Heiligenhaus. . Sedat Danisman ist gelernter Kalligraf und teilt sein Wissen donnerstags im Kunstatelier. Das Schönschreiben ist schwieriger, als es aussieht.

Als ich das Art-Cafe an der Hauptstraße betrete, ist drinnen schon jede Menge los. Ich besuche einen Schnupperkurs in Kalligrafie, und das mit Vorfreude: Ich mag Worte und ich mag Kunst, und diese scheinen hier zusammen zu fließen.

Sedat Danisman leitet den Kurs zur Schönschrift. Im vorderen Bereich des Cafés hat er zwei Tische zusammengeschoben und für die Teilnehmer Papiere und Stifte bereitgelegt. Während in den hinteren Räumen ein Wollkurs Kunstwerke strickt, beginnen wir nun mit den Grundlagen der Kalligrafie: „Erstmal müsst ihr ein Gefühl für den Stift entwickeln“, erklärt Danisman, und wie in der Grundschule werden die Papiere mit graden Linien und Punkten gefüllt. „Ist doch ganz einfach“, denke ich zufrieden.

Interkultureller Austausch

„Wir haben zusammen Design studiert, ich bin nun freischaffender Künstler, und Sedat ist freischaffender Kalligraf“, erklärt Helge von Czaplinski, Inhaber des Art-Cafés, die Verbindung zu Danisman, der aus Gelsenkirchen kommt. „Ich kann mich nicht als Normkalligraf definieren, denn ich falle aus der Norm. Ich halte mich nicht an bestehende Regeln, also bin ich Kalligrafiekünstler“, ergänzt Danisman.

Sedat Danisman ist Kalligrafiekünstler.
Sedat Danisman ist Kalligrafiekünstler. © Ulrich Bangert

Seit vierzehn Jahren ist dies nun seine Berufsbezeichnung. Nachdem er in der Türkei beobachtete, wie Touristen ihre Namen kalligrafisch auf verschiedene Arten auf Souvenirs geschrieben bekamen, nahm sich Danisman ein Jahr Zeit, um dort Kurse zu belegen und seinen Stil zu finden: „Ich mische orientalische und westliche Kalligrafie“, erklärt er, und fährt fort: „Wenn wir uns schon nicht in der Politik verstehen, dann möchte ich in der Kunst versuchen, einen interkulturellen Austausch zu schaffen.“

Gar nicht so einfach, wie es aussieht

Geld verdiene er durch das Geben von Kursen, aber vor allem durch die Anwesenheit auf Messen, Stadtfesten und Ausstellungen. Auch im Kunstatelier findet sich eine kleine Ecke, in der man seine Schriften – eingebrannt auf Holz und Schlüsselanhänger – begutachten und kaufen kann.

Danisman nutzt das White Board, um zu demonstrieren, was Jahre der Übung ausmachen können. Die Namen der Teilnehmer werden mit Schlaufen und Wirbeln versehen: Kopfschmuck und Fußschmuck nennt man diese Verzierungen unter und über den Buchstaben. Meine vorherige Zuversicht kriegt einen Kratzer: Das sieht schon schwieriger aus. Der Stift in meiner Hand scheint nicht so zu wollen, wie sich mein Kopf das vorstellt. Auch für andere Kursteilnehmer ist es nicht leicht: „Ich frische hier mein kalligrafisches Grundwissen aus Schulzeiten wieder auf. Man muss üben, üben, üben, um Verbesserungen zu sehen“, ermutigt mich Sabrina Bönnemann.

Sedat Danisman mit einer Kalligrafie zur WAZ.
Sedat Danisman mit einer Kalligrafie zur WAZ. © Ulrich Bangert

Man muss weiter fleißig üben

Auch die jüngste Teilnehmerin des Kurses sieht einen Mehrwert an dem Gelernten: „Ich kann damit Karten für meine Freunde gestalten“, erklärt die 13-Jährige Lätizia. Ihre Mutter Joanna Cosentino, die selber ihre Kunstwerke im Atelier ausstellt, ist ebenfalls begeistert über das Kursangebot: „Ich habe ein Bild von Sedat Danisman auf dem Stadtfest gesehen und mich einfach rein verliebt. Es ist eine Ehre, bei ihm lernen zu dürfen, noch dazu ist er sympathisch und man merkt, welche Leidenschaft ihn antreibt, seine Kunst zu verfolgen“, schwärmt die Heiligenhauserin.

„Czaplinski hat einen Raum geschaffen, in dem Leute zusammenkommen können die gerne Kunst machen – oder einfach Kaffee trinken wollen“, erzählt Joanna. Sie will auf jeden Fall wiederkommen, ebenso wie der einzige Mann unter den Teilnehmern: „Ich wollte mein Talent suchen und werde Zuhause weiter üben, um es zu finden“, sagt Norbert Kozub.

Ich selbst bin mir nicht sicher, ob ich mein Talent in diesem Rahmen gefunden habe – Spaß gemacht hat es auf jeden Fall und ich verlasse das Atelier mit einem Lächeln.

>>> KUNSTKURSE IM ART-CAFÉ

  • Vor etwas mehr als einem Jahr hat Helge von Czaplinski sein Art-Café an der Hauptstraße 217 eröffnet.
  • Neben Kalligrafie werden in der Malschule auch ein Woll-Workshop, Kurse zu Fächerpinseltechnik, Experimenteller Fotografie, Freier Malerei und ein Graffiti-Workshop angeboten.
  • Informationen gibt es unter
    0157/ 70 28 4523