Köln. . Die ständigen Kontrollen sind offenbar bitter nötig: Prüfer vom TÜV Rheinland legten im vergangenen Jahr fast 2000 Anlagen sofort still.
Einmal pro Jahr muss jeder Aufzug hierzulande unabhängig begutachtet werden, um die seit 2015 vorgeschriebene Fahrstuhlplakette zu erhalten – und das ist offenbar gut so: Wegen gravierender Mängel nahmen Prüfer des TÜV Rheinlandes im vergangenen Jahr insgesamt 1965 Anlagen umgehend außer Betrieb – das war etwa jeder achte, begutachtete Fahrstuhl. „Bei diesen Aufzügen war der technische Zustand so bedenklich, dass Gefahr für Leib und Leben gegeben war“, sagte der TÜV-Experte Thomas Pfaff gestern.
Typische Probleme, meist älterer Anlagen: Der Fahrstuhl hält nicht auf Höhe des Ausstiegs, so dass eine Trittstufe als Stolperfalle entsteht. Die Tragseile sind verschlissen, die Türen gehen nicht richtig zu. „Häufig funktioniert auch der Notruf nicht“, sagt Geschäftsfeldleiter Pfaff vom TÜV. „Innerhalb von 30 Minuten muss bei einem Steckenbleiben die Befreiung eingeleitet werden. Das ist nur möglich, wenn im Fall des Falles der Notruf zuverlässig funktioniert“, erklärt der Experte.
59 Anlagen in Düsseldorf
In ganz Deutschland hatten mehr als 80 000 der 544 000 von allen zugelassenen Überwachungsstellen insgesamt geprüften Aufzüge erhebliche oder gefährliche Mängel. Neben dem TÜV prüfen auch andere Organisationen. TÜV-Prüfer legten alleine im Stadtgebiet Köln im vergangenen Jahr 36 Fahrstühle vorübergehend still, in Düsseldorf waren es 59 und in Berlin sogar 132. Vorbildlich: die Bundesstadt Bonn, dort waren es nur vier Anlagen – und dass, obwohl es in Bonn eine ganze Reihe größerer Firmensitze, Behördengebäude und Wohnsitze gibt.
Dass es in Deutschland nicht mehr Unfälle mit Aufzügen gibt, ist nach Ansicht von TÜV-Experte Pfaff ein Verdienst der regelmäßigen, unabhängigen Kontrollen. Er rät Nutzern, auf eben jene Fahrstuhlplakette zu achten. Sachverständige kontrollieren u. a. Notrufsystem, Notfallplan, Notbefreiungsanleitung, Fahrverhalten, Sicherheits- und Nothaltvorrichtungen, elektrische Schutzmaßnahmen und die Funktion der Schacht- und Fahrkorbtüren.
Auch externe Sicherheitseinrichtungen werden geprüft
Auch die sogenannten aufzugsexternen Sicherheitseinrichtungen werden neuerdings untersucht. So muss etwa sichergestellt sein, dass ein Feuerwehraufzug mit einer vorhandenen Brandmeldeanlage, Entrauchung oder Notstromversorgung eines Gebäudes ordnungsgemäß zusammenwirkt. „Das ist im Ernstfall lebenswichtig“, erklärt Pfaff.