Heiligenhaus. . Verwaltung und Fraktionen beschließen Vorgehensweise. Erst ist eine Marktanalyse des Standorts vorgesehen, dann folgt ein Architektenwettbewerb.

Das in die Jahre gekommene Heljensbad ist schon lange Stadtgespräch. Nun haben sich die Verantwortlichen – Verwaltung, Fraktionen und Stadtwerke – auf ein weiteres Vorgehen geeinigt, wie es am Standort an der Selbecker Straße (ihre Idee einer Prüfung des Bundeswehrareals als Standort hat die CDU verworfen) weitergehen soll. „Wenn wir das Projekt nach vorne bringen wollen, müssen wir Nägel mit Köpfen machen“, so Bürgermeister Michael Beck.

Zunächst soll zeitnah bei einem externen Gutachter eine Markt- und Potenzialanalyse in Auftrag gegeben werden. Das werde, so Beck, voraussichtlich einige Wochen dauern. Ziel sei es, darzustellen, wo das Heljensbad – auch im Vergleich zu Angeboten in der Umgebung – überhaupt stehe. „Das soll bewusst zur Versachlichung beitragen, weil man dann anhand von Zahlen und Fakten weiter entscheiden kann.“

Neues Gremium wurde geschaffen

Damit nun auch alle Fraktionen auf dem neuesten Stand bleiben (die Grünen sitzen nicht im Stadtwerke-Aufsichtsrat), habe man ein neues Gremium geschaffen: einen „Lenkungskreis“, bestehend aus Fraktionen, Badleitung, Stadtwerke-Geschäftsführung und Bürgermeister. Das sei zwar kein Entscheidungsgremium, so Beck. „Aber wir informieren dort regelmäßig und jeder weiß, was gemacht wird.“ Auch der Arbeitskreis Heljensbad mit den relevanten Nutzergruppen werde nicht aufgelöst und solle weiterhin „auf Stand gehalten werden“.

Der weitere Prozess, bei dem man sich dann mit den Inhalten und Bausteinen eines neuen Heljensbads auseinandersetzen werde, solle durch einen Sachverständigen moderiert werden, erklärt Beck. Man habe für die Diskussion – nicht zuletzt durch den Arbeitskreis – „viele Anregungen und Wünsche der Bürger erhalten“.

Politik muss sich einigen

Die Politik müsse sich nun mit der erwähnten professionellen Unterstützung von außen darauf einigen, was für ein neues Heljensbad man habe wolle und was zu welchen Kosten machbar sei. Damit werde dann der inhaltliche Rahmen für einen Architektenwettbewerb mit Vorschlägen für das neue Bad geschaffen. Beck kann sich auch gut vorstellen, „dass wir mit dem Rahmenkonstrukt vorher nochmal nach draußen gehen und die Bürger fragen, wie sie das finden.“ Eine Entscheidung zum neuen Bad könnte dann im kommenden Jahr erfolgen.

Während der Bürgermeister mit Blick auf das Prozedere nun positiv gestimmt ist, fällt das Urteil der Fraktionen gemischt aus (siehe auch Zweittext). Der CDU-Fraktionschef Ralf Herre ist optimistisch: „Die beschlossene Vorgehensweise beinhaltet weitere folgerichtige Schritte auf dem Weg zu einem professionellen, europaweiten Ausschreibungsverfahren. Bei einer Investitionssumme von rund 20 Millionen Euro in die Zukunft des Bades sollte alles auf den Prüfstand.“

Wilder Aktionismus verhindere eine sachliche Detailarbeit, so Herre weiter: „Am Ende muss eine gute Lösung für die Heiligenhauser Bevölkerung stehen und viele Besucher dauerhaft ins Heljensbad locken.“

SPD froh über das Ende der Standortdiskussion

Der SPD-Fraktionsvorsitzende Peter Kramer hält das weitere Vorgehen ebenfalls für richtig. Er ist zudem froh, dass auf dem bestehenden Gelände an der Selbecker Straße eine Lösung gefunden werden soll. „Es hat sich gezeigt, dass ein Vorgehen mit Marktanalyse, Bürgerbefragung und darauf aufbauend einer Machbarkeitsstudie sinnvoll erscheint, um den Förderantrag zu konkretisieren und dass ein Architektenwettbewerb vernünftigerweise erst dann starten kann, wenn feststeht, wie – mit welchen Details – sich die Bürger ihr Heljensbad wünschen.“

Die Standortdiskussion um das Heljensbad ist inzwischen vom Tisch.
Die Standortdiskussion um das Heljensbad ist inzwischen vom Tisch. © Hans Blossey

Nachdem die Standortfrage jetzt im Sinne der SPD geklärt sei, gelte es, die Großzügigkeit der Anlage und insbesondere die attraktiven Wasserflächen zu erhalten, fordert Kramer.

Grüne, WAHL und FDP fordern mehr Transparenz

Die FDP begrüßt das weitere Vorgehen und die Steuerung durch einen Lenkungskreis, so Fraktionschef Volker Ebel: „Wir sind optimistisch, damit ein zukunftsfähiges Bad zu planen. Die konstruktive Zusammenarbeit löst damit den öffentlichen Ideenaustausch einzelner ab.“ Wichtig sei der FDP die Transparenz und Veröffentlichung von Zwischenschritten, insbesondere der Entwurfszeichnungen. „Damit können sich die Heiligenhauser Bürger nach Fertigstellung wiederfinden und mit ihrem neuen Heljensbad identifizieren.“

Die Grünen sind dagegen nicht zufrieden: „Statt eines konkreten Zeitplans gibt es nur einen unverbindlichen Verfahrensablauf, obwohl in einer Beratung durch einen Experten für kommunale Bäder ein Zeitfenster von sechs Monaten bis zur Ausschreibungsreife als normal angesehen wurde“, erklärt Ratsherr Lothar Nuthmann und kritisiert, dass mit dem Lenkungskreis wieder die Öffentlichkeit außen vor bleibe und eine Beteiligung der gewählten Gremien nicht vorgesehen sei.

Die WAHL bleibt skeptisch: „Die Bürger haben ein Recht darauf, dass es bei dem Thema zügig und transparent vorangeht. Rein inhaltlich hat sich aber ja noch gar nichts getan, weshalb weiter abzuwarten ist, wie insbesondere der Freibadbereich ausfallen wird. Da war bisher von Stadtwerken und der CDU nicht viel zu erwarten“, so der Fraktionschef Stefan Okon.

>>> ANTRAG AUF FÖRDERMITTEL AUS BUNDESPROGRAMM

  • Beim neuen Heljensbad will die Stadt Heiligenhaus sich auch um Fördermittel aus dem Bundesprogramm „Sanierung kommunaler Einrichtungen in den Bereichen Sport, Jugend und Kultur“ bewerben.
  • Im Haupt- und Finanzausschuss (heute 18 Uhr, großer Ratssaal) sollen die Mitglieder dies per Dringlichkeitsentscheidung auf den Weg bringen. Normalerweise müsste der Rat dies entscheiden, die Antragsfrist läuft aber schon morgen ab.