Heiligenhaus. . Die Stadtverwaltung will die Straße auf 500 Metern runderneuern. Einige Hauseigentümer halten aber vereinzelte Maßnahmen für ausreichend.
An der Kettwiger Straße regt sich Widerstand gegen den geplanten Vollausbau. Sie soll zwischen der Rossdeller Straße und An der Butterwelle saniert werden. Fahrbahn und Gehwege sollen erneuert, alte Bäume gefällt und neue angepflanzt werden. Der Verkehrsausschuss muss der Maßnahme am 29. Mai noch zustimmen. Anwohner Fritz Degner soll sich wie alle betroffenen Hauseigentümer an den Kosten beteiligen. Er hofft, dass sich die Politiker vor einer Entscheidung die Straße nochmal ansehen. „Eine Sanierung, bei der der Boden 60 Zentimeter ausgehoben werden soll, ist nicht notwendig“, sagt er. Andere Straßen hätten eine Erneuerung viel eher nötig.
Vor Ort verweist der Maurermeister Degner darauf, dass die Kettwiger Straße zum größten Teil noch in gutem Zustand sei. „Der Untergrund der Straße wurde jahrzehntelang vom Verkehr verdichtet. Ein Neuaufbau wird niemals wieder so gut hergestellt werden können.“ Schlaglöcher oder Absackungen suche man an den meisten Stellen vergebens.
Eigentümer müssen sich finanziell beteiligen
Wenn, so Degner, dann könne man Schäden an der Straße dort gut erkennen, wo die Stadt vor einigen Jahren nach einer Leitungsbaumaßnahme die Fahrbahn aufgebrochen und wieder geflickt hat. Und dort, wo Baumwurzeln über Jahrzehnte die Fahrbahn beschädigt und hochgedrückt hätten. Viele Bäume hätte man schon vor Jahren entfernen müssen, findet auch Nachbar Heinz Hölzemann, der sich bei der Ortbegehung spontan dazu gesellt.
Auch die Gehwege seien zum Teil wegen der dort wachsenden Bäume gar nicht nutzbar, was die Fußgänger seit langer Zeit gefährde, da sie auf der Fahrbahn laufen müssten, ergänzt Degner. „Aber die Stadt hat jahrzehntelang nichts getan und nun sollen wir plötzlich für eine ganz neue Straße zahlen“, empört sich Degner über die Pläne der Stadt.
„Die Straße wurde lange vernachlässigt“
Zum Teil müssten sich die Hauseigentümer mit fünfstelligen Beträgen an den Gesamtkosten von rund 800 000 Euro beteiligen. Für Degner unverständlich, wenn er das mit den Kosten für den Bau des ersten A 44-Abschnitts (rund 100 Millionen Euro) vergleicht. „Wieso soll das bei uns so teuer sein? Muss die Stadt ein externes Ingenieurbüro mit der Planung beauftragen?“
Mit Blick auf Paragraf 242 Baugesetzbuch hält Degner eine Beteiligung der Anwohner an den Kosten für nicht zulässig. „Die Kettwiger Straße besaß bereits vor Inkrafttreten des Baugesetzbuches im Jahr 1961 eine Erschließungsfunktion.“ Für die Erneuerung einer solchen Straße müssten Anwohner nur zahlen, wenn die Stadt vorher die Straße regelmäßig unterhalten und instandgesetzt habe, sagt Degner mit Verweis auf ein Urteil des Oberverwaltungsgerichts NRW. Die Stadt habe die Kettwiger Straße aber lange vernachlässigt. Gegen eine finanzielle Beteiligung in der jetzigen Höhe werde er klagen, so Degner.
Hoffen auf die Politik
Die Fahrbahn an sich sei allerdings überwiegend noch in gutem Zustand. „Nur die Deckschicht muss ausgetauscht werden.“ Auch Bäume müssten entnommen und die Gehwege, wo nötig, erneuert und beispielsweise mit Bordsteinen gesichert werden. Die in Teilen geplante Pflasterbauweise sei auch schädlich, da der Druck schwerer Fahrzeuge das Pflaster (anders als Asphalt) beschädigen und so Wasser eindringen könne, meint der Anwohner. „Erste Schäden kann man ja nach einigen Jahren am Pflaster der Buchenstraße sehen.“
Für die seiner Meinung nach notwendigen Maßnahmen würde er bereitwillig zahlen, sagt Fritz Degner, nicht aber für von den geplanten Vollausbau. Es hofft, dass die Politik das Vorhaben überdenkt.
Stadt hält Vollausbau für notwendig
Bei der Stadt hält man den Ausbau der Kettwiger Straße sehr wohl für notwendig. „Einige Stellen sehen oberflächlich noch gut aus, aber die Schotterschichten unter dem Asphalt sind nicht mehr tragfähig und die Körner zerrieben“, so Mario Rieder vom Tiefbauamt. Tausche man nur die Deckschicht aus, wären bald Risse und Absackungen die Folge. Die Straße einmal richtig zu sanieren, sei am Ende günstiger. Auch die Baumwurzeln in den unteren Schichten der Straße müssten entfernt werden, da diese sonst vergammeln und Hohlräume hinterlassen würden.
Es gehe nicht nur um einen neuen Straßenbelag, sondern auch um eine Verbesserung des Wohnumfelds, sagt Rieder. Durch das Pflaster im geplanten verkehrsberuhigten Bereich sei beispielsweise besser sichtbar, dass man als Autofahrer das Tempo drosseln müsse. Pflaster sei Standardbauweise und bei der Verkehrsmenge auf der Kettwiger Straße unkritisch.
Entsorgung verursacht hohe Kosten
Die geplante Abrechnung nach Kommunalabgabengesetz sei korrekt, so Rieder. Die von Fritz Degner angeführte Regelung nach Baugesetzbuch gelte nur bei erstmaligen Erschließungen, nicht bei Erneuerungen wie in diesem Fall. Hohe Kosten verursache beispielsweise auch die Entsorgung des teerbelasteten Straßenmaterials. „Dass wir auch externe Planungsbüros beauftragen, ist normal. Ansonsten könnten wir vom Personal her nicht mehrere Straßensanierungen zugleich angehen.“