Heiligenhaus. . Der Börsenpreis für Kaffee liegt weit unter dem, was für viele Farmer kostendeckend wäre. Die Kult-Kaffee Rösterei will das Bewusstsein schärfen.

Die einen mögen ihn mit Milch und Zucker, die anderen trinken ihn lieber schwarz. Die Rede ist vom beliebten Wachmacher für zwischendurch: Kaffee.

Für Uwe Liebergall, Inhaber der Kult-Kaffee Rösterei (Westfalenstraße 12), stellt das schwarze Gold nicht nur ein Genussmittel dar. Er sieht immer auch die vielen Lebensgrundlagen, die vom Verkauf der Bohnen abhängen. In Bezug auf die aktuell gehandelten Börsenpreise für Kaffee prangert Liebergall die katastrophalen Umstände für die Produzenten an: „Derzeit kostet ein englisches Pfund (454 Gramm) Arabica Kaffee an der New Yorker Börse rund einen Euro. Um lediglich kostendeckend zu wirtschaften, benötigen Kaffeeproduzenten jedoch durchschnittlich mindestens zwei Euro pro Fund Rohkaffee.“

Farmer suchen sich neue Anbauprodukte

Diese Niedrigpreisphase, so Liebergall, werde zur Folge haben, dass Tausende von Kaffefarmern weltweit die Produktion aufgeben und auf andere Rohstoffe umsteigen. So lasse sich in Bolivien beobachten, wie immer mehr Bauern beim Anbau von Kaffee- zu Kokapflanzen gewechselt seien. Um der Entwicklung entgegenzuwirken, unterhält Liebergall bereits seit zehn Jahren direkte Geschäftsverbindungen zu Kaffeebauern in Brasilien, Costa Rica und einigen weiteren Produktions-Ländern.

Die neueste Kaffeesorte in der Kult-Kaffee Rösterei kommt aus El Salvador. 
Die neueste Kaffeesorte in der Kult-Kaffee Rösterei kommt aus El Salvador.  © André Marston Alvarez

Für den Kaffeeliebhaber stehe, im Vergleich zu großen Konzernen, nicht der Einkaufspreis, sondern die Kaffeequalität und die Arbeitsphilosophie im Vordergrund, sagt er. So würde es für den Röstmeister zum Beispiel nie in Frage kommen, mit Produzenten zu arbeiten, die Kinder für sich arbeiten lassen. „Wenn alles passt, bestimmen wir den Erlös für die Ware immer direkt mit den Farmern. Unsere Einkaufspreise liegen dabei stets um ein Vielfaches über dem Börsenniveau und auch über dem von Fairtrade“. Das Ganze spiegelt sich dann auch im Endprodukt wider. Während sich die Preise bei konventionellem Supermarktkaffee im Bereich um zehn Euro pro Kilo bewegen, fangen die Preise des Spezialitätenkaffees in der Rösterei bei 30 Euro an.

Besuch aus El Salvador in Heiligenhaus

Sein weltweites Netzwerk zu Produzenten in den Kaffee-Ursprungsländern konnte der Experte auch durch seine Engagement als Jurymitglied beim „Cup of Excellence“ aufbauen. Das internationale Programm prämiert jedes Jahr die besten Kaffees einer Ernte des jeweiligen Landes. „Der Cup hat für die Kaffebranche eine ähnliche Bedeutung wie die Oscars für die Filmindustrie“, so der Röstereibesitzer.

Zuletzt hat der Kaffee-Experte einen Container Rohkaffee von einer Farm aus El Salvador bezogen. Farmbetreiber Mauricio Salaverria bewirtschaftet mehrere preisgekrönte Kaffeplantagen und beliefert Röster in Nordamerika, Asien und Europa und kam im Sommer auch zu Besuch nach Heiligenhaus.

Allein durch seine Lieferung sorge man dafür, dass über 1,5 Millionen Tassen aus nachhaltigem Handel getrunken werden, so Liebergall. „Wir können allein die Welt nicht retten, aber jeder kann seine Kaufentscheidungen so ausrichten, dass alle Beteiligten profitieren und nicht durch niedrige Preise benachteiligt werden.“

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