei der Wahlparty im Rathaus waren die Reaktionen auf die Ergebnisse sehr gemischt. © Christoph husemeyer

Anders bei den Grünen, wie die Heiligenhauser Fraktionschefin Beate-Marion Hoffmann erklärte: „Das war auch eine Wahl für bessere Klimapolitik.“ Das hervorragende Wahlergebnis sei eine klare Bestätigung für den Kurs der Grünen, sich für mehr Umweltschutz auch in der Stadt einzusetzen. Denn: „Bislang ist Heiligenhaus eine sehr autogerechte Stadt“, so Hoffmann weiter, was auch den Mehrheitsverhältnissen von CDU und FDP in den zuständigen Ausschüssen der Stadt geschuldet sei. Nun hoffe sie auf den Trend, der die Grünen immer stärker sehe. So konnte die Partei bei der Europawahl auch gleich drei Stimmbezirke in Heiligenhaus gewinnen: Umweltbildungszentrum, Realschule (Wahlraum 2) sowie Autohaus Croll & Sondermann.

Sorge über Ergebnis der AfD

Für CDU-Chef Ralf Herre ist die Europawahl allerdings nicht gleichzusetzen mit einer Kommunalwahl, „dort werden die Karten neu gemischt“. Die Christdemokraten hatten in den anderen 14 Stimmbezirken, die nicht an SPD oder Grüne gingen, die Nase vorne und blieben mit 28,8 Prozent weiterhin die stärkste Kraft in Heiligenhaus.

So hat der Kreis Mettmann gewählt

Bei der Europawahl am Sonntag hat der Kreis Mettmann wie folgt gewählt: CDU: 28,9 Prozent, Grüne: 23,3 Prozent, SPD: 17,3 Prozent, AfD: 8,9 Prozent, FDP: 7,9 Prozent, Linke: 3,5 Prozent, Sonstige: 10,2 Prozent.

Für ganz NRW gab es folgende Ergebnisse: CDU: 27,9 Prozent, Grüne: 23,2 Prozent, SPD: 19,2 Prozent, Linke: 4,2 Prozent, AfD: 8,5 Prozent, FDP; 6,7 Prozent, Sonstige: 10,3 Prozent.

Sorge bereite ihm, so Herre weiter, jedoch das Abschneiden der AfD – auch wenn die Partei in Heiligenhaus mit 9,9 Prozent unter dem Bundesschnitt von rund 11 Prozent geblieben ist. Der Heiligenhauser CDU-Chef hält es nun für durchaus möglich, dass die AfD auch einen Ortsverein in der Stadt gründen könnte.

Kleine Parteien holen viele Stimmen

Weiterhin auffällig war das starke Abschneiden der „Sonstigen“ Parteien. Diese kamen zusammengenommen auf knapp 11 Prozent in der Stadt. Zufrieden zeigte sich auch die FDP, die 8,1 Prozent erhielt und somit im Vergleich zum Ergebnis von 2014 um 3,5 Prozent zulegte. „Das ist ordentlich, damit sind wir zufrieden“, meinte der FDP-Fraktionsvorsitzende Volker Ebel. Und auch er betonte, dass eine Kommunalwahl aus seiner Sicht für andere Resultate sorgen würde. Allzu lange wird man mit der Auflösung dieser These nicht warten müssen. Der nächste Urnengang auf lokaler Ebene steht schon im kommenden Jahr an.