Heiligenhaus. . Dr. Friedemann Lorentzen eröffnete 1985 seine Praxis. Nun hört der 73-Jährige Mediziner aus Isenbügel auf. Im Januar übernimmt sein Nachfolger.

Viele schlaflose Nächte hatte der Heiligenhauser Mediziner Dr. Friedemann Lorentzen, seit er sich entschlossen hat, dass er in den Ruhestand gehen will. Denn seine urologische Praxis an der Hauptstraße, die einzige in ganz Heiligenhaus, wollte er unbedingt retten. „Die Praxis ist mein Baby“, sagt der 73-Jährige, „sie sollte plattgemacht werden, dagegen habe ich mich gewehrt.“ Und das erfolgreich.

Das Praxisteam bleibt den Patienten erhalten: Beatrix Schwering (von links), Karinka Lorentzen-Weißflog und Brigitte Nowak.
Das Praxisteam bleibt den Patienten erhalten: Beatrix Schwering (von links), Karinka Lorentzen-Weißflog und Brigitte Nowak. © Axel Wascher

Seine Geschäftspartner, ein Fachärzteverbund aus Ratingen und Düsseldorf, wird nicht nur die Praxis, die Lorentzen 1985 eröffnete, weiterführen, sondern auch seine drei Mitarbeiterinnen übernehmen, die seit fast drei Jahrzehnten für ihn arbeiten. Dazu zählt auch seine Frau Karinka Lorentzen-Weißflog. „Ich habe mehr Glück als im Lotto gehabt mit meiner Frau“, sagt der Urologe, und sie sei die gute Seele seiner Praxis. Patienten kenne sie nicht nur alle mit Namen, sie behalte außerdem viele Informationen über die Familien – etwa, dass ein Enkel kurz vor den Abiturprüfungen steht. Bei gut 1300 Patienten pro Quartal ist das längst keine Kleinigkeit.

Gut besuchter Vortrag im Erzählcafé

Dass Friedemann Lorentzen, der inzwischen in Isenbügel lebt, bei den Heiligenhausern deutlich bekannter ist, als er dachte, zeigte sein jüngster Vortrag im VHS-Erzählcafé. Denn mit gut 80 Zuhörern hatte er gar nicht gerechnet, zumal es nicht um Anekdoten als Urologe ging, sondern um seine Jugend unter strengen Eltern.

Doch ohne seine fünf Jahre ältere Schwester Lenore, die an einer Muskelschwäche litt und schon als junges Mädchen im Rollstuhl saß, wäre er heute kein Mediziner. „Die Erkrankung meiner Schwester hat mich sehr beeinflusst“, sagt der Urologe über seine Berufswahl. Zwar wäre er liebend gerne Kinderarzt geworden, „aber ich habe das Piesacken der Kinder nicht ertragen, wenn sie schrien wie am Spieß.“ Doch rückblickend bereue er nichts.

Mehr Zeit für die Familie, Orgel und Klavier

Nun freut er sich auf einen schönen Lebensabend in Isenbügel, will mehr Zeit mit seinen Kindern, Stiefkindern und fünf Enkelkindern verbringen. Zudem will er viel wandern, lesen und vor allem wieder Klavier und Orgel spielen. „Meine Frau will lieber, dass ich Kartoffelschälen lerne“, sagt er und lacht.

Seine Mitarbeiterinnen („meine Mädels“) wird er aber weiterhin in der Praxis sehen, denn auch wenn er am 18. Dezember seinen letzten Arbeitstag hat, möchte er seinen Nachfolger nach der Winterpause einarbeiten, den Facharzt Fabian Wolfram von Wolmar. „Er ist sehr nett und natürlich kompetent.“ Das sagt Friedemann Lorentzen nicht einfach so, denn er wird künftig Patient bei seinem Nachfolger sein – und das ganz bewusst. Nicht nur, weil es in Heiligenhaus nur eine einzige urologische Praxis gibt.

>> Arzt hat rund 5200 Patienten pro Jahr

  • Seit 1972, nach dem Studium, arbeitet Dr. Lorentzen als Mediziner. Zunächst war er Kinderarzt in seiner Heimat Krefeld, kehrte nach neun Monaten aber zur Urologie zurück, die er als Medizinalassistent kennengelernt hatte. Er arbeitete zudem als Arzt an der Uni-Klinik Essen und am Klinikum Niederberg in Velbert.
  • Als er Heiligenhaus als weißen Fleck auf der „urologischen Karte“ entdeckte, gründete er 1985 seine Praxis und behandelt dort seither rund 1300 Patienten im Quartal, gut 40 Prozent sind Frauen.