Heiligenhaus. . Die Einbahnstraße soll irgendwann auf Gegenläufigkeit umgestellt werden. Anwohner fürchten mehr Verkehr und sammeln Unterschriften.
Anwohner am Südring ärgern sich über Pläne der Stadt, die Einbahnstraße auf Gegenverkehr umzustellen. Das Thema ist schon seit längerer Zeit im Gespräch, soll in absehbarer Zeit wieder auf die Agenda kommen, sowohl die Stadt als auch mehrheitlich die Ratsfraktionen sind einem Begegnungsverkehr am Südring (B 227) offenbar nicht abgeneigt – für eine entsprechende Prüfung wurden Finanzmittel im Haushalt eingestellt.
„Momentan haben wir ja mit der Westfalenstraße und der Hauptstraße, die ja verkehrlich beruhigt sein soll, quasi nur eineinhalb Fahrspuren in Richtung Westen und insgesamt drei nach Osten. Das soll durch Gegenverkehr auf dem Südring ausgeglichen werden“, erklärt Jürgen Kaufmann von der Straßenverkehrsbehörde die Beweggründe.
Weitere Autofahrer könnten den Südring nutzen
Die Pläne machen jedoch vielen Anwohnern Sorgen. Sie fürchten eine Zunahme des Verkehrs – und somit höhere Belastungen durch Lärm und Abgase. „Die Leute, die nach Velbert wollen, würden den Südring weiter nutzen. Und in Gegenrichtung kämen weitere Autofahrer dazu“, sagt Dr. Christoph Kaiser, dessen Praxis am Südring liegt. Gemeinsam mit Christel und Werner-Joachim Bleis hat er mehr als 130 Unterschriften gesammelt und an Verwaltung und Fraktionen übergeben, um gegen die geplante Gegenläufigkeit zu protestieren und auf die Sorgen der Anwohner hinzuweisen.
So rechnen die Betroffenen auch damit, dass eine Grüne Welle bei einer Gegenläufigkeit kaum mehr möglich wäre und Autos länger an den Ampeln stünden – was zusätzlichen Lärm beim Anfahren und mehr Abgase bedeuten würde. „Einen derartigen Konflikt sehen wir zum Beispiel In der Blume, wo auch viele Schüler den Südring kreuzen – oft auch bei Rot“, sagt Kaiser. Das sei bei Gegenverkehr noch gefährlicher. Hinzu komme, so Christel Bleis, dass zwei Busse gleichzeitig an der Haltestelle den Verkehr bei Gegenläufigkeit ausbremsen würden, da es nicht genug Platz für zwei Fahrzeuge hintereinander in der Haltebucht gebe.
Parkplätze würden wohl wegfallen
Apropos Platz: Die Anwohner fürchten auch, dass weitere Stellflächen für Autos wegfallen könnten, da man bei Gegenverkehr wohl Linksabbiegerspuren einrichten und Kreuzungen baulich verändern müsse, so Christoph Kaiser. Schon jetzt würden Anwohner und Kunden am Südring kaum Parkplätze finden. „Auch das Linksabbiegen aus Grundstückseinfahrten würde sehr viel schwieriger werden bei Gegenverkehr“, ergänzt Werner-Joachim Bleis.
Die Anwohner fordern von der Stadt, sich ihre Sorgen anzuhören und über den weiteren Planungsstand umfassend zu informieren. Auch über mögliche Gegenmaßnahmen, wie etwa Tempo 30, müsse zumindest nachgedacht werden.
Für die Verwaltung überwiegen die Vorteile
Die Stadt will das Thema bald angehen. Mit einer Machbarkeitsstudie solle geklärt werden, mit welchen Verkehrsströmen und Problemen bei einer Gegenläufigkeit zu rechnen wäre, berichtet Mario Rieder vom Tiefbauamt. Danach müsse man Gespräche mit Straßen NRW führen, bei denen es auch um die Übernahme der Kosten gehen dürfte. Rieder geht davon aus, dass eine Gegenläufigkeit erst nach einer Umwidmung des Südrings (zur Landes- oder Kreisstraße) kommen würde. Diese Umwidmung dürfte wohl erst nach dem A44-Lückenschluss (voraussichtlich Ende 2022) erfolgen.
Die Kosten lägen nach Kaufmanns Einschätzung – je nach Arbeitsaufwand – im sechsstelligen Bereich. Die Anwohner würden aber nicht finanziell belastet. Straßen NRW wolle zunächst die Ergebnisse der Machbarkeitsstudie abwarten, teilt ein Sprecher auf Anfrage mit.
Die Kritik der Anwohner an den Plänen könne er nur zum Teil nachvollziehen, so Jürgen Kaufmann. Eine Grüne Welle und ein schnelleres Abfließen des Verkehrs wäre bei Gegenläufigkeit nicht ohne Weiteres möglich. „Das würde wohl nur in eine Richtung, vermutlich nach Velbert, klappen.“
Anwohner bleiben skeptisch
Kaufmann rechnet damit, dass die Zahl der Autos bei einer Umstellung auf Gegenverkehr eher ab- als zunehmen würde. „Durch die Erreichbarkeit in beide Richtungen müssten auch weniger Umwege gefahren werden“, gibt er zu bedenken. Auch zu schnelles Fahren dürfte dann deutlich schwieriger werden, meint er. Das „Problem“ des Linksabbiegens gebe es an anderen Straßen auch, beispielsweise an der Westfalenstraße. Vereinzelte Stellplätze könnten durch eine Umstellung des Südrings wegfallen, das seien aber nicht viele.
Ob und was genau am Ende umgesetzt wird, bleibt abzuwarten. Viele Anwohner des Südrings sind jedoch erstmal skeptisch.