Das Leben ist zu kurz, um schlechten Kaffee zu trinken. Frei nach diesem Motto röstet auch Uwe Liebergall von der Konditorei Kaiser GmbH seinen Kaffee seit 2005 selbst.

Er hat etliche Sorten aus verschiedenen Ländern am Start – allesamt kleine Geschmackswunder. Sorten-Verkostungen gehören zu seinem Geschäft. Wovon aber jeder Kafferöster einmal träumt, wird für den 43-Jährigen jetzt Wirklichkeit: Am 3. Mai fliegt er nach Costa Rica, um beim „Cup of Excellence”-Wettbewerb als Jury-Mitglied Kaffee zu bewerten. Ein Highlight, das man wohl nur einmal im Leben genießt.

Wie kommt man zu der Ehre? „Bei der jährlichen Kaffee-Olympiade in Frankfurt bin ich mit dem ehemaligen Präsidenten des Spezialitäten-Kaffee-Verbandes ins Gespräch gekommen”, erinnert sich Liebergall. Der Norweger habe ihm geraten, sich einmal für den Contest zu bewerben – und ein gutes Wort für ihn eingelegt. Und so ist der Velberter bald sieben Tage in dem mittelamerikanischen Land, um die besten Kaffee-Sorten unter die Lupe zu nehmen.

Hunderte von kleinen Kaffeebauern haben sich für den „Cup of Excellence”-Contest beworben. Bedeutet eine Prämierung doch eine immense Steigerung der Lebensqualität. Sie alle mussten sich bereits einer Vorauswahl durch eine nationale Jury stellen. „Letztendlich werden es 150 Muster sein, die die Jury zu bewerten hat”, sagt Liebergall. Es sind Bauern, deren Lot (Einheit) selten 15 bis 20 Sack Kaffee überschreitet. „Die könnte ein einzelner Kaffeeröster selbst erwerben, ohne sich zu überfordern”, so der Velberter. Die Bauern wären jedoch nicht in der Lage, sich selbst zu vermarkten. Gäbe es nicht den „Cup of Excellence”, müssten sie sich der Masse anschließen. Eine Schande, so Liebergall, denn dann ginge die Besonderheit einzigartiger Kaffeesorten verloren.

Sämtliche Kaffeemuster werden unterschiedliche Geschmacksprofile haben. Eine Rolle bei der Bewertung spielen der Anbauprozess, das heißt, die Pflege, die Pflanzung (Schatten oder Sonne) und die Ernte, die nicht in ein bis zwei Wochen erledigt ist. Wichtig ist aber auch im Falle Costa Ricas, ob der Kaffee an der Atlantik- oder der Pazifik-Küste angebaut wird. Und die Jury-Mitglieder werden genau hingucken. Denn: „Das sind alles Qualitätsfanatiker auf der Suche nach dem Heiligen Gral.”

Die Kaffeesorten in Mittel- und Süsamerika zeichnen sich durch eine milde Geschmacksnote aus. Der costa-ricanische Kaffee bildet da eine Ausnahme. Liebergall: Er hat eine atypische tolle Würze sowie einen vollen Körper und besitzt das schönste Spektrum an Aromen.” Vier Wochen im Anschluss an die Verkostung startet die Auktion des Kaffees. Da dies keine billige Veranstaltung ist, bilden sich zumeist Bieter-Gemeinschaften. Uwe Liebergall will natürlich versuchen, auch für seine Velberter Kunden einen feinen Kaffee „einzufangen”.