Heiligenhaus. . Zugezogene ausländische Kinder können längst nicht immer gut Deutsch. Sie werden in den Ferien mit Intensivkursen für den Alltag fit gemacht.

Hilfesuchend haben sich Grundschullehrer an die städtische Schulsozialarbeiterin Stephanie Dellit gewandt, weil in der letzten Zeit vermehrt ausländische Familien nach Heiligenhaus gezogen sind, deren Kinder kaum oder sogar überhaupt kein Deutsch sprechen.

Dort setzt Dellit jetzt in den Herbstferien mit zwei freiwilligen und kostenlosen Intensivsprachkursen an, im Club und im Spielhaus Oberilp. „Unser Anliegen ist, den Kindern Alltagsdeutsch zu vermitteln, damit sie leichter Kontakte knüpfen können, in der Schule mitkommen und sich nicht ausgegrenzt fühlen.“ Denn im Unterricht zu sitzen und nichts zu verstehen, „das stelle ich mir furchtbar vor“. Allerdings gebe es auch Kinder, die zwar einigermaßen gut Deutsch verstehen, sich aber noch nicht trauen, die Sprache auch zu sprechen. So gehe es nicht nur darum, Vokabeln und Grammatik zu lernen, sondern auch darum, Hemmungen abzubauen.

Hemmungen erfolgreich abgebaut

Deutsch lernen die Kinder spielerisch, etwa beim Pizzabacken. Sozialpädagogin Karoline Schütz und Kerem (8) kümmern sich um die Tomatensoße.
Deutsch lernen die Kinder spielerisch, etwa beim Pizzabacken. Sozialpädagogin Karoline Schütz und Kerem (8) kümmern sich um die Tomatensoße. © Uwe Möller

Dass dies Erfolg hat, bestätigt die Sozialpädagogin Karoline Schütz vom Ratinger Jugendhilfe-Verein Interaktiv, der die Sprachkurse personell unterstützt. „Alle Kinder kommen ans Sprechen, hier im geschützten Raum wird keiner ausgelacht, jeder darf seine Fehler machen.“ Teilweise müsse man sich aber mit Händen und Füßen verständigen, denn die Teilnehmer kommen aus vielen Ländern – aus Litauen, Syrien, der Türkei oder aus Bulgarien.

Tatsächlich unterscheiden sich bei den Grundschülern im Kurs die Sprachkenntnisse deutlich. So könnten einige kaum Deutsch, andere seien schon sehr fit.

„Ab und zu ist es schon etwas langweilig“, sagt Yavuz (10), der die Sprache schon gut beherrscht und manchmal für andere übersetzt. Doch am Mittwoch hatte er großen Spaß, denn da die Gruppe hat ihre eigenen Pizzas gebacken und dafür Zutaten im Supermarkt und bei Händlern auf dem Wochenmarkt gekauft. Denn jeder Tag steht unter einem anderen Motto, zu dem Vokabeln und wichtige Sätze gelernt werden. Diesmal ging es um Lebensmittel und Küchenutensilien. So erzählt etwa die neunjährige Beyza stolz, während sie Paprika schneidet, dass sie diese ganz alleine gekauft hat. Und beim Belegen ihrer eigenen Pizzas sind die Schüler mit großen Eifer dabei.

Weitere Kurse in künftigen Ferien angedacht

„Bisher ist alles absolut gut gelaufen“, sagt Karoline Schütz, „den Kindern macht der Kurs richtig Spaß und er hat ihnen auch etwas gebracht.“ Beyza gefällt es sogar so gut, dass sie beim neuen Kurs nächste Woche wieder dabei sein wird. „Alle haben hier etwas mitgenommen“, sagt auch Organisatorin Stephanie Dellit nach drei Tagen, „das ist die Hauptsache.“ Einen festen Lehrplan gebe es aber nicht, denn der Kurs soll auch keine Deutsch-Nachhilfe sein; vielmehr helfe er bei der Integration und orientiere sich möglichst an den Bedürfnissen der Kinder.

„Wenn es weiter gut läuft, dann möchte ich die Kurse auch in anderen Ferien anbieten“, sagt Dellit. Um das abschließend zu sagen, sei es aber noch zu früh. Jedoch hat sie bereits ein Anschlussprojekt an der Grundschule Schulstraße geplant.

>> Noch Anmeldungen möglich für nächste Woche

    • Für Teilnehmer sind die Sprachkurse kostenfrei, gefördert werden sie vom Jugendamt. Sie richten sich an Kinder von sechs bis elf Jahren.
    • Es gibt noch freie Plätze für den Kurs im Spielhaus Oberilp, Montag bis Freitag, 22. bis 26. Oktober, je von 9.30 bis 14.30 Uhr. Mittagessen und Getränke sind inklusive. Anmeldung und Infos unter 02065/ 6483 (Club), 02056/ 922491 (Stadtteilbüro Oberilp), per Mail an: mail@derclubheiligenhaus.de oder s.dellit@heiligenhaus.de