Aus Alt mach Neu laute die Devise der Veränderungen. Beim Heljensbad hingegen wollen auch die Christdemokraten den Standort nun erhalten.
Heiligenhaus hat sein Gesicht an vielen Stellen verändert. Auch in Zukunft stehen zahlreiche Projekte an. Um diese frei nach dem Motto „aus Alt mach Neu“ erfolgreich umzusetzen, müsse man innovativ denken und einen Mehrwert für die Bürger schaffen, sagt der CDU-Fraktionsvorsitzende Ralf Herre im Sommer-Interview mit WAZ-Redakteur Christoph Husemeyer.
Herr Herre, wo steht Heiligenhaus derzeit?
Wir sind auf einem guten Weg und haben schon viele Veränderungen hinter uns. Wo beispielsweise früher Steine und Gestrüpp zum alten Bahnhof führten, lockt der Panoramaradweg heute Freizeitsportler und Touristen an. Das ist ein Stück Geschichte, aber noch gar nicht so lange her. Genauso ist es mit dem Umbau der Hauptstraße.
Was bedeutet deren Neugestaltung für die Innenstadt?
Das Stadtzentrum wurde durch die Verkehrsberuhigung deutlich aufgewertet. Wir haben eine höhere Aufenthaltsqualität. Die Menschen kommen nicht nur zum Einkaufen in die Innenstadt, sie gehen zu großen Veranstaltungen und verweilen auch im Alltag gerne länger. An diesem Punkt können wir noch mehr tun.
Wo sehen Sie Verbesserungsbedarf?
Wir brauchen mehr Außengastronomie. Im Alten Pastorat wurde dafür ein Investor gefunden. Von dort kann man gut eine Brücke zum Campus schlagen und mehr Studenten in die Stadt locken. Außengastronomie im Stadtzentrum, das wollen die Heiligenhauser heute haben. Das war früher bei durchbretternden Lkw undenkbar.
Auch das Nahversorgungszentrum auf dem Hitzbleck-Gelände soll die Innenstadt aufwerten.
Dort soll ein weiterer Anziehungspunkt entstehen. Dafür könnte sich auch die dort geplante große Gastronomie sehr gut eignen. Das Projekt wird trotz der Altlasten im Boden, deren Beseitigung aufwendig ist, fortgesetzt. Der Investor hat signalisiert, dass er weitermachen will.
Auf anderen Industriebrachen tut sich auch etwas.
Vor zehn Jahren war es kaum vorstellbar, dass es einige Firmen in Heiligenhaus nicht mehr geben wird. Nun werden die Brachflächen nach und nach erschlossen. Auf dem alten Kiekert-Areal ist etwas Tolles entstanden, dort gibt es eine Hochschule und zwei Parks, Wohnhäuser wurden gebaut. Wohnprojekte entstehen auch auf dem Dörrenhaus-Gelände und bei Kiekert und Nieland. Auch bei ehemals Schlechtendahl an der Mozartstraße ist das angedacht.
Ist sozialer Wohnungsbau geplant?
Auf dem alten Schlechtendahl-Gelände könnte das so kommen. Zudem hat der Spar- und Bauverein zwei Projekte auf den Weg gebracht. Wir brauchen auch keine zusätzliche städtische Wohnungsbaugesellschaft, weil in der Stadt ohnehin weitere Vorhaben mit sozialem Wohnungsbau geplant sind.
Baubeginn soll bald auch beim neuen Gewerbegebiet sein.
Auch hier passt das Motto „aus Alt mach Neu“. Mit dem Innovationspark können wir unseren Branchenmix bei den Unternehmen erweitern. Dadurch sind wir nicht mehr so konjunkturanfällig und die Gewerbesteuereinnahmen werden steigen. Wir wollen aber auch, dass die Menschen nicht nur in Heiligenhaus arbeiten, sondern auch gerne hier wohnen.
Dafür muss man aber die nötige Infrastruktur schaffen.
Bei den Kinderbetreuungsangeboten müssen wir nachlegen. Der Ganztag wird stärker nachgefragt. Hier muss die Zahl der Plätze mit dem Bau neuer Wohnungen Schritt halten. Auch in der Freizeit muss die Stadt für Familien attraktiv sein. Die Zahl der Spielplätze wurde reduziert, diese werden nun aber aufgewertet. Eine Schaukel und eine Rutsche allein locken heute kaum noch jemanden. Neben dem Leuchtturmspielplatz im Steinbeck-Park können wir uns so ein hochwertiges Projekt auch an der Gartenstraße und in Hetterscheidt vorstellen.
Ein wichtiger Teil der Infrastruktur ist auch das Heljensbad.
Und auch hier gilt der Grundsatz „aus Alt mach Neu“. Wegen der alten Bausubstanz ist aus unserer Sicht ein Neubau alternativlos. Nun muss man Geld in die Hand nehmen, dann ist aber das jährliche Defizit nachher geringer, weil die Energiekosten sinken. Wir müssen aber den Neubau so organisieren, dass der Badbetrieb an der Selbecker Straße parallel weiterlaufen kann.
Die CDU will also am alten Standort festhalten?
Ja, die Diskussion um das alte Bundeswehrgelände ist vom Tisch. Der Bürgermeister hat klar gemacht, dass es zu lange dauern würde, um das Areal von der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben zu kaufen. An der Selbecker Straße wollen wir die Außenflächen des Bads in ihrer Größe erhalten, man muss sie aber sinnvoller nutzen als bislang.
Wie könnte das aussehen?
Man muss die Zeichen der Zeit erkennen und sehen, was die Leute wollen. Spiel- und Grillflächen, ein Kletterpark, eine Fläche für Events – all das ist denkbar. Die überdimensionierten und teuren Außen-Wasserflächen halten wir in der jetzigen Form klimatechnisch und energetisch für bedenklich. Wir müssen die Dimensionen der Wasserflächen zwischen innen und außen tauschen. Viele Angebote – gerade für Schulen und Vereine – sind auch drinnen möglich. Da müssen wir uns professionelle Expertise einholen, um auf intelligente Weise ganzjähriges Schwimmen und auch neue Angebote zu ermöglichen.
Wie sieht der weitere Fahrplan aus?
Der Arbeitskreis Heljensbad wird nochmal tagen, danach ist ein Workshop mit Bürgerbeteiligung geplant. Mit den Anregungen von Bürgern und Vereinen muss sich die Politik dann auf einen Kriterienkatalog für ein neues Bad einigen, um einen Architektenwettbewerb durchführen zu können. Die Fraktionen müssen sachlich diskutieren und dürfen nicht, wie bereits geschehen, Ängste in der Bevölkerung schüren und falsche Nostalgiegefühle fördern. Am Ende muss auch beim Heljensbad ein zukünftiger Mehrwert für die Bürger entstehen.