Heiligenhaus. . Die Kaffeerösterei an der Westfalenstraße ist offiziell eröffnet. Das Kult-Kaffee läuft schon, Lager und Labor kommen noch. Kunden können aus 35 Sorten wählen. Röster entwirft eine Heiligenhauser Mélange.

Uwe Liebergall trinkt seinen Kaffee am liebsten so, wie man es von einem Connoisseur des Muntermachers erwartet: schwarz. Verschiedene Brauntöne hingegen prägen das Interieur des Kult-Kaffee: Tische und Stühle präsentieren sich im dunklen Braun eines starken Gebräus, der Boden im hellen Cappuccino-Ton. Am Montag wurde die neue Einkehrmöglichkeit im ehemaligen Güterbahnhof an der Westfalenstraße offiziell eröffnet.

Über eine „sehr publikumswirksame Lage“ direkt am Panoramaradweg freut sich Inhaber Uwe Liebergall. Aus Platzgründen hat er seine Kaffeerösterei aus Velbert nach Heiligenhaus verlagert. Die Suche nach einem neuen Domizil gestaltete sich schwierig: „Man mag nicht überall Kaffeeröstereien etablieren“, blickt Liebergall zurück.

In Heiligenhaus mochte man. Nach sechs Wochen lag die Baugenehmigung vor, und alle baurechtlichen Fragen zum Beispiel um die Abluft waren geklärt. Unter anderem drei Kilometer Kabel und Leitungen, 20 Tonnen Beton und 60 000 Schrauben später ist die Rösterei nun betriebs- und das Café besuchsbereit. Während im Café schon die ersten Tassen serviert wurden, soll die Rösterei ab Ende der Woche wieder auf vollen Touren laufen. Ganz fertig ist das Projekt auch dann noch nicht: Im hinteren Teil werden noch Lager und Büros sowie ein Labor eingerichtet.

30 000 Kilo Rohkaffee können im Lager auf ihre Röstung warten; 2013 verkaufte Liebergall 20 Tonnen. 80 Prozent davon kommen hinterher als fertiges Produkt in Tasse und Kännchen: „Wenn wir rösten, blasen wir 20 Prozent als Wasserdampf durch den Schornstein“, erklärt Liebergall den Schwund. Um zu überprüfen, ob alles richtig läuft, wird das Labor zum Beispiel die Restfeuchtigkeit kontrollieren oder den gerösteten Kaffee einer Farbspektralanalyse unterziehen.

Einen Einblick in die Welt des Kaffees können ab Herbst auch Kunden bekommen: Dann will Liebergall eine Kaffeeakademie starten. Für Laien wie Profis: Für Einkäufer seien sogenannte Cuppings denkbar, also professionelle Verkostungen – man will ja schließlich nicht den Kaffee im Sack kaufen. Hobby-Baristas können „Maschinenschulungen oder Zubereitungsseminare“ besuchen. Lieber­gall sieht hier Bedarf: „Viele wollen weg von den klassischen Automaten, die auf Knopfdruck alles machen.“

35 Kaffeesorten verkauft Lieber­gall im Kult-Kaffee. Eine Hausröstung wird permanent ausgeschenkt; dazu kommt im wöchentlichen Wechsel eine weitere Sorte, so dass sich Kunden in einem guten halben Jahr einmal durchs komplette Angebot schmecken können. Sorte No. 36 ist schon in Planung: eine Heiligenhauser Mélange.