Heiligenhaus. . Seit vielen Wochen können Anwohner an der Rhönstraße nur noch die Treppe nutzen. Doch ab fünf Etagen muss ein Fahrstuhl angeboten werden.
Mal die Treppe nehmen statt des Aufzugs, dann tut man etwas für seine Gesundheit. Doch es gibt viele Menschen, die leider nicht mehr so gesund sind, dass sie das mal eben machen könnten. Sie sind auf den Aufzug angewiesen. So geht es derzeit auch Mietern in der Rhönstraße: Seit Ende April funktioniert in einem der siebengeschossigen Mehrfamilienhaus der Fahrstuhl nicht mehr. Die Mieter wissen nicht mehr weiter, denn Hilfe vor Ort gibt es bislang nicht.
Bereits im Herbst des letzten Jahres gab es schlimme Nachrichten rund um die Aufzüge in dem Wohnkomplex Rhönstraße 7 bis 17. Damals wandten sich die Anwohner ebenfalls an die WAZ; ein Hund war aus der fünften Etage in den Aufzugsschacht gestürzt und gestorben. Die Tür war aufgegangen, ohne dass ein Fahrstuhl dort war. Über den oft mangelhaften Aufzug, der auch immer wieder gar nicht in Betrieb gewesen sei, klagten die Anwohner.
Mieter sind mit den Nerven am Ende
Wie es zu dem tragischen Unfall kommen konnte, ist nach wie vor nicht geklärt. Die damals verantwortliche Wohnbaugesellschaft WVB Centuria vermutete Manipulation und erstattete Anzeige. Nun wird der Gebäudekomplex verwaltet von Adler Real Estate, doch die Anwohner sind immer noch nicht zufrieden. Namentlich wollen sie nicht genannt werden aus Angst vor drohenden Konsequenzen, „denn wir fühlen uns eigentlich schon wohl hier, die Wohnungen sind toll und bezahlbar und so schnell findet man auch nichts Neues“, berichten sie.
Doch von ihrer Verwaltung fühlen sie sich im Stich gelassen. „Wir haben seit dem 24. April keinen Aufzug mehr, und in unserem Haus wohnen auch kranke Menschen, die langsam mit den Nerven am Ende sind.“ Eine Frau, die immer viele Etagen laufen müsse, sei bei der Hitze im Hausflur beinahe kollabiert. „Vor Ort ist keiner, der uns helfen kann.“
Anwohner wollen sich nun wehren
Auch ans Ordnungsamt habe man sich schon gewandt, „wir wollten schon die Polizei rufen, das kann doch so nicht weitergehen.“ Einige Anwohner würden nun ihren Anwalt kontaktieren.
Das nicht alle Aufzüge defekt sind, das betont Adler Real Estate auf WAZ-Nachfrage. Zutreffend sei, dass es in den zu Adler gehörenden Häusern in der Rhönstraße 7, 9, 11, 13, 15 und 17 Ende April/Anfang Mai eine kurze Ausfallzeit gegeben habe, „weil wir den Dienstleister für die Wartung und Betreuung der Aufzüge gewechselt haben – wovon wir uns im Übrigen einen besseren Service für die Mieter in der Zukunft versprechen.“
Techniker sollen sich nun um das Problem kümmern
Im Anschluss daran sei bei einem der Häuser ein technischer Defekt aufgetreten. Die Techniker würden sich darum derzeit kümmern. „Leider können wir noch nichts über die voraussichtliche Ausfallzeit sagen, da wir selbst noch auf eine Rückmeldung des beauftragten Unternehmens warten“, erklärt Adler.
Das vor Ort keine Betreuung stattfinde, darüber beschweren sich die Anwohner ebenfalls. „Wir können keinen ansprechen und um Hilfe bitten.“ Eine Mietersprechstunde wolle man, so Adler, künftig auch wieder in der Rhönstraße anbieten, nachdem diese zuletzt im Mai in der Harzstraße durchgeführt worden sei. „Aber wir haben jetzt einen Aushang erhalten, dass es im Juni leider keine geben wird. Wir sind gespannt“, sorgen sich die Anwohner weiter.
>>> BAUAUFSICHT SCHREITET NUN EIN
- Alarmierende Zahlen gab es vom TÜV Rheinland: Im letzten Jahr waren 2000 Aufzugsanlagen nach ihrer Prüfung stillgelegt worden, jeder achte weise gravierende Mängel auf, teilweise habe Gefahr für Leib und Leben bestanden. Sie prüfen Anlagen unabhängig. Vor der Nutzung, so der TÜV, solle man auf die Fahrstuhlplakette achten.
- Laut Landesbauordnung (§39) müssen Häuser, die mehr als fünf Geschosse haben, über einen betriebsbereiten Aufzug verfügen und für Kinderwagen, Rollstühle, Krankentragen und Lasten geeignet sowie barrierefrei ist.
- Der Bauaufsicht der Stadt lag auf WAZ-Nachfrage bislang keine Informationen zum Aufzugsausfall vor. Sie wolle nun die Verwalter kontaktieren und um eine Schilderung des Sachstands bitten und notfalls Auflagen erteilen, sollte keine Besserung in Sicht sein.